Seite 6 von 7 ErsteErste ... 4567 LetzteLetzte
Ergebnis 61 bis 72 von 80

Thema: Allen, Woody

  1. #61
    Moderator Avatar von Klede
    Registriert seit
    11. 2001
    Beiträge
    6.650
    Mir geht's wie Kalfater, Lisa Eckhart bei Youtube keine zwei Minuten ertragen, es gibt nicht einen Witz, einen Gedanken, es ist so öde und fad. Das gleiche Problem ja auch bei Dieter Nuhr. Aber natürlich sollen die beiden ihren Quatsch erzählen, bin ich voll dafür. Sonst würde man solche Perlen der deutschen Prosa nicht lesen können: "Großmutter starb kurz nach meiner Geburt. Ich war bereits vier Tage alt, verweigerte aber seit der Entbindung jede selbst- ständige Körperfunktion. Offenbar sah ich nicht ein, von der aus- reichend unwürdigen Existenz eines uteralen Mitessers sogleich mit der nächsten Unzumutbarkeit des menschlichen Daseins konfrontiert zu werden – jener, fortan tagtäglich zu koten, die herrlichsten Speisen zu Stuhl zu entstellen und in Scham zurück- gezogen aus meinem Leib zu exorzieren. Ich wollte nicht wahrha- ben, dass meine neugewonnene Würde als Körpereigentümer mit solch einer Abscheulichkeit verbunden sein sollte. Wie kann es dem Mensch gelingen, einst zu reinem Geist zu werden, sich den Göttern gleich zu machen und die Gestirne zu Boden zu ringen, wenn er doch metertief durch Dung stakst?"

    Woody Allen hat übrigens eine sehr, sehr gute Webseite, auf der man auch seine Originaldrehbücher lesen kann, sehr spannend, tolles Material dabei. Die Biographie habe ich noch nicht gelesen.

  2. #62

    Registriert seit
    01. 2008
    Ort
    Berlin
    Beiträge
    1.303
    Ich versteh die Pointe nicht, lacoste.

  3. #63
    Avatar von Herr Genista
    Registriert seit
    04. 2001
    Ort
    Klingenstadt Solingen.
    Beiträge
    7.067
    Fürs Protokoll, als Datenpunkt: ich hab die Biografie angefangen und wegen massiven Desinteresses und verschnarchter Selbstverliebtheit des Autors sogleich wieder damit aufgehört.

    Und als Datenpunkt zu Cancel-Kultur: der Kulturkritiker Stefan Mesch schrieb grade sinngemäß auf Twitter "jemand aus dem Kulturbetrieb findet The Last Jedi nicht gut. Direkt geblockt, stolz auf mich". Ich antwortete, dass es ja durchaus möglich ist, den Film sachlich schlecht zu finden, weil er erzählerisch so einiges versemmelt. Zack, war auch ich geblockt und auf Facebook entfreundet, inklusive eines herzhaften "Fuck You" zum Abschied, mit dem Hinweis, dass auch böse Menschen den Film kritisieren und ich das doch wohl wissen müsse.

    Der ganze Vorgang riecht auch mir sehr nach Dorf und doof, befremdet mich aber mehr. Ich weiß nicht, ob und wie das mit Cancel Kultur zusammenhängt, aber der spürbare Drang auf allen Seiten, abweichende Stimmen abzuschaffen, missfällt mir erheblich.
    Zeterum zenseo.

  4. #64

    Registriert seit
    10. 2001
    Beiträge
    3.949
    Mich wundert, wie überhaupt irgendjemand so überzeugt irgendwas behaupten kann, dass das möglicherweise ein Generationenphänomen sei und man selbst endlich nicht mehr jung ist, aber das dachte ich am Nachm8ttag, iM Moment hab ich 6 Bier getrunken, der Freund, den ich heut vor 1 Jahr an diesem Tisch getroffen hab, sucht Grad einen Bankomat, ich tät sagen, die jungen Frauen wissen möglicherweise Sachen, die wir Mittleren nicht wissen, und die Alten wissen nochmal was anderes
    . Und umgekehrt. Muss das nicht so sein?

  5. #65
    Seniorita Avatar von elinor
    Registriert seit
    07. 2002
    Beiträge
    7.453
    Weil es außer Herrn Genista wohl keiner gelesen hat, zitier ich mal, was ich bei Goodreads über Allens Autobiographie geschrieben habe.

