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Thema: Neuss, Wolfgang, der Checkerking

  1. #1
    Moderator_S Avatar von U_Sterblich
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    Neuss, Wolfgang, der Checkerking

    Wolfgang Neuss pflegte in seiner späteren Lebensphase zu Hause bei sich Audienzen zu geben. Er mochte seine Berliner Wohnung nicht mehr verlassen, wozu auch. Irgendein Adjutant sorgte für den Nachschub an Gras. Neuss saß auf dem Fußboden vor einem niedrigen Tischchen, auf dem der Adjutant die vorgerollten Joints stapelte. Das Zimmer leer und abgedunkelt, Neuss bekanntlich zahnlos, langhaarig und supadupadauerstoned. Mit der Methode hatte er es wirklich und in echt geschafft, in andere Sphären abzuspacen, und das war so dermaßen toll und inspirierend, dass sich die Prominenz aus Politik, Medien und Show die Klinke in die Hand gaben um zu hören, wie Neuss sich einen labert.

    Aber klaro durfte jeder kommen und mein alter Freund A. war auch paar Mal bei ihm und hat alles auf Kassette mitgeschnitten. Ich habe es mal gehört und schwöre: man wird schon vom zuhören high.

    Neuss wusste: „Jeder innere Vorgang hat eine äußere Entsprechung. So müssen wir auch mal die Erde verstehen, den Körper und den Geist.“ (Hey!) Deshalb kommen auch viele Krankheiten eigentlich von innen. Körner essen ist gut, aber er isst sie lieber nicht, sie machen ihn so sexuell. „Von Körnern werde ich immer so sexuell!“ Über Weihnachten wusste er zu berichten, dass Jesus am Kreuz hing und rief: „Ja, nagelt nur. Nagelt links und nagelt rechts, es macht mir nichts aus!“
    Ein alter Checker vor dem Herrn war er.

  2. #2
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    Hey Hey Hey! Da habe ich mir jetzt auch einen prima Gedanken gemacht, Frau U. Er geht so.
    Währe es wohl ausdenkbar, daß du Ulrike eine Kopie des Mastertapes bekämest und dann nach und nach, in kleinen mundgerechten Portionen, uns die Weisheiten vom Checkerking beibrächtest? Nachdenken mit Wolfgang Neuss, täglich ein Gedanke.
    Oder so. Damit auch wir erleuchtet würden und Weisheit einzöge und sich ausbreiten könnte im ganzen Land.
    Denn Pfingsten naht und der Geist steht in mehreren Zungen bereit.

  3. #3
    Moderator_S Avatar von U_Sterblich
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    Angelika, das wäre eventuell irgendwie möglich. Zumindest kann ich es mal versuchen, versuchen kost ja nüscht.

  4. #4
    Avatar von Hilde
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    ist ebenfalls ganz Ohr

    (Originalton Neuss zum Anhören - mensch, das wär was!)

    kleine Hörprobe gefällig:
    http://www.hr-online.de/hf/hr2/hoerb...-08/audio6.ram
    Geändert von Hilde (13.05.2002 um 09:50 Uhr)

  5. #5
    Moderator_S Avatar von U_Sterblich
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    Sehr lustig! Hier hängt aber ein gewaltiges Mikro ins Leben. Original DAS ist eben von jenem Mastertape, Hilde, es handelt sich um ein kleines Hörstück, dass A. Jahre später aus der Neuss-Kassette produziert hat. Und die eine Stimme da, die gehört meinem alten Freund, gar Ex-Freund wie man so sagt, Andreas.

    Nachdem wir das Neuss-Tape mit ein paar Freunden in der Küche gehört hatten, meine jemand, so etwas kann man nicht vergammeln lassen, man muss was daraus machen. Und dann machte er was daraus fürs Radio. Das hatte ich schon vergessen. Aber die Hlide hat es ausgegraben. Das ist toll, das ist crazy!

