ich beppe das mal an meinen Lieblingsfußballstrang:
mein indisch-tirolerischer Mitbewohner hatte heute seinen britisch-indischen Onkel zu Besuch, der beruflich in Bratislava zu tun hat, ich wurde zum Essen mitgeschleppt ins "Beograd", ein Restaurant mit bastigen Resten thai-gastronomischer Dekoration und stolzen Kellnern, deren karge Worte und stolze Gesichter sagen: "Nicht ich bin dein Diener, Gast, sondern du hast unterwürfig zu danken, daß ich deinem Gaumen Einblick in die Speisen meines großartigen Heimatlandes gewähre."
Der ältere Herr neben uns ließ seinen Grillteller nach wenigen Bissen mit kargen slawischen Worten zurückgehen, anklagend auf die Zwiebeln deutend. Der Kellner fügte sich still, der Herr erklärte uns, er sei Exilzahnarzt aus Beograd, die Sozialisten hätten ihn vertrieben, hier, die Narbe an der Hand, dann war er Zahnarzt in Amberg und Wien, ich fragte ihn, ob die Österreicher bessere Zähne hätten als die Deutschen, er zuckte nur mißbilligend mit dem Kopf, alberne Frage.
Nebenan geigte ein slawischer Geiger sanft und sirupig Wienerlieder, eine englische Familienfeier schwang Reden, dann gingen wir noch dem Onkel Wien zeigen. Da, der Stephansdom. Augen nach oben gerichtet, fast umgerannt von einem Herrentrio, zwei schwarzgekleidet, einer im beigen Trenchcoat, seine berühmten Augen gar nicht mal so viele Zentimeter aus den Augenhöhlen ragend, er strahlt lebensfroh und souverän: Pierluigi Collina, Weltschiedsrichter des Jahres. Diese Augen, die Foulspieler zu Brei starren, um dann nach 2,3 Sekunden aufmunternd zu zwinkern: Hey, ihr Racker, was haben wir doch für einen Spaß hier!
Vielleicht waren die 2 Begleiter seine Linienrichter, ganz sicher würden die drei Racker jetzt noch Spaß haben in einem Beisl und sich kichernd Tricks ausdenken, wie sie morgen Österreicher und/oder Niederländer zur Weißglut bringen können. Meine beiden Halbinder kannten keinen Collina, und wir gingen schnörkel- und säulenerklärend weiter.
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