    >Ich "musste" es natürlich lesen, weil ich mir nicht vorschreiben lasse, es nicht zu tun. Aber, ach, wasted time. Was hatte ich eigentlich erwartet? Zumindest nicht das, was sich mir darbot. Ich weiß gar nicht, womit ich beginnen soll. Vielleicht mit dem Sound, ziemlich unerträglich auf die Dauer. Zum größten Teil wie Stand-Up-Comedian-Gequassel. Vielleicht kann man es zum Teil auch auf die unmögliche Übersetzung schieben, die, selbst wenn man nicht im Original nachschlagen kann, als katastrophal zu bezeichnen ist. Wie ich schon andernorts schrieb, da hätte man gleich Rainer Brandt ranlassen können.
    Ich habe nach Beendigung der Lektüre nicht im geringsten das Gefühl, etwas über Woody Allen erfahren zu haben, nur über Woody Allen die Kunstfigur. (Ok, vielleicht etwas überspitzt ausgedrückt.) Mich hat komischerweise vor allem seine Kindheit interessiert - alles gewitzeltes Wortgeklingel. Aber vielleicht bin ich da von Roald Dahl verwöhnt worden, dessen Erinnerungen ich auch gerade lese. Bei Woody keine Spur von Tiefgang. Allen hat so viele wunderbare Filme gedreht, manche würde ich fast als genial bezeichnen (vor allem, wenn er nicht selbst mitspielte, haha), so liebevoll und auch, sorry, empfindsam. Nichts davon klingt in diesen Memoiren an.
    Ich gehöre zu denjenigen, die auf "im Zweifel für den Angeklagten" bestehen, aber auch was er über den bewussten Vorfall und seine Gemahlin schreibt – leider alles sehr unsympathisch und unangenehm. Nein, mit diesen Aufzeichnungen hat er letztlich niemanden einen Gefallen getan.<

  6. #66
    Avatar von Klaus Caesar
    Registriert seit
    08. 2001
    Ort
    Berlin
    Beiträge
    6.999
    Wucht: "Er macht exakt das, was Du, KC, bei Stokowski kritisierst." - Wenn dem so ist, dann heißt das umgekehrt: Stokowski macht exakt das, was sie, Stokowski, bei Allen kritisiert. Eben das ist mein Problem. Ich bin ja, wie gesagt, gar nicht Team Allen. Ich bin Team Saubere Argumentation. Und anders als Kalfater sehe ich Stokowski nicht als "guten Analysekopf" - in ihren guten Momenten, in ihren besseren Texten ist sie das, ja, aber eben deshalb nervt mich ihr Hang zur Selbstgerechtigkeit und die Neigung, sich die Dinge so hinzudrehen, wie sie's gerade braucht.

    Sie hätte sagen können: "Allen ist ein fieser Möpp, der ein Schweigekartell errichtet hat, die Beweise finden sich hier und hier. Deshalb habe ich mir seine Autobiographie sehr genau angeschaut und erkläre euch jetzt, warum ich das Buch schlecht, verlogen und sonstwas finde. Ihr könnt's auch selber nachlesen, wenn ihr wollt, aber ich rate davon ab." Einen solchen Text von ihr hätte ich mit Interesse gelesen. Gut möglich, dass er mich überzeugt hätte.

    Sie hätte auch sagen können: "Cancel Culture bedeutet, dass es manchen Menschen schwerer gemacht werden soll, ihre Ansichten öffentlich zu verbreiten. Es ist zwar nicht schön, Meinungen zu unterdrücken, aber wir reden hier von sehr bösen Menschen mit sehr bösen Ansichten, deshalb ist es okay und dient der Weltverbesserung, denen das Mikro abzudrehen." Da würde ich sogar zum Teil zustimmen. Ich habe selber schon YouTube- und Facebook-Kommentare gemeldet und deren Löschung erreicht. Da ging's etwa darum, dass die jüdische Rasse jetzt aber mal wirklich gründlich vernichtet gehört. In solchen Fällen sage auch ich: Hello Cancel Culture, tschüß freie Rede, der Scheiß kann weg. Freilich führt das sofort zu heiklen Fragen der Grenzziehung, über die es sich herrlich diskutieren lässt.

    Stokowski sagt aber weder das eine noch das andere, sondern sie behauptet, Cancel Culture bedeute, diskriminierendes Verhalten zu kritisieren. Auch wenn der Begriff schwammig ist: Nein, das bedeutet er eindeutig nicht. Das ist eine gezielte Begriffsvernebelung, ungefähr vergleichbar mit dem Satz: "Da werden besorgte Bürger gleich als Nazi beschimpft, bloß weil sie sich erlauben, die Flüchtlingspolitik der Regierung zu kritisieren" - wenn es nicht um Kritik an einer politischen Entscheidung, sondern um einen Anschlag auf ein Flüchtlingsheim geht.

