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Thema: Neuankömmlinge bitte Zi. 001 - 069

  1. #157
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    Und wenn ich mich dahierden einlogged, dann steht allemal:

    SCHÖN,SIE WIEDERZUSEHEN, REMMBREMMERDING!

    Ich freu mich !



    MfG

    Ihr

    RE

  2. #158
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    Obacht, Sie kaltes Huhnerl!

    Noch freu ich mich!

    MfG

    Re

  3. #159
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    Krücke

    Guten Morgen!
    Ich möchte eine Geschichte erzählen, die mich vor vielen Jahren mal berührte, und jetzt eigentlich immer noch:

    Auf dem Humanistischen Gymnasium, dem Rats-Gymnasium (so hieß es) war ich derjenige, den alle anderen - bis hinunter in die Sexta-Klassen, für DEN ausgemachten Streber hielten. Ich galt schon als Streber, als ich selbst noch in der Sexta war und legendenartig weitete sich mein Ruf bis zur Oberprima aus. Wahrscheinlich war ich tatsächlich das, was man unter einem Streber verstand oder versteht. Meine Zensuren lagen zwar nicht sehr weit über dem Durchschnitt, aber ich trieb mich in den Pausen halt sehr gern im Musiksaal herum. Der Musiksaal hatte etwas gruseliges an sich, denn dort saß immer Herr Meinhold.

    Herr Meinhold war ein Sonderling - unser Musiklehrer - der sich in den Pausen auch lieber im Musiksaal aufhielt als im Lehrerzimmer. Man munkelte, er sei ein Trinker, aber ich habe ihn nie trinken sehen, ich glaube eher, er wollte seine Ruhe haben. Ich wollte auch meine Ruhe haben - wenigstens in den Pausen - und Herr Meinhold duldete mich in den Pausen im Musiksaal. In der großen 10 Uhr Pause kam immer Herr Fernkorn und brachte Herrn Meinhold die Zeitung. Herr Fernkorn war mein Lateinlehrer.

    Irgendwann nahm mich Herr Fernkorn mal beiseite und fragte mich, warum ich denn meine Pausen immer im Musiksaal, statt auf dem Schulhof verbrächte, es sei ja eigentlich nicht erlaubt usw. und ich sagte ihm, wie sehr ich es genösse, dort, in den Pausen, unbehelligt von den Mitschülern und geduldet von Herrn Meinhold mal 20 Minuten lang einfach Instrumente und Klanghölzchen und was es dort alles gab - in der großen Pause mal alles ausprobieren zu dürfen, während Herr Meinhold einfach Zeitung las und keinen wie auch immer gearteten Anspruch stellte!

    Denn im Unterricht war mit Herrn Meinhold nicht gut Kirschen essen, dass wussten Alle!

    Herr Fernkorn verstand das zwar, aber dennoch konnte er mich nicht davor beschützen, daß es irgendwann dazu kam, daß ich in den Pausen auch raus auf den Schulhof mußte. Das Lehrerkollegium hatte es so beschlossen!

    Für mich ein harter Schlag, denn ich hatte schon ein ganzes Schuljahr lang meine Pausen im Musiksaal verbracht und plötzlich warf man mich unter die Wölfe!

    Seit ich also in der Quinta war musste ich raus in den Pausen - "Frische Luft schnappen"! Aber ich war ja der Streber, mit mir spielen wollte sowieso keiner, und ich konnte mit den Anderen auf dem Schulhof eh nichts anfangen! Ich stand meistens blöd rum.

    In der Quarta freundete ich mich dann endlich mit Uwe Jülich an. Uwe Jülich war schon in der Untertertia, also ein Jahr älter als ich, aber irgendwie - selbst für mich - ein merkwürdiger Menssch! Er war schon sechzehn, ich erst fünfzehn. Er erzählte mir, daß er auch ein Außenseiter sei, und daß er auch als Streber gälte, auf dieser Schule, aber, daß er eigentlich Herrn Meinhold auch mögen würde, aber die Lehrer halt - die wären eine ganz andere Sorte!

    Es gab eine Auffahrt, eine Art Radweg, der direkt auf den Schulhof führte. Diesen Weg gingen Uwe und ich in jeder Pause auf und ab und auf und ab. Obertertia, Untersekunda, Unterprima...

    Wir schienen unseren Frieden gefunden zu haben, bis wir in der Oberprima waren und die Mädchen aus der Sexta plötzlich anfingen, uns zu ärgern!!!

    "Hähähähähähä!!!! Krücke!"
    "Hähähähähähä!!!! KRÜCKE!!!"

    Krücke??

    Da rannten tatsächlich schon seit ein paar Tagen zwei Mädchen aus der Sexta hinter Uwe Jülich und mir her und versuchten, uns mit dem Ruf "Krücke!!!" zu provozieren!!!

    Wir nahmen das grinsend hin, aber die Gesichter der Sextanerinnen hab ich mir gemerkt

    Wochen später musste ich mitansehen, wie ein Oberprimaner grad versuchte, einer Quatanerin eine Schneeabreibung zu verpassen.

    Selbstverständlich versuchte ich, dem ein Ende zu bereiten.

  4. #160
    Hobel Avatar von Ignaz Wrobel
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    Schön, du bist jetzt also in der Pubertät. Herzlichen Glückwunsch!

    (was mach ich hier?)

  5. #161
    Moderatorin Avatar von Frau H aus B
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    Ich habe gelesen: "Herr Meinhold dudelte mich in den Pausen im Musiksaal."
    If you get in trouble, just go back in time.

  6. #162
    Moderator Avatar von DonDahlmann
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    Ignaz, Du bist wieder abhängig. Das ist völlig normal nach einem, Rückfall, es wird dann immer ein bißchen schlimmer, als es vorher war.

    Kann eigenlich noch jemand alle Jahrgangstufen auf Latein durch deklinieren?
    Sexta
    Quinta...

  7. #163
    Nomember Avatar von maki
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    Ich frage mich ja, ob Herr Meinhold dieser Herr M. ist.
    Außerdem kommt der Begriff "Streberleiche" drin vor.

  8. #164
    Avatar von Aporie
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  9. #165
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    Ich kanns noch und ich werds auch nicht vergessen. Herr Meinhold ist definitiv ein anderer, als der von Klesk (die Geschichte kannte ich nicht) und ich bin nicht in der Pubertät. Ich glaube ich hatte sowas wie Pubertät nie, jedenfalls hatte ich nie diese geheimnisvolle Verwirrung, die immer in Romanen oder Filmen so schwül beschrieben wird. Das andere Geschlecht hinterm Busch versteckt beim Schwimmzeug ausziehen beobachten, und dabei komische Gefühle kriegen usw... Ist mir alles fremd.
    Die kleinen Sextanerinnen, die mich verfolgten, haben mich nur amüsiert, vielleicht mit ihrem Spott auch ein bisschen gekränkt, sonst nichts. Ich war schon damals ein bißchen dicklich und sicher alles andere als gutaussehend, aber ich hatte keinen Buckel und gehinkt habe ich auch nicht, warum also nannten sie mich "Krücke"?
    Aber ich war nicht nachtragend und als der Junge aus der Parallelklasse, den die Mädchen ähnlich geärgert hatten wie mich, sich eines davon geschnappt hatte und dem schreienden Geschöpf das Gesicht brutal mit Schnee wusch und ihm auch noch eine Packung Schnee in den Kragen stopfte, sagte ich zu ihm: "Ach laß sie doch in Ruhe, über sowas muß man drüber stehen." Zu mehr ritterlichem Heldentum konnte ich mich allerdings nicht durchringen.

    Ich habe von Anfang an gar nicht erst versucht, Mädchen - oder später Frauen - irgendwie zu beeindrucken. Wahrscheinlich wollte ich mir zu einerseits Qual und Enttäuschung ersparen, andererseits hatte ich wirklich nie das Bedürfnis an Körperlichkeit oder Sex, weder mit Frauen noch mit Männern. Ich hatte auch nie diese viel beschriebene Neugier darauf, ob die nun irgendwie anders denken oder überhaupt anders sind. Aber ich hatte und habe auch keine Abneigung, hmh... schwer zu erklären.

    Als Kind sammelte ich Insekten, aber ich spießte sie nicht auf, ich hielt sie in Gläsern fest, beobachtete sie ein paar Tage und ließ sie wieder frei. Außerdem hatte ich ein Terrarium mit einer Wasserschildkröte und einem Frosch. Ich besaß ein Mikroskop und ein Teleskop - das war mir genug, damit konnte ich meine Zeit ganz gut rumbringen.

    Und dann gab es natürlich irgendwann Uwe Jülich. Er interessierte sich für meine Insekten, er durfte mich deshalb auch zuhause besuchen. Ich lud sonst nie andere Schüler ein. Es wäre sowieso keiner gekommen und ich wollte auch meine heimische Umgebung davor schützen, in der Schule zum Gesprächsstoff zu werden. Wir hatten ein sehr großes Haus, ein Altbau mit großen Fenstern, hohen Decken, hintendran ein schöner Garten. Aber es war sehr unordentlich. Mein Vater lehrte Osteuropäische Geschichte an der Uni, meine Mutter war Grundschullehrerin.
    Als Uwe mich zum ersten mal besuchte fragte er mich: "Warum liegen denn da so viele Brotkrümmel auf dem Teppich?" und ich antwortete: "Ach, da stand früher mal unser Eßtisch."

