Wolfgang Neuss pflegte in seiner späteren Lebensphase zu Hause bei sich Audienzen zu geben. Er mochte seine Berliner Wohnung nicht mehr verlassen, wozu auch. Irgendein Adjutant sorgte für den Nachschub an Gras. Neuss saß auf dem Fußboden vor einem niedrigen Tischchen, auf dem der Adjutant die vorgerollten Joints stapelte. Das Zimmer leer und abgedunkelt, Neuss bekanntlich zahnlos, langhaarig und supadupadauerstoned. Mit der Methode hatte er es wirklich und in echt geschafft, in andere Sphären abzuspacen, und das war so dermaßen toll und inspirierend, dass sich die Prominenz aus Politik, Medien und Show die Klinke in die Hand gaben um zu hören, wie Neuss sich einen labert.
Aber klaro durfte jeder kommen und mein alter Freund A. war auch paar Mal bei ihm und hat alles auf Kassette mitgeschnitten. Ich habe es mal gehört und schwöre: man wird schon vom zuhören high.
Neuss wusste: „Jeder innere Vorgang hat eine äußere Entsprechung. So müssen wir auch mal die Erde verstehen, den Körper und den Geist.“ (Hey!) Deshalb kommen auch viele Krankheiten eigentlich von innen. Körner essen ist gut, aber er isst sie lieber nicht, sie machen ihn so sexuell. „Von Körnern werde ich immer so sexuell!“ Über Weihnachten wusste er zu berichten, dass Jesus am Kreuz hing und rief: „Ja, nagelt nur. Nagelt links und nagelt rechts, es macht mir nichts aus!“
Ein alter Checker vor dem Herrn war er.
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