Liebe Paparazzi, ein Wort zu meinem Privatleben: Ich bin Sozialdemokrat und das ist gut so. Ich habe auch ein Amt inne, eher ein Ämtchen: Kreisdelegierter im Bezirk Tempelhof-Schöneberg. Die Kreisdelegiertenkonferenz tritt gelegentlich gegen 18 Uhr zusammen und wählt bis tief in die Nacht die höheren Parteiebenen. Auf solchen Veranstaltungen sind prominente Politiker immer dabei, denn hier spielt die Musik der Basis. Sie laufen herum und begrüßen Leute, ein Scherz hier, ein Smalltalk dort. Kontakte sind wichtig, wenn man in Ämter gewählt werden will. So trug es sich zu, dass Klaus Wowereit auch mich mal ansprach. Das Gespräch war kurz und ich hätte es sicher bald vergessen, wenn er nicht am kommenden Donnerstag die Macht in Berlin an sich nähme. Seit gestern wissen die Welt und ich offiziell, dass er schwul ist. Ich dumme Kuh! Ich stehe ja auf attraktive Herren in den Vierzigern und er gefiel mir, nur empfand ich die dröge Veranstaltung als unpassend für die Balz. In einer Homobar hätte ich unverzüglich meinen berüchtigten Charme ausgepackt und ihn konfisziert. Ich hätte die First Lady in Berlin sein können, die Schirmherrschaft der Mukoviszidose-Gesellschaft annehmen können, man hätte Blumenneuzüchtungen nach mir benannt... zu spät!
(Beitrag wurde von Claus Eschemann am 11.06.2001 um 21:46 Uhr bearbeitet.)
Lesezeichen