  6. #6
    Avatar von ingwer
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    frau sterblich, vielleicht kennst du dann ja auch robert minich, der neuss in seinen letzten jahren gepflegt hat. mittlerweile ist er ein durchaus arrivierter schauspieler, der im "todesspiel" sowie diversen anderen produktionen mitgewirkt hat. vor hunderttausend jahren besuchten wir die selbe schule, er war dort so etwas wie der lehrer- und schülerschreck, vor dem nicht wenige ängstlich davon huschten, wenn er auf seinem skateboard dahergerast kam.
    ich hatte nicht viel mit ihm zu tun, komischer weise traf ich ihn aber zufällig an dem tag als neuss starb. es war eine seltsame begegnung, die überhaupt erst meine aufmerksamkeit auf das phänomen wolfgang neuss lenkte und dazu führte, dass ich roberts werdegang - zumindest mit halben auge - über die jahre mitverfolgt habe.

  7. #7
    Moderator_S Avatar von U_Sterblich
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    Nein, den kenne ich leider nicht, ingwer. Die Neuss-Geschichte ist ja auch aus zweiter Hand.

  8. #8
    Member Avatar von Hilfscheckerbunny
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    Rauschgift macht die Leute extrem locker. Das merkt man auch an der Geschichte! Da kommen nur total lockere Menschen drin vor!
    Check it out!


  9. #9
    Moderator Avatar von Supatopcheckerbunny
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    Ja, das hast du dir ganz gut überlegt! Aber weißt du, "locker" sein ist auch nicht alles im Leben! Auch Gesundheit ist wichtig und regelmäßige Mahlzeiten!

