Die Treppen waren grau. Bürotreppengrau. Man musste es bis in den dritten Stock schaffen, wenn man diesen Job haben wollte. Auf dieser Etage fanden sich sämtliche Prä-Studenten aus Frankfurt am Main zusammen, die gerade Abitur gemacht hatten und einen Job zum Beispiel zur Finanzierung des Führerscheins brauchten oder ihre erste schulfreie Reise ins Auge gefasst hatten. S. wollte nach San Francisco. Er ist inzwischen berühmt, aber ich verrate seinen Namen nicht. R. wollte nach Frankreich, um dort zu malen. Er ist inzwischen auch berühmt. Beide verkaufen ihre Musik auf der ganzen Welt (aber davon soll hier nicht die Rede sein) und ihre Konterfeis schmücken abwechselnd die Titel zum Beispiel von "DE:BUG"
Wir sassen also alle in diesem Scheiss-Marktforschungsinstitut, stellten uns vor und bekamen die Computer erklärt, um anschliessend, Rentner und Rentnerinnen mit nervigen Fragen auf den Geist zu gehen. Am Telefon.
"Wie oft duschen Sie sich am Tag?" usw. Wir waren jung und brauchten das Geld, doch wir schämten uns schon etwas dabei.
Am ersten Tag unseres intensiven Arbeitseinsatzes hatte es einer "von uns" nicht geschafft, in das Team aufgenommen zu werden und ich ging mit ihm essen.
"Was willst du so machen?" fragten wir uns gegenseitig zwischen billiger Pizza und billigem Wein ein paar Meter von den Rentner-Interviews entfernt.
Aus ihm schoss es wie aus einer Pistole: "Ich will Stand-Up-Comedian werden und nach Köln gehen."
Er setzte an, erzählte, dass er Türke sei (ich kannte seinen Bruder aus der Kneipe.), imitierte den Gastarbeiter-Akzent.
Mir kam es strange vor. Stand-Up-Comedian? In Köln? Wo da bewerben und wo eine Ausbildung machen und überhaupt alles ohne Connections? Und in so jungen Jahren, einen so festen Plan zu haben?
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Gestern habe ich ihn wieder gesehen. Im Fernsehen. Dort wo er seit Jahren eine feste Sendezeit hat. Und eine eigene Produktionsfirma. Und es werden Magisterarbeiten über ihn geschrieben. Da guckst du. Kaya Yanar.
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