Spricht ja für Wrobels heitere Geschichte, wenn man sie auch als traurige lesen kann. Zusammengerechnet ergäbe das dann tragikomisch, was dem Hosenbandorden für Literatur gleichkäme.
Spricht ja für Wrobels heitere Geschichte, wenn man sie auch als traurige lesen kann. Zusammengerechnet ergäbe das dann tragikomisch, was dem Hosenbandorden für Literatur gleichkäme.
Aporie, vielen Dank! Daß hier in vielen
Strängen derartig auf die Form geachtet wird, ist relativ neu. Einerseits auf jeden Fall eine gute Entwicklung, andererseits kann ich nur hoffen, daß das nicht zu unnötigen Hirnblockaden führt. Ungekünstelt spontan ist immer noch besser als durchgestylt, aber das liegt nicht jedem, mir auch nicht. Ich war mir beim Schreiben gar nicht klar, worauf es eigentlich hinauslaufen könnte, interessant, in welche Richtungen und mit welchen Bedeutungsebenen man so eine simple Begegnung noch hätte ausbauen können. Fast hätte ich Lust zu verschiedenen Remixen.
Genial wäre wahrscheinlich, wenn man wie Bob Dylan oder die Bibel jedem die Möglichkeit gäbe, genau die Tiefen herauszulesen, die er gerne hätte. Und dann vielsagend zu schweigen.
Mag sein, dass ich Herrn N.-R. unrecht tue, wenn ich ihm unterstelle, er hielte Menschen ohne Selbstachtung (dazu gehören wohl auch schwerstdepressive wie wir) auch für lebensunwürdig. Ich hatte so etwas jedenfalls mal im Radio gehört und heute Nacht beim Lesen dieses eher todeslaunigen Stranges kam es mir dann wieder in den Sinn. Ich habe eben noch einmal Stellungnahmen seinerseits nachgelesen. Darin verwahrt er sich selbstredend gegen eine derartige Mißinterpretation seiner Worte. Er hatte nämlich in Debatten um das therapeutische Klonen von Embryonen diesen, etwa 14 Tage alten Zellhaufen, die Fähigkeit zur Selbstachtung abgesprochen und damit auch die Menschenwürde (die er damit verknüpft) und sich somit auf die Seite der Befürworter des Klonens gestellt. Auf gezielte Nachfragen eines Interviewers inwiefern diese Begrifflichkeiten etwa auf solche Tourettewracks wie uns übertragbar wären, rettete sich N.-R. in einen philosophischen Begriffssalat, wohl eine Stärke von ihm, womit das Thema gegessen war. Er betonte jedoch, dass der Wert des Lebens überhaupt für ihn außer Zweifel stünde, ja gar dass er Pflanzen und Tiere für schützenswert hielte! Es scheint nicht leicht zu sein, N.-R.s wirkliche Meinung herauszufinden.
Amüsant fand ich allerdings, dass er, der einen 14 Tage alten Embryo nicht für schützenswert hält, sich selbst bei Amtsantritt eine 100tägige Schonfrist erbat.
(Verzeiht meine Ausschweifungen - heute trauriger Tag)
(Beitrag wurde von Lilaxista am 05.11.2001 um 13:33 Uhr bearbeitet.)
Hüllen Sie sich nicht in falsche Bescheidenheit, Wrobel. Ein solcher Text will erarbeitet sein, wenn nicht beim Schreiben, dann in einer Lebenshaltung und Beobachterperspektive, die ihn erst möglich macht.
Wenn es hier nicht durchwegs üblich ist, auf die Form zu achten, warum wird dann jedem Neuling, der meint, es käme nur auf den Inhalt an, sachte bis forsch bedeutet, dass die Qualität des Erzählens hier am ³wie' und nicht am ³was' gemessen wird?
Der Herr Aporie hat ja recht, Ignaz.
Ich vermute, es kommt daher, daß du auch ein Dichter bist. Weswegen ich nicht abgeneigt wäre, den einen oder anderen Wrobelremix zu lesen.
Textremixe! Würde dieser vom musikalischen ins literarische übertragene, zielgruppenkompatible Umgang mit Fremdwerken eine neue Forumsära einläuten? Mixen statt Mäkeln? Der Gedanke an diese Möglichkeit und an die unendlichen Nachtschichten macht mich gespannt nervös.
Das Wort 'Remix' klingt verdächtig nach Schnösel-Barre, aber bei Herrn Wrobel bin ich ganz unbesorgt. Warte auf Variationen, halte Echolot für Tiefschürfendes bereit. Und ich glaube, Sie waren ein cooler Paparazzo.
Leider gibt's in meinem Städtchen keine Brühmtheiten, an denen ich meine Coolness testen könnte... So bleibe ich Rezipient und auf Sie angewiesen, um an der großen, weiten Welt zu partizipieren.
Noch kurz ein paar Antworten auf gestellte Fragen bevor ich mich vom Computer losreisse, das ist ja wieder ganz fürchterlich heute, das Suchtpotential ist wieder gestiegen, sehr unpraktisch.
JDB, ich hatte eigentlich nur an die eigene Überarbeitung von Texten gedacht, viele vorher nicht gesehene Potentiale kommen ja erst durch die Kommentare ans Licht! Aber das Fremd-Remixen, also das eigentliche, das hätte natürlich auch seinen Reiz! Aber da will ich lieber gar nicht erst dran denken, der Zeitaufwand würde wahrscheinlich ein Leben außerhalb des Forums völlig unmöglich machen, also noch völliger als sowieso schon.
Ich mach's auch nicht, aber nur mal so als Beispiele:
Der 'Sozialneid'-Remix:
Kitschromanhafte Welt in der luxussanierten Jahrhundertwendeidylle, dem Umfeld des Kulturpolitikers, während andere Stadtviertel der komplett bankrotten Hauptstadt rasant verslummen und Schwimmbäder und Kitas geschlossen werden oder unerschwinglich geworden sind.
Der 'Deutschland - Land der Dichter und Denker, Richter und Henker'-Remix:
In dem Haus lassen sich nämlich auch sogenannte 'Zeugnisse jüdischen Lebens' aus der Vorkriegszeit finden (In der Wohnung des alten Arztes befindet sich im ehemaligen Dienstbotentrakt ein kleines Zimmer, das er erst für eine Abstellkammer hielt. Merkwürdigerweise hat es aber einen um etwa 10 cm erhöhten Boden, und erweist sich somit als jüdischer Gebetsraum, durch den Höhenversatz wurde anscheinend der Wechsel in eine andere, spirituelle Welt symbolisiert. Wer weiß, ob bei seiner Konstruktion die Synagogen noch standen). Zusammen mit den mißverständlichen und ganz ohne Not abgegebenen Äußerungen des philosophierenden Kulturministers zum 'unwerten Leben' und meiner Tätigkeit der Blätterselektion in seinem Garten hätte man hier einen bitterbösen Essay draus machen können. Tonnenschwer, dunkel raunend, perfide persönlich, Sloterdijk- und Walserdebatten wiederauflebenlassend und die federführende Vermittlung des Kulturstaatsministers bei der Gestaltung des zentralen deutschen Holocaustmahnmals in Frage ziehend, ach ja.
Was sage ich! Den Roman 'Deutsche Einheit, zweiter Versuch nach J. Lottmann' hätte man schreiben können, wenn man noch den Tod des ostdeutschen Dichtes Thomas Brasch in der selben Straße (!) dazugenommen hätte! Ich will gar nicht wissen, was der noch alles geschrieben hat außer hervorragenden Shakespeareübersetzungen (LIEBE MACHT TOD befindet sich in meinem Besitz, mein Gott!).
Mir wird schwindlig, ich muß gehen.
Aporie, Deine Frage beantworte ich ein andermal.
Remix hatten wir hier noch fast gar nicht (obwohl - irgendwo, war mir, war das schon mal ein wenig ... komm nicht drauf)
Auf jedenpopenden: Diese Geschichte ist ein großer Strang-Strang ohne irgendwie post-Strang-Tendenzen zu entwickeln - nein - Ignaz macht das einfach so einfach schön. Schön!
(Und diesen blöden otakudreck will ich jetzt auch abgesnobbt nicht mehr oben stehn sehen. Gerade abgesnobbt erst recht nicht. Wozu den Rotz Verblendeter beschimpfen? Nützt doch nur der Taschentuchindustrie.)
(.)
Wegen geringer Wuchtkraftanstrengung nur ein bedingter Wuchtpunkt
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standard disclaimer: Ich finde das neue Forum gut und habe unseren Hausmeister lieb.
Wrobel: 35 comments
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