    _________________
    Ja, richtig!

  10. #10
    Seniorita Avatar von elinor
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    Einer meiner Väter schleppte eines Tages ein gewaltiges Tonbandgerät in unser Leben. Das spielte sich in einer grausigen Zonenkleinstadt an der Grenze zu Polen ab. Das Leben, meine ich. Das Gehäuse dieses altmodischen, aber glückverheißenden Gerätes war aus massivem Holz. Wenn man den Deckel hob, ging Licht an und man konnte, falls gerade eingelegt und eingefädelt, die Tonbandspulen bewundern, die sich in rasender Geschwindigkeit bewegten, vielleicht in der 78er Schallplatten entsprechenden.
    Vor diesem Zaubergerät saß ich gern auf dem Fußboden und nahm aufgeregt Sendungen aus dem Radio auf. Nun, ihr Superchecker habt es längst geahnt - mein erstes selbstaufgenommes Liedchen war von Wolfgang Neuss und seinem Compagnon de la Chanson, dem Müller Wolfgang: "Schlag nach bei Shakespeare, bei dem steht was drin. Kommst du mit Shakespeare, sind die Weiber gleich ganz hin!" oder so ähnlich ging das und stammte aus aus dem Musical "Kiss me, Kate".
    Natürlich begegnete mir Wolfgang Neuss - wem nicht - in meinem späteren Leben immer wieder, aber als kleines Mädchen hätte ich nicht zu hoffen gewagt, ihn einmal persönlich zu treffen.
    Ein Freund kannte ihn und nahm mich - circa zwanzig Jahre später - auf mein Bitten hin zu ihm mit. Ich hatte, wie gesagt, seinen Lebensweg teilnahmsvoll verfolgt und war deshalb nicht allzu erstaunt, ihn als zahnlose Oma vor mir sitzen zu sehen. Wir rauchten eine Pfeife nach der anderen und lauschten ergeben und schwer stoned seinen schier endlosen Zickzackpredigten. Er beachtete mich nicht weiter.
    Als ich einige Tage später an seinem Haus vorbeiging, landete knapp vor meinen Füßen ein Spuckebatzen auf dem Bürgersteig. Ich schaute nach oben - in Wolfgang Neuss' zahnloses Grinsen. "Schwarz oder braun, Elinor?". Ich wusste nicht, worauf er hinauswollte und sagte einfach:"Braun". "Nee, schwarz!!" erwiderte er verärgert. Seine Stimmungen wechselten meistens im Bruchteil von Sekunden. Wenige Schritte später fiel mir ein, dass es sich natürlich nur um eines gehandelt haben konnte - braunen oder schwarzen Shit.
    In der Nacht hatte ich dann einen großartigen Traum. Wolfgang saß mir im Lotussitz gegenüber, vor sich einen weißen Scheißhaufen. "Das ist astraler Shit", erklärte er mir.
    Ermutigt durch diese persönliche Ansprache beschloss ich eines Sonntags, an einem goldenen Spätnachmittag, Wolfgang aufzusuchen. Dieser Zeitpunkt erschien mir genau richtig - schließlich hatte ich mir den Tag mit ein wenig Acid verschönt und der Trip war am Ausklingen. Wolfgangs Wohnungstür stand offen wie immer, und er schlurfte gerade durch den kleinen Flur. Inzwischen war ich wieder heftig draufgekommen, was der alte Acidhead offenbar sofort erkannte, und so geleitete er mich fürsorglich ins Zimmer, wo eine Horde junger Männer herumlungerte und drei Tüten gleichzeitig dampften. Ich setzte mich vorsichtig hin und wagte es, die vorbeiziehenden Joints abzulehnen, was Wolfgang den Jungs gegenüber mit einem gütigen:"Jeht schon in Ordnung, ick kenn die" absegnete.
    Zu meinem großen Schrecken sprangen die Jünglinge plötzlich auf und verließen gemeinsam die Wohnung.
    Ich war allein mit Wolfgang Neuss. Auf einem LSD-Trip.
    Wir schwiegen endlos lange (ja, auch der alte Neuss konnte mal die Fresse halten) und lauschten der Musik, die aus dem Nebenzimmer herüberklang. Es war eine Radiosendung. Buddy Miles tobte mit einem grandiosen Solo auf den Becken, Trommeln, Zimbeln, Schellen herum. Um mich wogten die Qualmschwaden der zahllosen Joints durch den Raum und ich bemerkte, dass mir die Sinne schwanden, im wahrsten Sinne des Wortes. „Kann ich mich mal kurz auf dein Bett legen?“ wisperte ich mit letzter Kraft und schleppte mich die wenigen Schritte dorthin bzw. ich robbte über den Boden. „Aber du kannst hier nicht übernachten!“ sagte Wolfgang, und das klang reichlich aufgebracht und äußerst argwöhnisch. Da lag ich nun und starrte an die Decke, und von der Decke aus starrte ich auf mich selbst, wie ich da auf dem Bett lag und an die Decke starrte.
    Einige Zeit verging. Das Radio war inzwischen aus. „Komm her!“ befahl Wolfgang. Vorsichtig erhob ich mich, es ging gut. Ich setzte mich ihm gegenüber auf den Boden. Wie zwei kleine Buddhas saßen wir da. Er schnoberte in meine Richtung. „Hast du Alkohol getrunken?“ herrschte er mich an. Er hasste Alkohol. Ich hatte natürlich keinen zu mir genommen. „Das ist mein Parfum“ flüsterte ich. Ich benutzte damals Grasöl, was ich für eine Gras rauchende Lady als sehr stilvoll empfand. Er tauchte seine Nase in mein Haar und umarmte mich dabei. Das fühlte sich freundlich und innig an und war gleich wieder vorbei. Er forderte mich auf, einen Kopfstand zu machen, das würde mein Gehirn durchbluten und sofort würde es mir besser gehen. Gehirn durchbluten! Ich entwickelte sogleich die Horrorvorstellung, wie mir bei einer solchen Übung ein Blutgefäß platzen und ich zu Wolfgangs Füßen verröcheln würde. Ich weigerte mich. Daraufhin schmiss er mich raus. Ich sagte ja bereits – seine Stimmung wechselte oft im Bruchteil von Sekunden.
    Geändert von elinor (07.12.2003 um 23:34 Uhr)

  11. #11

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  12. #12
    Sir Avatar von yellowshark
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