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Thema: Berg, Sibylle (Frau Berg ist ganz anders)

  1. #13
    Moderator Avatar von honz
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    ok.
    pssst, Hans, hörst du mich? Haat du mitbekommen wie wir Ruby rausgekantet haben?

  2. #14
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    ich dachte, das wird hier ein explodierender Strang, wo ist das Personal?
    Hat der Chat das gute alte Happening mit Harpune gekillt?

  3. #15
    Moderatorin Avatar von Frau H aus B
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    Ich habe soeben meine treue Harpune vom Haken geholt, entspinnwebt und geölt. Von mir aus kanns losgehen.

  4. #16
    Member Avatar von Staatsanwalt
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    Postiert sich äußerst unauffällig im Hintergrund.
    Wo bleibt nur die Polizei? Seit wann ermittelt denn die Staatsanwaltschaft? Das ist ja hanebüchen!
    -----------------
    Ich klage noch nicht an, aber bald.

  5. #17
    Hobel Avatar von Ignaz Wrobel
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    O.K., festhalten. Die meistgehypte Geschichte der jüngsten Vergangenheit. Harpunen frei.

  6. #18
    Hobel Avatar von Ignaz Wrobel
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    Sibylle Berg lacht und Beate Uhse hat wahrscheinlich Schuld

    Es war im Mai 1999, und mein Verhältnis zu meiner guten Freundin A. befand sich im langsamen Stadium der Umwandlung zu einer Liebesbeziehung.
    Wir waren ständig zusammen und pflegten vorwiegend drei Hobbys: Ins Theater zu gehen, uns in der nahegelegen Beate Uhse Filiale von einer sehr netten Verkäuferin interessante Dinge vorführen und erklären zu lassen sowie uns gegenseitig aus Sibylle Bergs zutiefst traurigem, sämtliche Geschmacksgrenzen sprengenden 'Sex II' Geschichten vorzulesen und uns dabei kringelig zu lachen. Nicht alles davon ist mir heute noch verständlich, aber es war eine schöne Zeit und ich bereue nichts.
    Das alljährliche Berliner Theatertreffen war natürlich ein Muß für uns, wie im Rausch gingen wir drei Wochen lang in jedes Stück, für das wir Karten ergattern konnten. Die Haupt-Spielstätte war das Schiller-Theater, vor dem man ein sogenanntes Spiegelzelt aufgebaut hatte, in dem Podiumsdiskussionen stattfanden. So auch am zweiten Sonntagnachmittag des Festivals und zwar unter dem Titel: 'Das Verhältnis von Theater und Film - wer klaut von wem?' Nicht wirklich aufrüttelnd, das Thema! Teilnehmer waren die (wahrscheinlich) üblichen Verdächtigen aus dem Kulturbetrieb und, etwas überraschend - unser momentanes literarisches Idol!

