Die Gemaeldegalerie war gestern erstaunlich gut besucht aber leider wegen des schlechten Wetters auch schlecht beleuchtet. Sobald das Oberlicht nicht genug Licht hergibt, wird die kuenstliche Beleuchtung eingeschaltet und man muss sich die Gemaelde entweder aus grosser Entfernung oder unguenstigen Winkeln anschauen, da sich sonst das Kunstlicht spiegelt und man so gut wie nichts erkennt.
Im grossen Saal X, in dem ich an die Mosesszene aus Mel Brooks "History of the World" denken und kichern musste, fiel mir eine Frau auf, die vor Rembrandts Mennonitenprediger Anslo stand: knallorange Haare, wirr zusammengebunden, ein graues formloses Sweatshirt, eine alte graue Jogginghose, dazu weisse Brogueschuhe und, um die Huefte gebunden, eine grellbunte Ballonseidenjacke, die man sonst eher in Berichten ueber Moskauer Strassenkinder sieht, komplett mit Schmuddelflecken und -loechern. Die Rembrandts waren ihr anscheinend egal, sie verliess nach kurzer Zeit den Saal.
Eine halbe Stunde spaeter sah ich die Frau wieder, diesmal vor einem Tizian, der Venus mit dem Orgelspieler. Der Tizian interessierte sie mehr, sie starrte das Gemaelde an, ging ein zwei Schritte zur Seite, oder nach vorn, oder nach hinten, hielt wieder still und starrte weiter. Irgendwann sah ich ihr Profil und erkannte, dass die Frau Vivienne Westwood war. Eine halbe Stunde spaeter sah ich sie nochmal vor einem Bellini, genau so konzentriert, sie ruehrte sich sogar noch weniger als vor dem Tizian. Die Frau ist mir egal, ich weiss kaum etwas ueber sie, aber sie scheint Italiener mehr zu moegen als Hollaender.
Der von honz verlinkte Strang ist uebrigens ein Juwel.
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