Er ist der am heutigen Tag prominenteste Promi, wird seit einigen Tagen auf allen Kanälen, auf allen Sendern und Stationen in den Nachrichten auf Platz eins erwähnt. Arafat? Scharon? Bush? Stoiber? Nein. Es ist der Leo Kirch. In ein paar Tagen wird er "durch" sein, und in ein paar Jahren ist sein Name nur noch eine Fußnote des deutschen Mediendings, das dann von Rupert Berlusconi kontrolliert wird. Die größte Prominenz kurz vor dem Fall, ja schon im Fallen.
Es war einen Tag, nachdem der Kirchleo erstmals mit dem Wort "pleite" in einer Schlagzeile genannt worden war. Mitte Januar 2002. Es war bei der formidablen Jubiläumsgeburtstagsfeier eines alten bayerischen Freundes von Leo.
Leo kam, als die meisten der etwa hundert Gäste mit Tischkarte und Menüfolge auf Bütten schon an zehn Tischen platziert waren. Beim Aperitif war er jedenfalls nicht aufgefallen. Und er wäre aufgefallen. Denn jetzt erhob sich ein deutliches Gemurmel, als Leo an neun der Tische vorbei nach vorn an den Prominententisch schritt, an dem schon einige CSU-Parteifreunde saßen und speichelnd auf ihn warteten, da man noch nicht mit dem Servieren begonnen hatte ohne diesen wichtigen Gast.
An allen Tischen wohl dasselbe Thema. Der Satz: "Ja, der Leo hat ja jetzt auch seine Probleme" muss überall in der einen oder anderen Form gefallen sein. Überwiegend wohl etwas schadenfroh. Und jeder nahm aus den Augenwinkeln (denn in solch edler Gesellschaft, in der sich gern jeder selbst für prominent hält, gehört sich Promi anstarren einfach nicht) wahr, dass der Leo "angeschlagen" wirkte. Wie ein Boxer, der in der siebten Runde die ersten schweren Treffer hinnehmen muss, zwar noch steht und vielleicht noch eine weitere Runde mitboxt, dann aber...
Sein Gewinnerlächeln schien plötzlich aufgesetzt, obwohl es dasselbe Lächeln war, dass Kirch seit Jahren in seinem "interessanten" Gesicht trägt.
Etwas schwer beladen mit den Augenwinkelblicken auf seinen Schultern, ließ er sich in den gepolsterten Stuhl sinken, fortan von allen anderen nur noch von hinten zu sehen.
Auch am Prominententisch konnte nun aufgetragen werden.
Rübenkrauts tausendstes Posting, gewidmet dem Hausmeister Anko
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