    Die Schriftstellerin, die damals weder mit Theater noch mit Film irgendetwas zu tun hatte, war wohl eingeladen worden, weil sie in der 'Zeit' verbreitet hatte, sowohl das Kino als auch Theater zu hassen, das Theater aber noch viel mehr als das Kino. Sie war offensichtlich für die Rolle des enfant terrible vorgesehen, das war überdeutlich.
    Unsere Rolle war auch klar: Wir benahmen uns wie fünfzehnjährige, hemmungslose Sibylle Berg-Groupies. Wir eroberten einen Tisch direkt vor der Bühne, richteten die Kamera auf unser Idol und hielten ab und zu grinsend ihr Buch hoch, so daß sie es vermutlich sehen konnte. An die Diskussion erinnere ich nicht mehr, sie war sterbenslangweilig und Frau Berg änderte daran nichts, sie dachte nicht daran, die ihr zugeteilte Rolle zu spielen und sagte kaum ein Wort. Stattdessen saß sie stillvergnügt auf der Bühne und grinste sich eins. Ich konnte ihre Gedanken lesen. Das Theater war tot und diese Hampelmänner würden es nicht zum Leben erwecken, da war jedes Wort verschwendet. Der Moderator, ich glaube, es war Benjamin Henrichs, gab sich redliche Mühe, etwas Drive in die Sache zu bringen, vergebens.
    Nach der Diskussion setzte sie sich mit einer Freundesclique in den frühlingshaften Biergarten vor dem Zelt. Wir sahen unsere große Stunde gekommen und pirschten uns an. Wild entschlossen, den Kontakt herzustellen, sagte ich irgendetwas blödes wie: 'Ahem, Frau Berg, wir wollten ihnen nur kurz gratulieren zu Ihrem, äh, gelungenen Auftritt...' Sie kuckte erst etwas verdutzt, aber da wir derartig entschieden fröhlich wirkten, konnte sie auch nichts anderes tun als lachen. O.k., LACHEN ist warscheinlich übertrieben, aber LEIDEND sah sie bestimmt nicht aus. Als wir ihr dann erzählten, wir würden uns abends vor dem Einschlafen immer aus ihrem Buch vorlesen, schien sie uns in ihr Herz zu schließen. Rückblickend denke ich, daß wir wahrscheinlich geradezu grotek niedlich wirkten, niemand hätte unserem geballten Liebeswillen widerstanden. Wir plauderten ein wenig und ich sagte dann so etwas wie 'Frau Berg, können sie etwas ganz Peinliches und Spießiges tun und Ihr Buch für uns signieren?' Das tat sie und schrieb: 'Für A. und J. Vielen Dank und ein prima Leben von Sibylle'. Wir mußten alle ziemlich lachen und dann sagte ich: 'Achtung, jetzt wird es noch peinlicher, dürfen wir ein gemeinsames Foto mit Ihnen machen?' und zückte meine Kamera. Das machte sie natürlich auch willig mit und dann ließen wir sie in Ruhe.
    Eine Woche später feierte ich meinen Geburtstag in äußerst künstlerischer Atmosphäre. Ich hatte ein Essen für etwa zwanzig Leute gemacht, die um einen riesigen Tisch herum saßen. Zur Feier des Tages las ich ein paar bitterböse Texte aus 'Sex II' vor. Das kam bei einigen gut an, andere, darunter einige sehr liebe Freunde aus eher christlichem Umfeld, fingen eine Diskussion über die Grenzen des Zumutbaren an. Dann kam die angekündigte Überraschung des Abends: A. tanzte für mich zu Barockmusik im Kerzenschein auf dem Tisch, in etwas aus dem Beate Uhse Laden gehüllt, dessen Beschreibung ich mir hier verkneife. Die normalerweise als verhüllenswertest erachteten Körperteile waren jedenfalls nicht verhüllt. Ich hoffe, man glaubt mir hier, daß die Vorführung nichts von einer billigen Nachtclubveranstaltung hatte, es war sehr gesammelt und ernst und wirklich rührend. Ich war begeistert, aber als ich mich umsah, konnte ich die Flamme der Begeisterung nicht in allen Augen lodern sehen. Besonders einige der weiblichen Gäste blickten krampfhaft auf ihren Teller und schienen sehr an der Oberflächenstruktur der Kartoffeln interessiert. Das Stück, Händels wunderschönes 'Love in her Eyes sits playing' schien sich endlos hinzuziehen.
    Danach war es plötzlich still, sehr still. Ein Freund sagte dann etwas von künstlerischer Setzung und gelungenem Gesamtkunstwerk und jemand brachte schnell den Nachtisch herein. Mein Freundeskreis hat sich danach für längere Zeit halbiert und ich bin mir nicht sicher, ob es an Sibylle Berg lag oder an Beate Uhse.


    (Beitrag wurde von Ignaz Wrobel am 27.09.2001 um 01:40 Uhr bearbeitet.)

  7. #19
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    Uh, peinlich.

  8. #20
    Moderator Avatar von rron
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    Der neue Wrobel ist da! Funkelnder als eine ganze Menge Funkelndes. Jaja.

  9. #21
    Member Avatar von Staatsanwalt
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    Macht sich einige Notizen in einen Akt.
    Ausgezeichnet! Ich frage mich nur, ob die Polizei das anders sähe. Aber aus meiner Sicht: allerbeste Ware, und dann die Szene mit dem...
    Lacht ein bißchen dreckig in seinen Staatsanwaltsbart.
    ---------------
    Ich klage noch immer nicht an, vielmehr lobe und preise ich!

  10. #22
    Moderatorin Avatar von Frau H aus B
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    Das Warten hat sich gelohnt, diese Geschichte ist ein Kleinod. Und jetzt will ich das Foto sehen.

  11. #23
    Moderator
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    Ignaz, wir sitzen gerade im Chat und feiern deine Geschichte. Denn zum Feiern ist sie.
    Was für ein Tag: Ein neuer Honz, ein neuer Wrobel. Wie sollen wir das psychisch verkraften? Soviel wundersames an einem Tag.
    In einer Nacht. Wrobel Ignaz, du bist zu recht der Moderator des Bücherforums.

  12. #24
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    Hustinettenbär, du meldest dich nach der Stunde im Lehrerzimmer.

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