Zu jenem Heiligabend, den meine Eltern, mein jüngerer, 6 - jähriger Bruder und ich damals im Rahmen eines größeren Familientreffens in Hamburg bei meinen Großeltern verbrachten, kam auch meine Tante, die Kunst studierte, mit Bekannten zu Besuch, darunter der geniale, versoffene Zeichner Horst Janssen, der, so war es heimlich ausgemacht, sich später zur Bescherung als Weihnachtsmann verkleiden würde, um meinen Bruder zu überraschen.
Während alles noch organisierend umherlief, hatten wir Kinder Türdienst und begrüßten die Ankommenden.
Als Horst Janssen eintraf, entnahm er einer Manteltasche eine Flasche Schnaps und trank einige Züge, bevor er sich zu meinem Bruder, der wegen der Fahne fast unmerklich zurückwich, hinunterbeugte, um ihm zur Begrüßung die Hand zu geben.
Als es später endlich so weit war und feierlich wurde, kam Horst Janssen perfekt verkleidet herein, ging auf meinen Bruder zu, beugte sich hinunter und reichte ihm die Hand, die mein Bruder leicht zurückweichend ignorierte und kühl bemerkte: "Wir sahen uns bereits."
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