Eigentlich ist die ganze Sache mit dem Dschungelcamp ein alter Hut.
Hat es alles längst schon mal gegeben, und erfunden hat es Werner Herzog.
Für seinen Film Fitzcarraldo verlegte er ein ganzes Filmteam einschliesslich hunderter von Komparsen in den Urwald von Iquitos, Peru.
Was den beteiligten Schauspielern anfangs noch romantisch und abenteuerlich erscheinen mochte, entpuppte sich bald als Alptraum. Das Essen wurde in altem Schweinefett-Öl gekocht, und es mangelte an Früchten, Gemüse und vor allem an Trinkwasser. Klaus Kinski, der erst später dazustiess, lies sich seine tägliche Mineralwasser- und Papaya-Ration wohlweisslich im Vertrag bestätigen. Es gab auch schwere Unfälle, wie der des Kameramannes Thomas Mauch dem die Hand gespalten wurde, und angeblich sogar Tote.
Da mag manchem Beteiligten das „ich bin ein Star, holt mich hier raus!“ schon bald auf der Zunge gelegen haben.
Meine Freundin Hanni Lentz war viele Jahre lang die Agentin von Mario Adorf. Bei einem Abendessen in ihrer Wohnung zu dem sie auch uns eingeladen hatte, erzählte Adorf von den Dreharbeiten. Eines Tages legte Werner Herzog den Arm um seinen Star Mick Jagger und führte ihn zu dem Platz, wo am nächsten Tag seine Dschungelprüfung stattfinden sollte: auf einer Lichtung erhob sich ein sicher 30 Meter hoher, schlanker Turm, der leise ächzend im Wind schwankte. Oben auf der Spitze, mit blossem Auge kaum mehr auszumachen , eine Plattform, wo, wie Herzog Jagger mit glänzenden Augen zuflüsterte, am nächsten Tag seine Szene mit Jason Robards gedreht werde: ein Gespräch, das zu einem Gerangel und Faustkampf führen sollte, bei dem mal der Eine dann der Andere mit dem Kopf nach unten über die unbefestigten Planken hängen würde.
Herr Jagger kuckte skeptisch, dann nickte er knapp und zog sich in sein Zelt zurück, wo Jerry Hall schon auf ihn wartete.
Der nächste Vormittag verstrich, ohne dass der Sänger am Set gesichtet wurde.
Nun will man so einen Weltstar ja nicht vergrätzen, und wenn er das Bedürfnis hat, mal in Ruhe auszuschlafen, dann muss man das verstehen. Im Dschungel wird es aber früh zu dunkel zum Drehen, so dass Herzog sich gegen Mittag unterwürfig Jaggers Behausung näherte. Als der sich nach anfangs zaghaftem Kratzen am Tipi immer noch nicht sehen lies, fing der verzweifelte Regisseur an, heftig mit der flachen Hand gegen die Leinwand zu klatschen. Da endlich steckte Jerry den Kopf durch die Zeltöffnung und fauchte:
Mick is sick!
Sprachs, und war auch gleich wieder verschwunden.
Am nächsten Tag verliesen die beiden das Camp. Jaggers Rolle wurde ersatzlos gestrichen, und auch Jason Robards und Mario Adorf haben sich wenig später rauswählen lassen.
Lesezeichen