Als ich in Anfang der 70er Jahre während meines Studiums nebenbei als
Stewardess auf dem TEE fuhr - das war der Vorläufer des ICE, aber insgesamt
vornehmer, denn damals flogen nur die Superreichen zu ihren Terminen,
während heute die Flugzeuge voll sind mit Vertretern und ihren laptops - als
ich also auf dem TEE arbeitete, begab sich einmal folgendes:
Ich fuhr zum erstenmal nach Paris und mußte die Bar machen, die neben dem
Restaurant lag und immer eine Extra-Bedienung hatte. In Düsseldorf stiegen
die Mitglieder des Stadtrats zu. Was die in Paris wollten, wußte ich nicht.
Aber bestimmt nichts Gutes. Sie krakeelten herum und gaben an wie zehn
nackte Stadträte, bis ich nicht mehr zuhörte.
Es wurde jede Menge Bier getrunken und zu jedem Bier ein Jägermeister. Kurz
bevor sie das Portemonnaie zückten, nahm mich einer beiseite: ÒDie Kollegen
sind nicht besonders ...ähem... spendabel. Schreiben Sie doch einfach etwas
mehr auf.Ò Das tat ich und siehe da - bei einer Rechnung von über 200 Mark
wurde mir großzügig ein Trinkgeld von 60 Pfennig überreicht. (ãStimmt so!Ò)
Auf der Rückfahrt war der Zug schlecht besetzt. Zu mir in die Bar kamen nur
zwei Damen, furchtbar alte, wie ich damals dachte, aber in Wirklichkeit
waren sie bestimmt jünger, als ich es heute bin. Sie waren gut, aber sehr
dezent gekleidet, setzten sich an verschiedene Tische und bestellten eine
Kleinigkeit zu essen. Als die erste wieder in ihr Abteil ging, bezahlte sie
und drückte mir einen Zehnmarkschein extra in die Hand. Ich war fassungslos,
denn für zehn Mark konnte man damals noch zwei Hauptgerichte beim Chinesen
bekommen.
Die zweite Dame winkte mich an ihren Tisch: ãWissen Sie, wen Sie da gerade
bedient haben? - Ich bin auch aus Flensburg. Das war Beate Uhse.Ò
Seitdem sehe ich mir das Geschäftsgebaren dieser Dame doch mit einiger
Sympathie an. Wer solche Trinkgelder gibt, kann nicht ganz schlecht sein.
Allerdings bin ich noch nicht so weit gegangen, mir ein diskret verpacktes
Paket zu bestellen.
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