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Thema: Berben, Iris (Iris Berben verzupft ein Hühnchen)

  1. #1
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    Iris Berben verzupft ein Hühnchen

    Manchmal haben wir Hunger. Hungerhunger, magenzersetzenden, ungesunden, nach Bierbegleitung lechzenden Hunger. Dann gehen wir ein halbes Milchmasthähnchen essen, in der „Henne“ am Leuschnerdamm. Nebenan im Kültürzentrum rockt die kurdische Folkloregruppe, hier aber lauschen wir „Café del Mar LVII“, während unsere Blicke über die sehr bierselige Einrichtung schweifen. (Meine Herren, die Fassbrause kostet nur 1,40.)

    Das halbe Milchmasthähnchen also. Phantasien, wie ein buntschillernder Hahn in einem Milchsee umherschwimmt. Küken, die an Kuh Elsa nippeln. Hallervorden, der seine Augäpfel kurzzeitig nach vorne rollt, um der Industriellengattin den Tod des Firmenlenkers nahe zu bringen. Brustmuskeln, nie im Adlerflug erprobt, doch schwellend wie ein Bocksgesang oder ein erster Satz von Liszts albernem Bläserkonzert: Nun also weiss strahlend, goldbraun verhüllt, auf meinem Teller. Ohne Soße. Dazu reicht man eine Gabel. Sind wir Rechtshänder, hilft diese Gabel der linken, blossen, Hand beim Zerreissen des jungfräulichen Fleisches. Der Genuss tierischen Eiweisses wird erhöht, wenn man es sich entgegen muselmanischen Brauches mit der Linken, der Ungeübten, zuführt. Mit links zu essen, ist wie mit links zu masturbieren: ungewohnt, ungelenk, neu, und praktisch wie der erste Sex. (Bei Linkshändern ist es natürlich umgekehrt.)

    Das Problem, das Problem ist, dass nach einer Weile unweigerlich beide Hände völlig unbrauchbar, weil komplett fettverschmiert sind. Das macht es schwierig, den Bierkrug zu halten. Der schwangeren Begleiterin gleitet das Glas Spree-Quell aus der Hand, dem süßen Begleiter fällt es schwer, eine schmierfreie Kippe zu schnorren.

    Da hält sich Iris Berben schon bedeutend wackerer: Noch jeden Schluck des Cabernet Sauvignon, den sie und ihr kurzhaariger, angegrauter Begleiter zum Hahn geniessen, nimmt sie aus einem souverän geführten, von erfahrener Hand umschmeichelten langstieligen Glas, das nicht die geringsten Spuren garstigen Unterhautfettes zeigt.

    Ich begreife das nicht. Vielleicht stösst Iris Berben Unterhautfett einfach ab. Sie hat ja selber keines. Das mag an ihrem immensen Wasserkonsum liegen. Oder an der Tatsache, dass sie an dem ganzen Abend nur eine, eine einzige, Zigarette geraucht hat. Und natürlich überhaupt nicht so alt aussieht, wie sie ist. Wobei kein Mensch weiss, wie alt sie nun wirklich ist. Aber jedenfalls älter. Darauf weist mein Begleiter im Matrosenhemdchen hin, der sowieso nicht glaubt, dass das Iris Berben sei. Aber der hat ja auch seine Brille nicht auf und sitzt in der falschen Richtung.

    Ich würde es jederzeit zugeben: Ich stehe auf Iris Berben. Ich kann mich zwar an keinen einzigen Film, kein Fernsehspielchen, keine Kleinbühnenaufführung mit ihr erinnern, aber ich weiss, dass ich auf sie stehe und dass ich sie erkennen würde, hätte sie rote Haare, Sommersprossen und einen Affen namens Nilsson. Statt an ein Äffchen jedoch verfüttert sie Brotstücke an einen kleinen, weissgelockten Hund, der arg traurig und verloren zwischen den Tischen herumläuft und ansonsten süss und ziemlich dumm ausschaut. Das Matrosenhemdchen findet, er sehe aus wie der Hund aus den kleinen Strolchen, nur dass er kein Pitbull ist und statt einem Ringelauge ein braunes linkes Schlappöhrlein hat.

    Iris Berben besitzt einen kleinen weissgelockten Hund, der statt eines Ringelauges ein braunes linkes Schlappöhrlein hat.

    Das ist nun etabliert. Mittlerweile sind die drei halben Dinger an unserem Tisch verzehrt, und die Schwangere bestellt das dritte Wasser. Querelle probiert sich durch die angebotenen Schnäpse, und ich starre immer noch verzückt ins Berbsche. Dem Ringelhemdlein wird das zuviel, er möchte Wetten abschliessen, sie sei das nicht, was ich aber ablehne. Dann steht Frau Berben auf. Sie muss wohl mal aufs Klo. Scheu hebe ich den Blick (sie geht ganz nah an uns vorbei), und ich stelle fest: Viel Schminke. Sehr viel Schminke. Und das Kinn sitzt nicht mehr so wie vor zwanzig Jahren. Ihr weisses Blüschen wirkt sehr adrett, aber leider trägt sie dazu eine zugegeben gut sitzende vorn und hinten abgeschrabbte Jeans, deren ordentlicher Schlag fransig kaskadiert über spitze, hellbraune Stiefel fällt. Modell Wedding, sozusagen.

