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Thema: Feldbusch, Verona (Schneewittchen)

  1. #1
    Moderater Avatar von Murmel
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    Feldbusch, Verona (Schneewittchen)

    Eins vorweg: diese geschichte wird lang. Ich hoffe, dass ich sie heute noch fertigbekomme, aber das kann ich nicht garantieren. Ich stelle jetzt schon mal ein wenig rein, mache dann weiter. Ichj will keine "Aufhören!"-Postings lesen. Auch keine"Weiter, weiter!"-Aufforderungen. Der Rest wird kommen. Ich habe CY Schmidt irgendwann mal versprochen, dass ich meine Version der Geschichte aufschreibe. Dies wird das Ergebnis.

    Eigentlich ist ja der Schiffner Schuld. Er hatte Kontakt zum Hogler gehalten und Christian Y und mich mitverkauft. Nach Köln. Für sechs Wochen. An Verona Feldbusch.

    Kennegelernt hatten wir uns alle bei der ProSieben Morningshow. Der Hogler war als Chefredakteur eingestellt worden, wir als kreative Autoren. Christian hatte sich nach sehr kurzer Zeit in ein kreatives Loch gestürzt und war bis Ende November nicht mehr im Rennen, aber im Dezember konnte man wieder mit ihm planen. Und das tat der Schiffner Benni.

    Holger hatte ihn angrufen und erzählt, dass er nun in einer neuen Firma sei, die in Zukunft exklusiv für Verona Feldbusch Shows produzieren sollte. Schließlich sei die Feldbusch ja auch Teilhaberin, Mitfinanzier der gesamten Firma. Man testete uns noch einmal und nach vier - für unsere Vorstellung - viel zu hoch bezahlten Adventsspots mit der smarten Brunetten für eine Internet-Start-Up-AG war klar, dass diese Gesellschaft mit uns als Autoren eine große Zukunft hatte. Kurz nach Sylvester packten wir unsere Koffer, ließen das stinkende, kalte Berlin hinter uns und fuhren in die unsympathische Medienmetropole mit Dom.

    Schrecki, Hoglers freundliche Sekretärin, hatte für uns drei eine kleine Reihenhaushälfte in der Heinestraße gemietet. Die Besitzer waren für längere Zeit in Spanien und wollten das kleine Juwel in der Stadt, die den Frohsinn gepachtet hat, nicht aufgeben. Also vermieteten sie das Haus an die Filmproduktion, die es dann und Idioten überließ. Kann ja nichts schiefgehen.

    Die Ankunft war relativ unspektakulär. Köln miefte, es war kalt und unfreundlich. Rheinländisch Scheiße, möchte man sagen und Recht haben. Wir teilten die Zimmer auf - dem Senior den Raum mit dem Doppelbett, den Hypochonder in die Gästekammer und mich ins Kinderland, einem kleinen Raum mit einer Matratze auf dem Boden und überraschend ekligen Plüschtieren auf der Heizung. Perfekt.

    Am nächsten Morgen mussten wir gleich mal raus nach Hürth. Hürth ist noch schlechter als der Klang seines Namens. Aber ein bauernschlauer Bauunternehmer namens Breuer hatte irgendwann die Idee gehabt, dort auf einem Acker ein Film- und Fernsehstudio zu bauen. Und noch eins, noch eins, und wieder eins, bis er der Herr eins der wichtigsten Medienzentren Deutschlands war. Der Rest von Hürth besteht aus armseligen Betonbauten, Einbahnstraßen und sparsamen Medienarbeitern.

    Was wir nicht wußten, der reichste Mann der Welt, eben jener Breuer, war auch an der Firma beteiligt, für die wir arbeiten sollten. Er hatte seine Büroräume in einem kleinen Glaspalast neben seinem Medienpark, dem MME-Gelände, und für uns extra zwei Büroräume geleert. Der vorherige Inhalt, zwei biestige Sekretärinnen, saßen nun mit anderen Biestigen Sekretärinnen auf wenig Platz zusammengepfercht. Dafür hatten wir "Raum für kreative Ergüsse". Doch dieser Raum war eingeschränkt.