    Lisa Eckhart interessiert mich gar nicht.

    Biller: Danke für den Hinweis, ist korrigiert.
    Geändert von Klaus Caesar (13.08.2020 um 13:52 Uhr)

  7. #67
    Avatar von Die Wucht
    Registriert seit
    10. 2001
    Beiträge
    5.479
    Wucht: "Er macht exakt das, was Du, KC, bei Stokowski kritisierst." - Wenn dem so ist, dann heißt das umgekehrt: Stokowski macht exakt das, was sie, Stokowski, bei Allen kritisiert. Eben das ist mein Problem.
    Ja, türlich! Da sind wir einer Meinung. Es würd mich nicht wundern, gäbe es im WWW bereits ein Forum mit dem Strangtitel "My cancel culture is better than yours!", bei denen die Extremisten mit ad hominem argumentieren und die Gemäßigten mit der Wahrnehmungsmöglichkeit. Die Gemäßigten werden als erste von den Extremisten geblockt. Die Extremisten blocken sich auch, lesen sich aber trotzdem weiter. Nächste Postings sind nonmentions oder generalisierte Kritik.

    Dennoch wird man nicht daran vorbeikommen, sich Anlass und Folge der jeweiligen cancel-culture-Situation anzugucken. Eine Kaufboykott in einem Supermarkt (Folge), weil man dort unfreundlich gegrüßt wurde ist ein anderer Anlass zu canceln als das Nichtverlegen der Autobiografie eines weltberühmten Mannes (Folge), der sich möglicherweise des sexuellen Kindesmissbrauchs schuldig gemacht hat (Anlass). Das beides ist wiederum etwas ganz anderes als das Blocken eines Social-Media-Kontakts (Folge) wegen des Dooffinden eines Films (Anlass).

    Nochmal etwas anderes ist es, volksverhetzende Kommentare bei fb zu melden (Anlass) und deren Löschung zu veranlassen (Folge): Volksverhetzung ist ein Straftatbestand, der es erlaubt in die Meinungsfreiheit einzugreifen. Der Argumentations-, Begriffsfindungs- und Abwägungsstress, den man sich aktuell bei den vorgenannten Themen macht, ist bei Volksverhetzung nicht mehr nötig. Das wurde vom Strafgesetz für diesen besonderen Fall entschieden. Den Melde-Button bei fb anzuklicken, ist nicht cancel culture sondern "Widerstand light" (frei nach MGoldt).

    Ich bin Team Allen und Team Stokowski, und zwar "Team jeder zweite bis dritte Allen-Film" und "Team Stokowski als feministische Humor-Twitterin". Ich lese fast nie den Spiegel, kenne also fast keine Kolumne von ihr. KC, Du wirst Dir leider jemand anders suchen müssen, wenn Du Dich wegen Stokowski kloppen willst. Kalfater, vielleicht?
    Geändert von Die Wucht (13.08.2020 um 22:30 Uhr)
    "Mir läuft ein metaphysischer Schauer über den Rücken."

  8. #68
    Avatar von Benzini
    Registriert seit
    10. 2001
    Ort
    Bromberg;
    Beiträge
    5.900
    Lisa Eckhart ist der Fips Asmussen der 20er. Ich verstehe nicht was Klede da wieder für einen Quatsch zusammenmeint.

  9. #69

    Registriert seit
    01. 2007
    Beiträge
    2.118
    „Ist ein guter Analysekopf“ vs. „Ist in ihren guten Momenten, in ihren besseren Texten ein guter Analysekopf“ ist mir zu popelig als Dissens fürs Klaus-Massakrieren. Wär was anderes, wenn er was gegen Fanta sagt.

  10. #70
    Avatar von Die Wucht
    Registriert seit
    10. 2001
    Beiträge
    5.479
    Ja. Das wäre total krass.

  11. #71
    Avatar von Klaus Caesar
    Registriert seit
    08. 2001
    Ort
    Berlin
    Beiträge
    6.999
    Fanta ist blöd.

  12. #72

    Registriert seit
    01. 2007
    Beiträge
    2.118

    Allen, Woody

    Dein Haus hat ein Loch, Klaus Caesar!

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer in diesem Thema: 2 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 2)

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •