caradiert wegen Missverständlichkeit (das Wort Substanz liebe drea bezog sich auf die zunehmende Pünktelisierung des Stranges)
Ich werde an dieser Stelle meine unhöfliche Sturzgeschichte einfügen (wenn überhaupt gehört sie hierher):
Am 16. Oktober 1994 stahl ich dem Kabarettisten Matthias Deutschmann die Show, als ich vom Geländer einer Empore im Freiburger Theaterfoyer rücklings auf den Steinboden fiel.
Es war dies, man möge sich erinnern, der Abend jener Bundestagswahl, aus der Helmut Kohl zum letzten Male als grinsender Gewinner hervorging.
Ich befand mich damals in einer Phase meines Lebens, da man innere Turbulenzen noch zu gerne in die Öffentlichkeit zu tragen geneigt ist, und meine seelische Disposition war just an diesem Abend eine desaströse. Eben erst war ich mit dem Abendzug von einem halbjährigen Auslandsaufenthalt (inklusive Liebesverlust) nach Freiburg zurückgekehrt, hatte meine Tasche zu Hause abgestellt und ging, mir fiel in dieser Situation nichts besseres ein, ins nahegelegene Stadttheater, in dem eine Wahlparty mit kulturellem Begleitprogramm gegeben wurde.
Mein Leben lag in Trümmern. Ich hatte nichts zu verlieren, vielleicht würde ich den einen oder anderen Bekannten treffen, so dachte ich mir und stürzte mich ins Treiben. Diese mentale Grundhaltung behielt ich wohl den ganzen Abend bei ja sie steigerte sich mit dem Konsum berauschender Getränke und ausgelassener Musik eher noch.
Inmitten des wahnwitzigen Getümmels und der durch die ersten Wahlanalysen grundlos erheiterten Menschenmenge stand, umringt von mehreren Freunden, Matthias Deutschmann mit seinem Cello und bereitete sich innerlich wie äußerlich auf seinen Auftritt vor, der für 23 Uhr angekündigt war.
Da ich niemanden traf den ich kannte, drängelte ich mich in die Nähe des, wie ich zu fühlen vermeinte, nervös fröhlichen Grüppchens um IHN zu beobachten. Ziemlich lässig setzte ich mich unweit von ihnen auf das oben erwähnte Geländer. Drei Meter unter mir, im Pulk, bemerkte ich einen mir vertrauten Philosophiedozenten, dem ich - mir war inzwischen alles lustig und alles egal - enthusiastisch zuwinkte, immer einen Blick auf Matthias Deutschmann und sein Cello werfend. Es war kurz vor elf und bald würde sein großer Auftritt sein. Doch es wurde meiner.
Ich verlor das Gleichgewicht und fiel - wie Ohrenzeugen mir hinterher berichteten - mit einem entsetzlichen Krachen auf den Boden. Blut floss, ein Notarztwagen kam, die Stimmung war dahin.
Viel mehr ist nicht zu sagen.
Ich verbrachte die folgenden zehn Tage im Krankenhaus. Matthias Deutschmann trat, nachdem die schockierten Organisatoren sich beraten hatten, wie angekündigt auf und überspielte mit seinem Cello souverän die peinlich Situation.
Sollte Matthias Deutschmann diese Erzählung irgendwie zu Gesicht bekommen, so möchte ich mich auf diesem Wege bei ihm nachträglich entschuldigen.
P.S. WÄHREND des Sturzes selbst war mein Beobachtungsvermögen erheblich getrübt, so dass ich wenig Auskunft darüber geben kann wie Matthias Deutschmann guckte. Überhaupt ist die Beschreibung des Prominenten in meiner Schilderung vielleicht etwas zu kurz gekommen, das liegt aber daran, dass ich an jenem Abend meine Brille nicht aufgesetzt hatte und einfach nicht mehr SAH.
(Beitrag wurde von Lilaxista am 08.11.2001 um 10:28 Uhr bearbeitet.)
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