    Zum einen war das Büro halb verglast, was bedeutet, dass man durch die Glaswände und die Glastür ständiger Beobachtung ausgesetzt war. Und es wurde auch gleich klargemacht, dass wir uns anständig zu benehmen hätten. Schließlich säßen wir nicht im Autorenzimmer irgendeiner Filmproduktion, sondern in den Räumen, in denen der reichste Mann der Welt wichtige Geschäftspartner empfängt, um mit ihnen Schwertransporte und Milliardengeschäfte zu besprechen. Nichts also mit auf dem Boden liegen und Ideen haben, auf dem Boden liegen und nachdenken oder gar auf dem Boden liegen und schlafen. Nein. Wir sollten am Tisch sitzen und Comedy schreiben. Und was für eine.

    Der Holger hatte eine geniale Idee. Er wollte mit Verona was ganz Neues machen. Ein ganz verrücktes Ding. Eine Sit-Com. Aber nicht nur eine Sit-Com, sondern eine Comedy, die sich gewaschen hat. Eine mit ner geilen Idee dahinter. Der Auftrag lautete: schreibt eine Sit-Com, in der Verona als Schneewittchen mit den Sieben Zwergen in der Gegenwart lebt. Weitere Ausführungen dazu klangen ungefähr so: "Also, stellt euch mal vor, was passiert wäre, wenn Schneewittchen nicht zu dem Prinz abgehauen wäre, sondern noch immer bei den Zwergen leben würde. Also, dass die Zwerge die Gebrüder Grimm eingesperrt hätten, bevor sie die Geschichte zuende schreiben konnten. Versteht ihr? Die Gebrüder Grimm sitzen da im Keller und oben lebt Schneewittchen mit den Zwergen. Außenrum ist mittlerweile eine kleine Stadt entstanden und ein Nachbar ist auch eingezogen und mit dem gibt es immer Streit. Da haben wir an Piet Klocke gedacht. Naja, wo war ich? Ach, ....."

    Irre. Verona Feldbusch wird also das Milleniumsschnewittchen und die Zwerge finden Piet Klocke Scheiße. Klingt doch lustig. Nur das mit den Gebrüdern Grimm, das, ... ja, das müsse man sich eben vorstellen wie die beiden alten da bei der Muppet Show. Dings, wie heißen die gleich wieder? Waldorf und Stadler. Stimmt, genau. Ja. So. Als hätte man das nicht schon mal irgendwo gehört.

    Jungautoren aufgemerkt: Auf den Comedyproducerklischeesatz "Man könnte dann ja noch jemanden haben, der das alles so zynisch kommentiert, wie die beiden bei der Muppet Show. Wie heißen die gleich wieder?" immer kurz nachdenken und dann "Waldorf und Stadler" sagen. Das ist ein Test. Wenn der Producer aber selbst etwas wie "Walmart und Stendler" sagt, zustimmend nicken. Höchstens "Ja, so in der Art, is aber auch egal" sagen. "Ich weiß, was Du meinst". Man duzt. Alles und jeden.

    Duzend wurde uns auch der Martin vorgestellt. Der Martin, das war das Hirn, der Magen und die Faust in einer Person. Er war schon der Oberboß bei Endemol gewesen, hatte mit allen Großen zusammengearbeitet und jetzt die Kiste mit der Verona an Land gezogen. Klar, das würde schon werden. Aber uns war klar, dass der Martin uns nicht traute. Er traute auch dem Hogler nicht, aber das durfte der Martin auch nicht. Der Martin traute nur sich und seinen bescheuerten Spielzeugautos, die in Vitrinen gepackt sein Büro zierten. Nach einer kurzen Vorstellung wurden wir auch schon wieder in unser kleines Glasbüro gesetzt und sollten mal losspinnen. Verona würde Ende der Woche mal vorbeischauen.

  2. #2
    Moderater Avatar von Murmel
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    Im Glasbüro machten wir es uns erst einmal gemütlich. Nebenan saß der Popler, einer junger Mann, dessen Aufgabe scheinbar darin bestand, im Internet Pornos anzugucken und dabei in seiner Nase zu wühlen. In den gesamten sechs Wochen sahen wir ihn kein einziges Mal unpopelnd am PC sitzen. Na, doch. Einmal. Da saß er gemeinsam mit dem Nino de Angelo im Zimmer und präsentierte dem Sänger Pornos im Internet. Aber dazu später mehr.

    Wir saßen also da und überlegten, wie man Schneewittchen in das Jahr 2000 katapultieren könnte, zermarterten unsere Hirne und waren damit auch die nächsten Tage gut beschäftigt. Die Geschichte, die wir schließlich zu Papier brachten, ist gar nicht so scheiße, wie man sich das erst mal vorstellen würde. Ich hab sie irgendwo im Computer, mal sehen, was ich davon später noch erzählen kann.

    Was uns ziemlich anstank war die Tatsache, dass wir in unserem Luxusheim keinen Fernseher hatten. Aber das Pferd, dem Martin seine Sekretärin und Schrecki waren sofort auf unserer Seite und schon am zweiten Tag durften wir zu Saturn Hansa fahren und uns einen auf Firmenkosten kaufen. Kann man ja immer gebrauchen, so ein Teil. Als Fernsehproduktion sowieso.

    Wir gaben es auch bald auf, jeden Morgen nach Hürth zu fahren. Schließlich war Köln ja die lustigere Stadt und unsere Laptops absolut state of the art. In unserer Villa konnten wir elegant den schnippischen Sekretärinnen aus dem Weg gehen, die uns nur einmal gezielt ansprachen. Das war nach dem Vorfall mit den Rollläden. Man muss wissen, dass der gesamte Glaspalast des reichsten Manns der Welt einen Nachteil hatte. Sobald die Sonne in ein Zimmer schien, konnte man darin nicht mehr am Monitor sitzen und arbeiten, da man schlichtweg nichts mehr erkennen konnte. Aber der Bauunternehmer hatte dieses Manko vermutlich schon im Vorraus entdeckt und vollautomatische Rollläden rund um den Palast angebracht. In jedem Büro fand sich ein kleines Bedienungsapparätchen, mit dem man die Rollläden hoch- und runterlassen konnte. Das fand besonders unser humpelnder Altkomiker Schmidt höchst unterhaltsam. Irgendwann stand er an dem Kontrollkästchen und spielte an einem trüben Vormittag minutenlang Herrscherr über Hell und Dunkel. Er wußte leider nicht, dass jedes Kästchen die Rollläden am gesamten Gebäude bediente. Und so richtete uns Schrecki bald aus, dass wir davon die Hände lassen sollten. Herr Breuer hätte Geschäftskunden und seine Sekretärinnen hätten sie aufgefordert, mit uns mal Klartext zu sprechen. Als wären wir die Idioten, die solche Anlagen an ihrem Glaspalast installiert haben.

    Ja, in unserer schnieken Villa im edelsten Viertel Kölns gab es solchen Schnischnack nicht. Da saßen wir im Wohnzimmer am Fenster, schauten über unsere Hecke auf die Straße, das Haus gegenüber oder an die Decke. Wir schauten generell sehr viel herum, weil uns das beim Nachdenken zu helfen schien. Teilweise bewegten wir uns dabei auch stundenlang nicht und atmeten sehr tief und gleichmäßig. Hauptsache war, dass wir am Ende der Feldbusch eine witzige Sit-Com präsentieren würden. Und das versuchten wir auch.

    Als erstes sahen wir von ihr nur den Manager. Der Humpler, wie wir ihn in unserem unerklärlichen Spitznamensdrang nannten. Er hatte sich offensichtlich bei Christian das Humpeln abgeschaut. Ein neuer Trend, den der Schmidt da gesetzt hatte. Furchtbar. Fällt der alte Sack einmal faul in ein Loch und schon ist er der coole Trendsetter. Aber man musste eingestehen, dass Veronas Manager wirklich auffällig ähnlich humpelte wie unser Comedygreis. Vermutlich popelt er auch, wenn er Pornos im Internet anschaut, aber das kann ich nicht bezeugen.

    Er humpelte zumindest zu Schrecki und dem Pferd rein. Der Hogler kam dazu, man schüttelte die Hände, sagte was, lachte kurz und führte ihn dann zu dem Martin ins Büro. Dort wurde vermutlich verhandelt oder mit den blöden Autos gespielt. Ich weiß es nicht, ich saß in unserem Glaskasten und änderte gerade das Windows NT 4.0 Start-Logo in ein Windows NS 1940 Logo um. Mit entsprechendem Fähnchen und ulkigen kleinen Textveränderungen. Lustiges machen war ja mein Job.

  3. #3
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    Verona selbst erschien erst später. Wir erfuhren kurz darauf, dass sie zu jener Zeit Franjo kennenlernte. Es erschienen die ersten Bilder, die sie Händchenhaltend mit ihm im hässlichen Kölner Ringpark zeigten. Natürlich war das für uns drei ein herber Schlag in die Fresse, da wir uns, jeder für sich, ziemlich gute Chancen bei ihr ausgerechnet hatten. Wir sprachen generell viel und offen über unsere Wünsche. Einmal liefen wir breit die Straße entlang um bei irgendeinem schlechten, aber unhöflichen und langsamen Kölner Gastronom Essen zu uns zu nehmen. Das Gespräch driftete darauf ab, welche Jahreszeit wir favorisierten. Ich meinte, dass ich mir wünschen würde, dass immer Herbst ist. Schiffner bevorzugte den Frühling. Und Christian wünschte sich einfach den längsten Pimmel der Welt. So warten wir. Lustige Scherzmaster vor derm Herrn.

    Aber zurück zu Verona. Es muss Ende der zweiten Woche gewesen sein, als wir mit ihr zusammenkamen. Der Hogler pullerte sich vor dem Treffen fast ein, verlangte spaßend gutes Benehmen und wir erkannten, dass das Spaßen in seiner Stimme bitterer Ernst war. Vermutlich dachte er, dass wir nur auf ihre "Dinger" ( (c) Dieter Bohlen) schauen würden. Aber wir sind ja Autoren. Uns wirft nichts aus der Bahn.

    Verona saß in Breuers Büro und rauchte schlechte Zigaretten. Ich bin mir nicht sicher, denke aber, dass es Ernte 23 war. Irgendein ekelhaftes Kraut, das ich ihr gleich bohlesk auszuprügeln wünschte. Klar, machte ich nicht. Wir schüttelten Hände, schauten kurz auf ihre "Dinger" und setzten uns. Die Frau war der Hammer. Ihr Körper, der ja im Fernsehen gut proportioniert wirkt, ist im echten Leben ein völlig unproportioniertes Ding. Ihre Arme waren dürr und ihr Busen so unschön gigantisch, so daß ihre Taille und die Beine irgendwie komisch wirken. So saß sie da und hörte sich Hoglers erste Sätze an. Dass wir erfahrene Autoren aus Berlin seien, teilweise Titanic-Redakteure und so. Und dass wir jetzt an dem Sit-Com Konzept gearbeitet hätten, das Christian vorstellen sollte.

    Doch bevor Christian zu seinen Ausführungen kommen konnte, legte Miss Komischer-Körper los. Sie warf uns einen Wortschwall auf den Tisch, den ich, und dafür könnte ich mich hassen, leider nicht im Anschluß aufgewschrieben habe. Inhaltlich sagte sie ungefähr Folgendes: "Also, diese Comedynummer, das ist ja gar nicht mein Ding, habe ich mir überlegt. Das können andere, aber ich, also, bei mir ist das ja Comedy, wenn ich rede. Das haben immer alle gleich gesagt, wenn ich den Mund aufmache, dann rede ich halt und was dann rauskommt, das kann ich auch nicht immer kontrollieren. Dann sage ich halt, was ich denke und wie ich es denke und das ist eben lustig. ..... Was ich jetzt aber machen will, das ist eine Show mit RTL am Samstag Abend. .... Damit greifen wir dann auch Wetten dass...? an. Wetten dass...? ist ja der absolute Quotenbringer und da traut sich ja auch keiner was zu machen, am Samstag Abend, wenn das ist. Und wir wollen aber das versuchen, weil da muss man ja auch mal was dagegen setzen. Das ist dann zwar auch ein Risiko, aber RTL und ich, wir sind uns da einig, dass man eben mit einer guten Show da auch Chancen hat. Ich meine, man muss eben schon was machen, was irgendwie die Zuschauer auch interessiert und deswegen wollen wir das auch nicht wöchentlich machen, aber schon um 20 Uhr 15. Aber dann eben nur alle zwei Wochen oder so, aber das muss man dann eben noch besprechen. ... Was wir da machen wollen, das ist ja auch was wie Wetten dass...? aber eben anders. Also, ich soll da schon Gäste haben, Prominente, aber nicht Amerikaner oder eben welche, die nicht aus Deutschland kommen, weil das ist ja immer so blöd, wenn da der Dolmatcher dann spricht. Das funktioniert eben nicht. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass die dann eben auch verrückte Sachen machen. So wie ich. Wenn der Gottschalk will, dass ich mit Roller Skates rumfahre, dann mache ich das ja auch. Und ich fände das dann schon toll, wenn zum Beispiel Cher durch einen brennenden Reifen springt oder so. Klar, dass muss man dann schon immer sehen, aber irgendwas sollen die schon machen. .... Und dann mache ich da eben so Interviews mit den Gästen und das liegt mir ja, weil das ist ja fast Comedy, wenn ich den Mund aufmache. Das sagen.... Und dann gibt es da auch noch einen zweiten Teil in der Show. So wie bei Wetten dass...? eben die Wetten. Also, nur die Gäste, klar, das ist dann ja keine Show, aber mit dem zweiten Teil, da ist dann das auch was, womit man Wetten dass...? angreifen kann. Mir fällt gerade nur nicht mehr ein, was da geplant war. Aber eben so was wie die Wetten....."

    So redete sie ungefähr eine halbe Stunde, rauchte, ließ sich von mir Feuer geben und war unförmig.

  4. #4
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    Wir verließen den Raum in bester Laune. Also, wir, die Autoren. Der Hogler war unglücklich. Seine große Hoffnung, mit der Schwallschraube eine Sit-Com zu machen, war der Tatsache, dass sie vielleicht irgend so ne Show mit einem zweiten Teil, den sie nicht wußte, machen wollte, gewichen. Aber er gab nicht auf. Wir standen in unserem Glaskasten und überlegten, wie es wohl weitergehen könnte. Und der Hogler hat immer gute Ideen. Zunächst sollten wir mal 40 Internet-Postkarten mit Veronamotiven machen. Weil, und das war Fakt, Internetpostkarten waren das große Ding. Da könnte man mit dem Start-Up, das auch schon die Adventscheiße gekauft hatte, bestimmt einen Deal machen. Unsere nächste Aufgabe war klar. Internetpostkarten. Juhu.
    Geändert von Murmel (09.10.2002 um 20:10 Uhr)

  5. #5
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    Die Postkarten entpuppten sich als harte Herausforderung. Wir hatten uns ein paar Themengebiete überlegt und wollten pro Thema zwei bis vier lustige Motive vorschlagen, die mit knackigen Texten dekoriert den Internetsurfer anregen sollten, andere damit zu belästigen.
    Beispiel: Geburtstagsgrußkarte.

    Wortlaut über dem Bild: Tätääääää!

    Bild: Verona springt in einem Bikini, über dem sie eine Scherpe mit Aufschrift „Happy Birthday“ trägt auf einem Tisch in die Luft –

    Darunter: - Ohne Torte –

    Davon machten wir sage und schreibe 40 Stück. Natürlich wurden die passenden Fotos nie gemacht, aber wir hatten zu tun, saßen in unserem kleinen Haus, fraßen das furchtbare Essen der Kölner Italiener und gingen in kleinen Leiden auf. Besonders Herr Schiffner, der mehr und mehr kränkelte. Es verging kein Tag, an dem er nicht mit neuen Medikamenten aufkreuzte. Immer wieder ging er "kurz um den Block" und kam mit neuen Nasensprays, Vitamintabletten und sonstigem Schrott zurück. Die Medikamente hatte er in seinem Zimmer auf mehreren Ziegelsteinen, die dort herumgelegen hatten, aufgebaut. Manchmal verschwand er für Stunden in sein Zimmer. Ich glaube, dass er dann die Medizin anbetete. Es war hart.