    Meine Mutter war nicht schlampig oder so, aber sie hatte andere Prioritäten, sie bastelte und malte viel, nähte Kostüme, sie war immer sehr beschäftigt, aber auch sehr lieb. Mein Vater war sehr alt. Als ich Uwe vorstellte wurde er von Mutter mit Liebe überhäuft, Vater war sehr förmlich, aber nicht unfreundlich.

    Uwe war in der Schule - anders als ich - ein richtiger Überflieger, hochbegabt, musisch, mit ihm konnte ich mich über alles unterhalten. Er war nicht so oberflächlich und rüpelhaft wie die anderen, er spielte Geige, war gut in Mathematik und Griechisch, aber irgendwie auch nicht sooo beliebt. Beliebter als ich jedoch schon, denn er sah besser aus. Und bei uns zuhause gefiel es ihm. Er kam eine Zeit lang fast jeden Nachmittag. Später fiel mir mal auf, daß er mich im Gegenzug niemals zu sich nach Hause eingeladen hat und auch nie etwas von seinen häuslichen Verhältnissen erzählte. Das Thema tauchte einfach nie auf.

    Nach einer Weile hatte Uwe keine Lust mehr, wissenschaftliche Untersuchungen mit dem Mikroskop durchzuführen oder Insekten zu fangen. Er wollte etwas "Richtiges" spielen und zwar Pirat. Das kam mir komisch vor, für sowas waren wir eigentlich zu alt, aber Uwe sagte, zum Insekten fangen wären wir auch zu alt. Es war eine ganz merkwürdige Situation, ich wusste nicht, wie ich mich beim Pirat-Spielen verhalten sollte, es war so aufgesetzt. Uwe wollte der Kapitän sein, ich sollte Steuermann sein. Das Spiel kam nicht in Fahrt, mir fehlten Phantasie und Begabung dazu, aber ich machte halt so halbherzig mit. Uwe gab Befehle, ich führte sie aus, dabei musste ich öfters die Rollen wechseln, mal war ich sein Steuermann, dann Besatzungsmitglied eines geenterten Schiffes, ich kam mir schrecklich blöd vor, wollte aber seine Gesellschaft nicht verlieren. Einmal wollte er mich im Garten an einen Baum (Mast) fesseln und auspeitschen, aber das wollte ich nicht so gerne. Ich ahnte natürlich schon, dass er eine homoerotische Phase hatte, aber das war nicht der Grund für meine Weigerung. Auch nicht die Angst, er könne mir wehtun, er war ja nicht bescheuert. Aber die Vorstellung, die Eltern könnten aus dem Fenster sehen und beobachten, wie Uwe mich an den Baum fesselte und auspeitschte, ließ mir die Haare zu Berge stehen. Ich machte also nicht mit.

    Irgendwann später vertraute Uwe mir an, er träume öfters davon, nackte Neger zu quälen. Das fand ich schon arg schräg. Er wollte mehr und mehr über so schwüle Themen reden, aber ich konnte nicht mithalten. Das was ihn immer stärker aufwühlte ließ mich kalt, dort, wo bei ihm ein bunter Dschungel sproß, fauchte und blühte hatte ich ein leeres, plattes Brett. Unser Kontakt verlor sich wieder nach und nach, wir gingen zwar noch gemeinsam die Auffahrt hoch und runter, aber er besuchte mich nicht mehr.

    Irgendwann war er einfach weg. Kam nicht mehr zur Schule. Die Lehrer behaupteten, er hätte die Schule gewechselt, wäre auf eine Begabten-Förder-Schule gekommen. Mitten im Schuljahr, von heute auf morgen, kurz vor seinem Abitur, ohne Vorwarnung, ohne Abschied, einfach so...

    Und das Schlimme war: Ich fand es seltsam, aber ich war nicht traurig. Ich hatte meinen einzigen Freund verloren, aber ich vermißte ihn nicht. Ich ging zur Tagesordnung über als sei nichts passiert. Er war weg und fertig. Egal.

  10. #166

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    Lieber herr Rupf, ich möchte sie hiermit herzlich Willkommen heißen, schreiben sie bitte noch mehr Geschichten aus ihrem Leben, gerne auch aus der Schulzeit. Sie brachten mir soeben etwas Frohsinn in diese dunkle Nacht.

  11. #167
    Avatar von stu
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    streberleiche ist ein ganz gewöhnlicher schülerausdruck, maki. kennste nicht oder was? wars wohl selber streber, was?

  12. #168
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    Uwe ist jetzt missionarisch tätig.
    Stell dich nicht so mädchenhaft an.

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