Unter den gegebenen Umständen klingt das alles wahnsinnig erfunden. Ich möchte diese superfrische Paparazzierung deshalb mit einem Trueschwur eröffnen. Alles ist wahr.
Es ist keine anderthalb Stunden her, da kaufe ich Rohkost bei Lidl in der Schwedter Strasse. Die Gemüsezeile trennt mich und eine blonde Frau mit grosser Sonnenbrille. Sie nimmt die Brille ab und ist auf einmal Heike Makatsch. Sie wiegt eine Gurke prüfend in der Hand, hält sie vor die Augen, dicht. Ist sie kurzsichtig? Vielleicht, aber auf jeden Fall hübsch. Sehr hübsch. Hübsch, hübsch, hübsch, unterschätztes Wort, sollte man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.
Auf einmal fällt mir wieder ein, dass ich neulich mit Heike innig geknutscht habe, ich will ihr zurufen, dass es super war, da fällt mir noch etwas ein, nämlich, dass ich das natürlich nur geträumt habe verdammt. Schon ist sie weg von den Gurken gelaufen, ich habe mir gemerkt, welche sie geprüft hat und nehme sie an mich. Grösse: mittel. Konsistenz: so lala. Wäre diese Gurke nicht durch Heikes zarte Hände gestreichelt worden, ich hätte sie auch liegen lassen. So aber habe ich jetzt eine von Heike Makatsch handgestreichelte Gurke. So macht Rohkost Spass!
An der Kasse sehe ich sie wieder, ein freudiges Wiedersehen an der Lidl-Kasse, das wird sie anders empfunden haben, aber sie tat ja auch schon bei den Gurken so, als hätten wir neulich nicht geknutscht. Diese Starallüren. Ein alter Mann beschwert sich bei ihr wegen irgendwas, vielleicht, weil sie länger braucht, um zu bezahlen oder eher noch wegen des Einkaufswagens, der irgendwie im Weg steht, denn Heike antwortet: "Sehen Sie hier noch jemand anderen, dem der Wagen gehören könnte? Phhhh!"
Ich schaue nochmal nach: Nein, da ist niemand, dem der Wagen noch gehören könnte, ausser dem alten Mann, aber der wird sich bei Heike ja nicht wegen seines eigenen Wagens beschweren. Oder vielleicht doch? Um mit Heike in ein zwangloses Gespräch hinzuschliddern, ja doch, auch ich würde mich da beschweren. Über meinen eigenen Wagen, über ungestreichelte Gurken, das Wetter oder sonstwas.
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