Von Ihnen lass ich mich doch nicht provozieren. Von Ihnen nicht!
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Von Ihnen lass ich mich doch nicht provozieren. Von Ihnen nicht!
Lustiges Landschaftenraten
Heute:
welcher Berg ist hier zu sehen?
Es ging, liebe Hofbauerova,
ja nicht drum, das Österreichische lächerlich zu machen. Ganz im Gegenteil und im Ernst. Sonst würd man ja auch nicht immer wieder gern hinfahren und alles schätzen, was im weitesten Sinne mit Qualtinger, "Indien", Torberg, Roth usw. usf. zusammenhängt.
Erlauben Sie mir einen etwas gewagten Vergleich? Ein Imker, der gerne Honig mag, braucht deshalb noch lange nicht selbst von Blüte zu Blüte fliegen zu können. Aber dass er deshalb gleich so furchtbar verzwiebelt werden muss?
In diesem Sinne,
L.M.
Was soll die Ablenkerei, Le Mat?
Wie heisst der Berg? Sie wissen´s nicht, ist es nicht?
Typisch deutsch, sich für den Imker zu halten.
ins Blaue
Wiener Hofberg?
Berg Theater?
Einer echten SeefahrerInnen-Nation verdanken wir schließlich die Erfindung der Kieler Sprotten! Wien liegt gewissermaßen in der Pannonische Tiefebene - tüppisch Gebirge! Mehr sage ich nicht.
%P
Doch ich hatte Ihnen ja versprochen, beim greisen Vater (einem Zeitzeugen) Quasi-Anekdoten einzuholen.
Nun gut, von "Komm kleiner Fetzenschädel, tanz' mit mir" habe ich ja schon weiter oben berichtet.
1/ Quelle: mündlicher Bericht von Quasi an meinen Vater; Zeitpunkt: Ende der 50er Jahre.
Demnach hätten Quasi und Kurt Sowinetz die Bahnhofsrestauration München besucht, sich an einem Tisch niedergelassen, etwas Minimales (Bier?) bestellt und aus einer Tasche Hundefutter-Dosen hervorgezogen (mein Vater: "Cappi"). Sie hätten daraus zu essen begonnen und Aufsehen & Mitleid erregt
Die Dosen wären präpariert gewesen.
2/ Quelle: meinem Vater zu Ohren gekommen; Zeitpunkt: wie 1/.
Quasi und ein anderer Schauspielerkollege - möglicherweise Heinrich Schweiger, sicher nicht Sowinetz - hätten ein teures wiener Restaurant besucht und Suppe bestellt. Sie hätten, als die Suppe serviert war, Eprouvetten auf den Tisch gestellt, Suppe eingefüllt, daran gerochen etc. Auf Befragen hätten sie angegeben, vom Gesundheitsamt zu sein, und den Rest des Essens gratis erhalten.
***
Eine bekannte Geschichte ist, dass Qualtinger eine nachhaltige Zerrüttung des Verhältnisses zwischen dem damaligen ÖVP-Minister Felix Hurdes und Kurt Haeussermann herbeiführte; er gab sich in Telephonaten als der jeweils Andere aus und sagte Unfreundlichkeiten.
Die folgenden Anekdoten 3/ und 4/ beruhen nicht nur auf dieser bekannten Fähigkeit Qualtingers, individuelle Stimmen zu imitieren, sondern auch auf seiner besonderen Begabung, mit Akzent gesprochenes Deutsch bis in feinste, hier: südslawische Nuancen nachzuempfinden.
3/ Quelle: Familienmythos; Zeitpunkt: wie 1/.
Meine Mutter kommt aus Zagreb. In den 50er-Jahren waren Lebensmittelsendungen von zu Hause hoch willkommen (Rakija, geräucherte Würste, Schinken, Salami usw).
Quasi ruft als Markovic aus Zagreb bei meinen Eltern an und bekommt meinen Onkel Dodo, einen frühen Gastarbeiter in Wien, ans Telephon. Onkel Dodo berichtet aufgeregt von Herrn Markovic, der ein Lebensmittelpaket mithabe, das im Hotel Post vor Mitternacht behoben werden müsse, weil Herr Markovic dann abreise. Im Hotel Post weit und breit von Herrn Markovic keine Spur. Auch nicht von Schnaps und Würsten.
4/ wie 3.