    Christian Y wurde mehr und mehr verrückt mit uns. Er drehte parallel zu uns durch, humpelte dabei aber lustig und verlieh seiner Verzweiflung über unsere "Faulheit" immer wieder mit "Äh, äh"s oder "Och, öh"s Ausdruck. Dann keiften wir uns alle an und arbeiteten wieder wie die Tiere um den Ärger zu vergessen. Und diesen ganzen Hass projizierte ich, geschickt wie ich bin, auf die Scheißstadt Köln.

    Auch das Bier konnte meine Laune nicht aufhellen. Minipisse. Und, so versicherte mir Benjamin, verträglich bis zum 15. Glas. Danach würde es tödlich wirken. Natürlich glaubte ich dem eingebildeten Kranken kein Wort und sollte teuer dafür bezahlen. Hogler hatte sich nämlich überlegt, dass es doch mal lustig sei, mit uns Schwachköpfen einen Abend zu feiern. Wir hatten das erste Zwergenbuch fertiggeschrieben und seine Idee, das Ganze als Zeichentrickdrehbuch zu gestalten, gut umgesetzt. Wir sollten noch ein zweites Buch schreiben, aber vorher mal ein paar Kölsch auf Kosten der Firma ziehen. Da darf man nicht nein sagen.

    Wir trafen uns in einem typischen Kölschloch, das selbstredend mit Rheinlädischen Arschnasen vollgepfropft war. Kein Platz für uns und die mysteriöse Frau, die der Hogler mitgebracht hatte. Er stellte sie als "wichtige Produzentin" vor und hoffte heimlich, dass wir die Dame umgarnen und bezirzen würden, auf dass sie uns Jobs gebe. Doch sie ging uns relativ am Arsch vorbei. Zumindest ihr Job. Nett war sie, aber was sollen wir jeder netten Frau aus der Kölner Fernsehschiene in den Arsch kriechen. Hätte auch nichts gebracht, denn der Hogler löste nach einer Stunde sein lustiges Treiben auf. Die Frau war gar keine Produzentin, sondern seine Gattin. Hihi, hoho. Was haben wir uns eingepullert vor lachen.

    Der Abend war feucht und sehr fröhlich, aber nach 17 Kölsch dann auch vorbei. Benjamin hatte mich vor meinem 15. noch gewarnt, betont, dass es am nächsten Tag ganz, ganz schlimme Folgen haben würde, wenn man diese magische Zahl überschreitet. Egal, rein damit. Witzchen machen, weitersaufen. Bis der Hogler einklappte und sich samt Gattin aus dem Staub machte. Da wir bei der attraktiven jungen Dame an der Bar auch flirttechnisch keine Vortschritte machen konnten, schlurften wir auch los. Unterwegs entdeckten wir einen Kleiderschrank, der neben einem Hauseingang auf den Sperrmüll wartete. Er sah aus wie eine Vartabatterie. Blau, wie wir waren, kippten wir das Ding auf die Seite und schoben es vor die Haustür, setzten uns drauf und machten noch ein lustiges Bild. Nach einem letzten Gin Tonic, dem Absacker, sind wir wohl nach hause gegangen. Und ich habe selten so einen Schädel aufgehabt wie an folgenden Morgen.

    Es war, als würden 1000 breuersche Schwertransporter im Schrittempo über meinen Kopf fahren. Ich konnte irgendwie eine Tüte organisieren und blieb für den Rest des Tages im Bett, immer wieder in diese Tüte rotzend. Kotzen konnte ich nicht, dafür war das Bier zu schlecht gewesen. Und mir wurde klar: es gibt eine Hölle, Gott hat sie Köln genannt, und der Teufel ist dort Braumeister.

