Eines ist mir noch eingefallen vom Zuckerhut, nämlich über Paulo Moura.
Paulo Moura ist Klarinettist und macht nicht selten mit den absoluten Göttern der brasilianischen Musik, Caetano Veloso und Gilberto Gil, sowie den anderen Göttern Musik.
Vor allem ist Paulo Moura einer der sypathischsten Menschen der Welt. Er ist so 60 Jahre alt oder mehr, unglaublich mellow, immer freundlich und charmant und wahnsinnig langsam. Verheiratet ist er mit einer total verzickten Fernseh-Psychoanalytikerin namens Halina. Außerdem kifft sich Paulo sehr gern die Hucke voll, nur Halina darf das nicht wissen.
In Rio war ich mit Paulo Moura und Frau Halina teuer Essen, denn sie haben Geld. Die Ehe funktioniert wohl so: ihn stört ihr vieles Geld nicht (er lässt sich eh von nichts stören) und sie stört sein Ruhm nicht.
Im Restaurant monologisierte Halina in ihrer aristokratisch manirierten Art endlos, unter anderem über die zersetztende Wirkung der Übeldroge Marihuana.
Während ich freundliches Interesse vortäuschte, dachte ich drinnen in meinem Kopf daran, wie ich Paulo im Vorjahr in Berlin gesehen hatte.
Er sollte als Stargast bei ein paar Stücken einer Band mitspielen, die im Quasimodo auftrat. Paulo, weit weg von zu Hause, freute sich am ungestörten Graskonsum.
Das Konzert begann, nach ein paar Stücken kam Paulo Moura unter Applaus entspannt auf die Bühne gegroovt, der ganze Paulo noch breiter als sein Grinsen. Die anderen Musiker wirkten irritiert, doch der gute Paulo merkte mitten auf der Bühne so ziemlich als Letzter und erst bei seinem vorgesehenen Einsatz, dass er sein Instrument in der Garderobe vergessen hatte.
(Beitrag wurde von U_Sterblich am 30.10.2001 um 13:46 Uhr bearbeitet.)
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