König Kurt und der Sandwichstau.
Als Lufthansa-Senator, beruflich zwangsprivilegiert mit derselben Oberwichtig-Karte, bin ich sehr oft stiller Zuschauer und Geniesser des Freitags-after-job-outings in den Lounges der Lufthansa. Wer die Lounges kennt, weiss, wie das Freitagnachmittags-Szenario überall ist: Meetingmüde CEO’s lümmeln (teilweise
ihrer Budapester dickfüssig entledigt!) auf dicken, grauen Ledersesseln, kauen Langeweile-Gummibären, endgültig abgestürzte New Economy-Leute erklären sich immer noch gegenseitig aufgeregt ihre Handyfunktionen und dass es die anderen ja auch nicht besser gemacht hätten und Unerschrockene, schon wieder neue Real Economy-Leute hämmern Kundenreports in ihre Laptops, die früher das Sekretariat schrieb. Und wer völlig Panne ist, telefoniert tatsächlich noch lautstark dazwischen - trotz Knopf im Ohr. Die Luft ist dick, die Energie ist dünn, man will nach Hause. Kein Stuhl ist frei, kein Sessel unbelegt, frische Senatoren flüchten gleich ans Gate vor. Also da kommt König Kurt herein, mit Ehefrau. Mit diskret-royalem Überblick (...„er möchte heute nicht erkannt werden, bitte...“) analysiert er die Auslastungslage, marschiert aber zur Büffetbar und reiht sich in die Sandwichschlange (Toast-Dreiecke Gurken-Käse, ersatzweise Babybel Käse-Frisbees oder kleine Snack-Mettwürste mit Kühnesenf-Sachets). Anscheinend schmiert die
Senator-Pantry im Hintergrund, was das Aufschnitt-Zeugs hält. Aber der Hunger scheint stechender, als das Heimweh. Erste Klagen werden laut, Klopfsignale an die
Durchreiche werden heftiger. König Kurt und Dame sind ungerührt unaufgeregt.
Fallen nicht ins Mecker-Kollektiv ein, schmieden wohl auch keine Rabattgedanken an die Lufthansa. Die Sandwichs kommen, Ehepaar Biedenkopf bedient sich, noch ein royaler Blick nach einem freien Platz: Kein Untertan erhebt sich freiwillig.
Abgang König mit Dame. Ich denke: Ein sehr bescheidener Mann. Und was ein Besuch in einem schwedischen Möbelhaus wohlmöglich alles bewirken kann.
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