    Das Problem, das Problem ist, dass uns jetzt die Pointe ausgeht. Gerne hätte ich berichtet, wie sie sich zu uns setzt und vom letzten Shooting für die TUI-Werbung berichtet. Wie sie den schwangeren Bauch bewundert und dem Begleiter für‘s blauweiss Geringelte Komplimente macht (und für seine Brille). Stattdessen kommt sie sehr unspektakulär vom Klo zurück und ich muss dem nebensitzenden Medienmogul lauschen, wie er seiner japanischen Freundin ein Feng-Shui-Buch abzuschwatzen versucht. So ein Blödsinn, wo Feng-Shui doch aus China kommt.

    Vielleicht noch dies: Die Wirtin kommt aus Franken. Sie spendiert uns einen Erdbeerschnaps (der übrigens nicht direkt aus Erdbeeren gemacht wird, sondern da lässt man anderen Schnaps über Erdbeermaische laufen, bis er nach was schmeckt: Auch das hatte ich nicht gewusst.). Frau Berben gibt ihr beim Abschied Küsschen und sagt „Danke!“, nachdem sie sich in ihr Fuchspelzjäckchen geschmissen hat. Ich möchte mal wissen, wieso das sein muss, dieses „Danke, dass wir bei Dir ganz viel Geld lassen durften, liebe Wirtin“ – wenn ich ein Auto kaufe, oder einen Bildband von Herrn Gotha, sage ich dann auch „Danke“?

    Aber ich find‘s gut, dass Iris Berben am Leuschnerdamm Hähnchen essen geht. Da gehe ich jetzt öfters hin.

  2. #2
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    Und was ich nie verstehe: Warum sich Schauspieler, nachdem sie gespielt haben und das Publikum klatscht, verbeugen müssen. Untertänigsten Dank, dass ihr klatscht?
    Als ich mal Schauspieler war, haben wir dem Regisseur diesen anbiedernden Unfug ausgeredet, und statt dessen ins Publikum gewunken

  3. #3
    Moderator_S Avatar von U_Sterblich
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    Hader wollte gar, dass nach seiner Vorstellung das Publikum nicht klatscht, sondern winkt.

  4. #4
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    Ich hab mal eine Hitparade erstellt, der ehrgeizigsten Applausbezeugungen:
    1.Applaus starten, der erste sein, alle folgen
    2.Standing Ovation starten, alle folgen
    3.Trampeln, alle trampeln mit
    4.Standing Ovations starten, wenn man selbst in der letzten Reihe sitzt.
    Bis auf Punkt 4 ist mir bisher alles bereits gelungen

  5. #5
    Moderater Avatar von Murmel
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    Michael "Bully" Herbig ist nach der Premiere von seinem Film da, dieser Western-Ulk, da ist der vor dem Publikum, das klatschend in den Reihen saß, also, da ist er auf die Knie gegangen. Ihm hätte jemand in den Nacken schießen sollen. Zumindest habe ich mir das in dem Augenblick gedacht, als er es ein paar Monate später bei Harald Schmidt wieder tat. Schmidt war diese unehrenhafte Geste des Niederknies sichtlich unangenehm. Wie wohl allen, die ihn je dabei gesehen haben.

  6. #6
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    Also, mein Begleiter hat schon geklatscht. Frau Berben konnte nur nicht niederknieen, weil sie hatte ja den Hund auf dem Arm. Dafür hat der Sparverein "Henne" gewunken.

  7. #7
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    Und ich würde Frau Berben niemals erschiesen!

  8. #8
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    Sparverein, hm. Die Theatergruppe damals, die sich dem Verbeugen entsagte, hiess "Sparverein Die Unzertrennlichen", weil der Regisseur völlig vernarrt war in den großartigen Film Die Unzertrennlichen von David Cronenberg, der bei Vereinsgründung gerade aktuell war, und weil der Regisseur ein echter Geizkragen war, ein Sparefroh, wie man in Wien sagt.
    A propos Verbeugen: Ich muss ja immer den Kopf schütteln, wenn ich Günther Verheugens Lippen sehe

  9. #9
    Moderater Avatar von Murmel
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    Wer würde schon einen anderen Menschen erschießen! Wer weiß, ob das überhaupt funktioniert. Aber es hätte Wirkung gehabt. Besser, als in dem blöden Film von Spielberg, der KZ-Film, wo ein Jude erschossen wird, knieend im Schnee. Schindlers Liste. Wobei der Titel Schindlers List besser gewesen wäre.

  10. #10
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    wenn Günter Verheugen Afrikaner wäre, würde ich vielleicht weniger mit dem Kopf schütteln, kann schon sein

  11. #11
    Moderater Avatar von Murmel
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    Wer ist Günther Verheugen? Dieser politische Karpfen, den man zur Zeit wieder in den Nachrichten sieht?

  12. #12
    Moderater Avatar von Murmel
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