Quasi gibt sich meiner Mutter gegenüber am Telephon als Milo Dor aus. Einmal fällt sie ihm herein. Ein nächstes Mal verlangt Qualtinger als Milo Dor am Telephon, Qualtinger zu sprechen. Meine Mutter: "Das geht nicht, der sitzt gerade in der Badewanne."
Die sadistische Komponente des am "Schmäh Haltens", an dem auch meine Mutter große Freude hatte, ist nicht zu übersehen.
Seit Beginn der 60er Jahre hatte mein Vater keinen weiteren beruflichen Kontakt mehr zu Qualtinger, auch der Kontakt zu seiner (später?) geschiedenen Frau Leomare Seidler, einer Kinderbuchautorin, brach ab. Ich selbst sah Qualtinger in den 80er Jahren einige Male im Hinterzimmer des Kärntner Gasthauses "Bei Max" im ersten Bezirk (Ecke Landhausgasse / Herrengasse) sitzen und trinken, gelegentlich mit Vera Borek. ("Bei Max" und sein damaliger Besitzer Schmölzer senior, ein überzeugter Falkner und nicht unrassistisch daherredender Zeitgenosse, wären ein eigenes Kapitel). Ich habe meinen Kindheitskontakt zu Quasi nicht wieder erneuert.
Schicke Ihnen eine Rose, Andrea Maria.
Wer noch einmal behauptet, die Österreicher würden nur Honig fressen, bekommt es mit mir zu tun!
Liebe Frau Hofbauerova,
damit wir uns bei aller frohsinnigen Ironie nicht mißverstehen: ich bin aus weltanschaulichen Gründen strikt GEGEN das Abholen von Wienern.
Bedauerlich finde ich, daß sie sich so gegen die Berge aussprechen. Ich hatte mir schon vorgenommen, Sie bei meinem nächsten Wien-Ausflug zu bitten, mir die dortige Bergwelt zu zeigen, und Sie eventuell zur Jause auf einer der umliegenden Almen auszuführen.
Die Vorstellung, wie Sie im Dirndl vor mir bergauf stapfen...mir die Pfanzenwelt erklären...ein frohes Lied jodeln...all das macht mich schon jetzt träumen.
Immer Ihr
Butch C.
Lesen Sie doch zu möglichen rustikalen Picknicken in Wiens Umgebung bei Thomas Bernhard das Dramolett über Claus Peymann auf der Sulzwiese nach.
Butch, auch Ihnen gelingt es nicht, von Ihrer völligen Unwissenheit in Bezug auf den gefragten Berg abzulenken.
Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass ich mit Ihnen unter diesen Umständen auf der Alm jausnen werde? Bilden Sie sich ein wenig, studieren Sie Flora und Fauna, beantworten Sie die Fragen, womöglich richtig, und wir werden sehen. Jodeln, zum Beispiel, ist schon wieder falsch. In diesem Fall ist es dudeln! Stapfen ist auch falsch, aber da lasse ich Sie noch ein wenig raten, warum...
PS: Wenn Sie die Wiener nicht abholen wollen, wie wärs denn dann mit Frankfurtern oder Hot Dogs? Teilen Sie mir doch ruhig bei Gelegenheit mal wieder mit, wo Sie aus weltanschaulichen Gründen für oder gegen sind. Bis dahin grüsse ich höflich.
Teuerste Hofbauerova,
meine Weltanschauung wollte ich mit Ihnen eigentlich erst auf der Seilbahn diskutieren, aber bitte: ein wohlwollendes Interesse an Naturvölkern zählt auf jeden Fall dazu, ferner frische Luft und Bergwandern - am liebsten mit einer kernigen, unverbildeten Tochter der Alpen (Sie sehen, wie angetan ich von Ihnen bin).
Die Frankfurter möchte ich ebenfalls nicht abholen. Mit denen geht es mir wie mit den Wienern: ich finde, sie sind in ihrem angestammten Biotop sehr gut aufgehoben.
Und jetzt tun Sie mir doch die Liebe und grüßen Sie mich nicht immer so angestrengt "höflich". Ich würde mich über ein herzhaftes "Servus" viel mehr freuen. Bedenken Sie, daß wir demnächst möglicherweise eine gemeinsame Bergtour machen, und da muß man sich nicht nur blind vertrauen, nein, da muß man sich auch irgendwie vertraut sein.
Seavas
Butch
P.S.: Ich kann nur hoffen, daß Sie das mit den Dudeln nicht unanständig gemeint haben, das wäre mir sozusagen ungeheurig! (Ein Scherz!)