Also ganz zufällig war sie ja nicht wirklich, meine Begegnung mit dem berühmten Psychiater Oliver Sacks: Ich hatte sozusagen dienstlich um einen Termin gebeten, weil ich ihn über sein damals neues Buch 'Die Insel der Farbenblinden' befragen wollte. Als ich dann das erste Mal in meinem Leben die große, weiche Hand von Oliver Sacks schüttelte, war die schon nicht mehr blutig. Aber fast. Jedenfalls hatte er noch ein nicht mehr ganz weißes Taschentuch in der anderen Hand. Wie mir der Vollbartträger, der zwar von massig-männlicher Statur aber von denkbar zarter Wesensart ist, nämlich ohne Umschweife unmittelbar nach dem 'Hello' mitteilte, hatte er sich kurz zuvor seinen Schniedel im Reißverschluss seiner Hose empfindlich eingeklemmt. Ich glaube, 'penis-injury' war das achte Wort, das ich live aus seinem Munde hörte. Sacks trug es mit Fassung, nicht ohne prompt zu erwähnen, dass er gleich von einem heftigen Nasenbluten befallen worden sei ö zum ersten Mal in seinem Leben überhaupt. Typisch aber auch, wie er nach dieser eher überraschenden Eröffnung meinte: Nun sei er das zweite Mal in seinem Leben in Wien und sollte an diesem Tag noch über Sigmund Freud referieren ö da könne das schon passieren. Wohl wahr.
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