es begab sich zu einer zeit da ich noch ein behütetes bürgertochterleben in einem vorort von frankfurt fristete und meiner ersten modern-dance-performance im zarten grundschulalter von etwa 8 jahren entgegenfieberte.
es sollte meine zweite begegnung mit einer prominenten sein, nachdem mir jutta dithfurt mal während des wahlkampfes der grünen im frankfurter römer die wunden lippen (nicht das, was ihr meint) mit penatencreme eingecremt hatte.
wir also, eine truppe von gickelnden und gackernden vorpupertierenden taunus-mädchen, befanden uns in der stadthalle zu hofheim, wo wir uns in der gaderobe die chiffon-ballett-anzüge für unsere durchaus avantgardistische generalprobe überzogen.
das war schier unmöglich, weil uns eine schwarzgekleidete person, die schlafend und schnarchend mit verwuschelten ,gebleichten haaren auf einer der bänke lag, die eigentlich für unsere straßenkleider vorgesehen waren, sozusagen den weg versperrte.
mein fernsehgeschulter blick schaute sich besagte person genauer an und auf einmal wurde mir klar, das da war keine pennerin oder putzfrau oder durchzechte hausmeisterin, hierbei handelte es sich um keine geringere als die bundesweit bekannte schlagersängerin: mary roos.
aufgeregt und mit hochrotem kopf rief ich meine antroposophische tanzlehrerin zu uns und erklärte ihr: 'das hier ist mary roos, die frau von dem der 'polognese, blankenese' gesungen hat.'
frau augustin jedoch hatte für meinen halbglämourösen starstruck nicht viel übrig. 'die muß hier weg', entschloß sie heftig, 'mir ist scheißegeal, wer da liegt, sie stört unsere probe.'
neben der stadthalle war ein festzelt aufgebaut zum biertrinken und grölen, es war wahrscheinlich cdu-wahlkampf oder so und zu vollplayback sollten da eben stars und sternchen wie unsere schlager-mary auftreten.
ich war gerührt.
barsch wurde die fernsehberühmtheit von der antroposophin geweckt.
ich gab schnell noch zu verstehen, daß ich sie erkannt hatte und sie überreichte mir geschmeichelt und etwas müdefeierlich insgesamt über fünfzig unterschriebene autogrammkarten 'für die anderen mädels'.
danach zog sie ab ins bierzelt.
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jmantel
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