Kürzlich weilte ich am schönsten Ort der Welt, einem thailändischen Strand, an dem sich allerlei illustres Volk aus aller Welt tummelte. Ich bin fast versucht, hier ein paar dieser doch ob ihrer Skurrilität durchaus beschreibenswerten Charaktere zu umreßen, doch möchte ich mich auf Johnny beschränken, ein liebenswerter junggebliebener Mittdreißiger aus London, der mit seinem Notebook ein Jahr um die Welt reiste und sein Geld mit dem Programmieren von Computergames verdiente. Johnny war nun also dieser hippe schwarze Boy aus London, der an tropischen Gestaden bei einem Pläuschchen am Strand solche Sachen sagte, wie: „Ist nett, mit dir zu plaudern, aber ich muss jetzt unbedingt arbeiten gehen. Sehen wir uns heute abend.“ Sein Vater ist Chemieprofessor irgendwo in London und er geht mit seinen Studenten in die Natur, lässt sie Magic Mushrooms sammeln und essen und erklärt ihnen dann, wenn sie nett angespaced sind, welche chemischen Prozesse gerade in ihren Körpern stattfinden.
Na gut, soweit also die kurze Skizzierung Johnnys. Die für die Paparazzi interessante Geschichte, die zu erzählen ich Johnny mehrfach in wechselnder Gesellschaft genötigt habe, geht folgendermaßen: Einer seiner Kumpels hat früher bei einer Band namens Bow Wow Wow (ich weiß gar nicht so genau, wie man das überhaupt schreibt. die 80er jahre liegen immerhin schon eine weile zurück!) gespielt. Ältere Semester sowie Achtzigerjahreaffine werden sich noch erinnern. Da gab es dieses junge schwarze Mädchen, die dort sang. Ihr Name war Annabelle und alles war irgendwie wild und Punk und so. Jedenfalls hat die Band eines schönen Tages in Japan gespielt und legte gerade so richtig los beim ersten Konzert der Tour, als Annabelle leicht bestürzt feststellte, dass das gesamte Publikum saß und nicht im mindesten tanzwillig zu sein schien. Das arme Mädchen mühte sich nun also auf der Bühne nach Leibeskräften, die Schlitzaugen aus den Sesseln zu kicken. Allein, es wollte nicht gelingen. Im Eifer des Gefechts sprang Annabelle kurzerhand von der Bühne, griff nach einem Jungen in der ersten Reihe und riss ihn von seinem Sitz. Der kleine Japaner fiel einfach nach vorn über und lag dumm herum. Beim zweiten Versuch dasselbe wie beim dritten. Jedes Mal plumpsten die blöden Japsen einfach wie nasse Säcke zu Boden und Annabelle wurde schon ziemlich wütend, als sie dann doch noch einmal genauer hinschaute und feststellte, dass die gesamte erste Reihe aus Rollstuhlfahrern bestand.
Johnny hat diese Geschichte immer nur bis zu dieser Pointe erzählt. Ich weiß nicht, ob es noch irgendwelche Konsequenzen gab oder so. Aber ob des nostalgischen Gehaltes der Story und der Umstände, unter denen ich sie gehört habe, hat es mich auch eigentlich gar nicht interessiert. Ich hoffe, der geneigten Leserschaft geht es genauso und Ihr habt Euch unterhalten gefühlt.
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