Um die Szenediven zu treffen, suche man am besten einen Schuhladen in Berlin-Kreuzberg auf. So geschehen letzten Sommer, als ich in der Zossenerstraße mal wieder schwitzend in einem dieser sauteuren Geschäfte versuchte, meine Riesentreter (Größe 41) in ein Paar Schuhe der Größe 40 zu zwängen.
Da wurde ich auf eine blonde Frau aufmerksam, deren Füße mindestens so groß waren wie meine, die dabei aber ladylike grazil mit Stiefeln vor dem Spiegel posierte. Es mag dazufantasiert sein, aber ich glaube, es waren Stiefel mit Schlangenmuster. Ehrfürchtig blickte ich die mir unbekannte Dame an, die englisch sprach und mit ihrem rechts halblangen und links kurzen Haar bestimmt als absolut hip galt.
Mit einem Schlag wurde mir bewußt, daß ich in diesem Schuhladen nichts verloren hatte, solange ich nicht annähernd so souverän groovy wäre wie diese Frau. Also nie.
Betrübt verließ ich das Geschäft, um in der nächsten Kneipe meinen Kummer zu ertränken. Auf dem Klo blätterte ich eines dieser Stadtmagazine durch und siehe da: Auf Seite vier war ein Foto eben jener Dame aus dem Schuhgeschäft. Ihr Duo Moloko aus Sheffield sollte an jenem Abend in Berlin auftreten. Das hätte ich mir doch gleich denken können, daß so jemand berühmt sein muß. Aber hätte ich dann trotzdem so dezent und höflich den Laden verlassen? Ich glaube ja.
(Beitrag wurde von PiaMia am 01.03.2001 um 14:02 Uhr bearbeitet.)
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