Yoko Ono
Im Herbst 2001 habe ich Yoko Ono – na ja, „getroffen“ kann man nicht gerade sagen – eher: gesehen.
Und zwar war das in Manhattan Central Park South, wo ich mir Strawberry Fields angeguckt habe, nachdem ich vorher um das nahe gelegene Dakota Gebäude herumgelaufen war, immer heimlich bemüht, nicht wie ein Tourist auszusehen, obwohl das für niemanden eine Rolle gespielt hätte, wenn’s anders gewesen wäre, was es wohl ja auch war.
Jedenfalls waren ich und mein Eastpack auf dem menschenleeren Kiesweg von Strawberry Fields zurück zum Dakota, als mir zwei Gestalten entgegenkamen, so wie einem eben Leute auf einem einsamen Parkweg entgegenkommen.
Erst dachte ich noch „das wird doch nicht...“, ach Quatsch, mir war sofort klar: Hier kommt Yoko Ono mit jemandem, der mir unbekannt ist. Und so war’s auch.
Der Herr in Yoko Onos Begleitung sah aus wie ein persischer Peppichhändler und war in einem Alter, dass ich dachte „daschauher, ohne Bodyguard“ und Frau Ono sah mit den Haaren, dem grossen Kopf mit viel Fläche im Gesicht (keine Falten!), der Brille usw. genau so aus, dass ich wieder dachte „es gibt sie also wirklich“. Wären da jetzt noch andere Passanten gewesen...: mein Gott, who cares...
Aber so war jetzt eine Situation entstanden, die leicht ins Peinliche hätte abrutschen können, hätten wir drei Beteiligten uns nicht so souverän gezeigt wie nun geschildert.
Also, ich identifiziere Yoko klar als Ono, sie zeigt in Mimik (soweit erkennbar) und Körperhaltung, dass sie gemerkt hat, dass ich gemerkt habe.
Wir gehen aufeinander zu und vorbei schleicht eine etwas verhuschte japanische Oma, die einen misstrauischen Seitenblick auf den Touristen mit dem Rucksack wirft. Der grauhaarige Begleiter wirkt sehr souverän oder so.
Heute muss ich zugeben, dass ich wahrscheinlich einen blosnichtimpertinenthinglotzen Blick von mir gegeben habe. Immerhin, Yoko Ono zum Anfassen nahe, da hätte man mehr draus machen können.
Frage jetzt: Hätte ich die Frau, wo ja keine Zeugen zugegen waren, packen sollen und anschreien „warum hast du das getan, die Beatles vernichten, Lennon in den Suff treiben, uns mit deinem Gequieke quälen, warum nur, warum“?
Hätte ich das tun sollen? Fragen, Fragen, Fragen...
Zunächst mal aber finde ich, dass Yoko Ono unsere Begegnung sehr professionell gemeistert hat und ich überlege mir einen adäquateren approach für den Fall, dass sie mir noch einmal über den Weg läuft.
Eure Vorschläge sind dabei sicher hilfreich.
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