    Ein paar Tage später kam der reichste Mann der Welt persönlich in unser kleines Glaskästchen und er öffnete uns, dass der Nino bald ein neues Album rausbringen würde. Er selbst habe den Nino damals an der Kartbahn kennengelernt. Mit Helm, also, Glatze, harrharr. Und der Nino, der habe ihm das neue Album vorgespielt und das sei wirklich vom Feinsten, das Ding. Echt. Da müsse man einen Videoclip dazu produzieren. Und er, der feine Herr Breuer, wolle das auch finanzieren. Wenn uns dazu was einfallen würde, wäre das klasse. Dann verschwand er wieder in sein Büro, dessen Rolläden wir in unserer Hand hatten.

    Der Auftritt hatte was komisches gehabt. Der reichste Mann der Welt will also in die Videoclipproduktion. Mit Nino de Angelo und uns Witzelidioten. Bestimmt ein wohlüberlegter Schritt. El Nino kam auch ein paar Tage später persönlich in den Glaspalast. Wir hatten Angst, dass wir ihm unsere Ideen präsentieren sollten, aber bis auf ein kurzes Meet & Greet war nichts für uns drin. Nicht mal Autogramme. Dafür durften wir dann beobachten, wie sich Nino mit dem Popler ins Nebenkämmerchen zurückzog und verschämt lächelnd abgefahrene Pornos bezeigt bekam. Wahrscheinlich hatte der Popler eine Seite entdeckt, auf der man umsonst die dreckigsten Schweinereien zu sehen bekam, die ihn beim Nasebohren anturnten. Nino, der inzwischen keinen "Helm" mehr trug, sondern dunkle Haare, schaute immer wieder interessiert auf den Monitor, lachte dann und sagte etwas, um die Peinlichkeit des Augenblicks zu überspielen.

    Es gibt noch viele kleine Geschichten, die ich aber schon hier und da im Forum über Köln geschrieben habe. Sie sind alle wahr und tun mir alle schrecklich leid. Ich kann nichts dafür, dass ich Eure Stadt hasse. Sie hat es nicht anders gewollt. Ende.

  6. #6
    Avatar von Die Wucht
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    Ich fand es schon in der Schule immer extrem unangenehm, als erste etwas zu sagen. Heute gehe ich auch nicht als erste auf die Tanzfläche. Und jetzt fällt es mir schwer, als erste etwas zu dieser Fortsetzungsgeschichte zu schreiben.

    Deswegen erst mal: knuspi. Nee - ick finds Bombe, Murmel, und das trotz Erkältung!
    "Mir läuft ein metaphysischer Schauer über den Rücken."

  7. #7
    Camembert Avatar von Edding Kaiser
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    ist Kölner.

    Arschloch.
    Für Inge.

  8. #8
    Mumbah Avatar von bastifantasti
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    Köln ist aber auch sowas von für den Arsch.
    Was auch immer.

  9. #9
    Camembert Avatar von Edding Kaiser
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    Was willst Du denn, Du Helausager?
    Für Inge.

  10. #10
    Mumbah Avatar von bastifantasti
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    Du kannst doch auch nur Karneval.
    Was auch immer.

  11. #11
    Moderater Avatar von Murmel
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    Ähnlich wie der Tobler Karlo haben auch die Kölner reagiert, als ich am letzten Abend betrunken anfing ihre Stadt zu beschimpfen. Ich hatte für fast jeden Tag der sechs Wochen ein Beispiel, das Köln beschissen aussehen ließ. die fanden das nicht komisch, die Jecken. Aber dann habe ich sie alle ordenlich durchjebützt und dann waren wir wieder Freunde. Ich habe ja nichts gegen diese armeseligen, minderbemittelten Menschen, die sich allein wegen ihres m.V. hässlichen Dialekts schon witzig finden.

    Trotzdem, und das meine ich ganz ehrlich, hätte es uns schlimmer erwischen können. Da gibt es ja immer noch Leverkusen, Kassel, Hannover oder Darmstadt. Mache ich mir gerade Freunde?

  12. #12
    Member Avatar von infotronic
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