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Thema: Tukur, Ulrich (mein Herz blieb stehen)

  1. #25

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    Ich habe Tukur öfter gesehen, mit ihm Blödsinn geschwätzt usw. Der Mann wird, besonders von Frauen, überbewertet (er würde sich jetzt freuen, das zu hören, denn es nervt ihn ziemlich, von blauäugigen Blondinen angeschwärmt zu werden, die auf seinen Nazihaarschnitt reinfallen). Er verfügt über den Charme eines Comedien Harmonist, eine Tenorstimme und viel süffisantes Lächeln. Er war mal Intendant des Thaliatheaters, kurz nachdem er am Schauspielhaus unter Zadeks Regie so Sachen wie Sam Shepherds Rolle in diesem Moteldramolett an der Seite von Susanne Lothar sowie Shakespears julius Cäsar spielte. Nachdem Amber plus Kind ihn verlassen hatten, redete er in allen Gazetten darüber, wa seigentlich nicht so gut ankam, denn die Opferrolle Ð hier redet der beziehungsrestmüll Ð kam nicht rüber. Dazu hatten zuviele gesehen, wie er im Theaterkeller in der Langestraße mit Bärchen flirtete. jetzt hat er sich mal für ne WEile in die Schweizer Berge zurückgezogen.

  2. #26
    Hobel Avatar von Ignaz Wrobel
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    Schweiz? Anfang des Jahres sah ich einen Fernsehbericht über Tukurs Umzug von Hamburg nach Venedig, wo man sah, wie ein gigantischer Konzertflügel in seine Wohnung gezogen wurde. Ich dachte: Geil! Welche Bereicherung für die Skurrilen-Communitiy der Inselstadt. Zumal auch noch Lage und Hausnummer im Fernsehen erwähnt wurden, das fand ich gewagt, ich nahm mir fast vor, ihn unbekannterweise mal zu besuchen, weil er eine so schöne Wohnung hat.

  3. #27

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    Venedig hat eine Skurrilen-Community?
    Ich war mal dort und hatte den Eindruck, jede zweite Wohnung stuende leer. Weiterhin hatte ich den Eindruck, dass es mich, waere ich ein skurriler oder auch nicht so skurriler Nichtvenezianer mit 'Wohin bloss mit dem Geld' - Vermoegensverhaeltnissen, interessieren taete, dort eine Zweitwohnung zu kaufen.
    Nun, in dieser Lage bin ich nicht, aber dafuer doch Tausende andere, insbesondere US-Buerger. Und dennoch, ich deutete es ja bereits an, schien auf Venedigs Immobilienmarkt ein Treiben zu herrschen wie auf einer Dorfkirmes sonntags um 10:30 Uhr. Warum?
    Tukur hat mir mal beherzt an beide Schultern geprankt, allerdings unter paparazziinkompatiblen Umstaenden.
    Medienliebling faehrt Gondel,
    Edmund

  4. #28
    Hobel Avatar von Ignaz Wrobel
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    Ja, Edmund, da ich mal einige Zeit in dieser Stadt lebte, weiß ich, daß es dort eine Skurrilen-Community gibt, die Ihresgleichen sucht! Rückrat dieser Community sind Engländer auf den Spuren von John Ruskin, der auf seiner Hochzeitsreise aus dem Hotelzimmerfenster in den Kanal gesprungen sein soll, weil er entdeckte, daß seine Frau untenrum nicht wie die griechischen Statuen aussah, sondern dort Haare hatte, was sein Frauenbild durcheinanderwarf.
    Tatsächlich gehören viele der leer wirkenden Wohnungen den von Dir erwähnten Amerikanern, die jedoch nie da sind, das ist eines der Probleme dieser Stadt.

  5. #29
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    (Beitrag wurde von Justina am 24.08.2001 um 14:14 Uhr bearbeitet.)

  6. #30
    Avatar von Goodwill
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    Venedig soll besonders im November Hochburg der Melacholiker sein. Angeblich (ich habe es auch nur aus dritter Hand) besteht die Einheitstracht der Depressiven aus Mantel (fohlenbraun?) und Schlapphut. Peter Handke soll in diesem Gewand regelmäßig durch die nebeligen Gassen der ehemals amüsantesten Lebestadt Europas stapfen und grübeln. Vom Sehen her kennt man sich untereinander angeblich seit Jahren und schätzt womöglich die Anwesenheit gleich mies Gesinnter. Oberstes Gebot ist jedoch absolute Zurückhaltung, das heißt kein Gespräch, nirgends.
    Mich wundert, dass es ausgerechnet den Lautsprecher und Lachcharmeur Tukur dort hin zieht. Wahrscheinlich hat er irgendwo eine dunkle Stelle auf seiner Seele.

  7. #31
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    (Beitrag wurde von Justina am 24.08.2001 um 14:13 Uhr bearbeitet.)

  8. #32

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    Justina IST Ulrich Tukur.

  9. #33
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    (Beitrag wurde von Justina am 31.08.2001 um 14:20 Uhr bearbeitet.)

  10. #34
    Hobel Avatar von Ignaz Wrobel
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    Goodwill, wo hast du denn diesen -pardon- Quark aufgeschnappt? Die treffen sich doch dauernd in den engen Gassen, die Depressiven. Ich war in Venedig auch depressiv, dies aber mit großem Genuß! Im Unterschied zu Berlin im Winter, wo sich parallel zum Einheitsgrau der Stadt und dem nasskalten Regen auch die Laune der Einheimischen massiv verschlechtert, ist dort jedermann sehr freundlich und freut sich über das Ausbleiben der Touristen. Auch die Depressiven müssen häufig kommunizieren, denn die Stadt veranstaltet für sie soziokulturelle Events wie Streiks der Vaporettoboote, der Postboten, der Gondolieri, des Bürgermeisters oder der Regierung. Um irgend etwas zu erreichen(beispielweise Reparaturarbeiten an den ständig maroden Wohnungen), muß man jemanden kennen, dessen Cousin jemanden kennt. Auch das Hochwasser zwingt dazu, sich permanent auszutauschen, um auf dem laufenden zu sein.
    Die Miete schwankt von Monat zu Monat, je nach der Stimmung der Vermieterin, die aber umso mehr nach unten geht, je länger man ihr Komplimente macht oder irgendwas redet, egal was. Allerdings habe ich auch mal eine Statistik gelesen, wonach eine große Anzahl Nordeuropäer regelmäßig jedes Jahr nach Venedig fährt, um dort theatralisch in einen Kanal zu springen und sich herausfischen zu lassen. Danach sind sie wieder geheilt bis zum nächsten Jahr.

  11. #35
    Avatar von Goodwill
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    @Wrobel
    Ja, woher habe ich das (bzw. den 'Quark')?
    Die ursprüngliche Schilderung des Venezianischen Novembers stammt von einem Musiker und Komponisten, der einer Freundin - auf dem Sterbebett liegend - sein Leben erzählte. Einzelne Episoden wehten später weiter von Ohr zu Ohr. Eins davon war meins.
    Ich habe sofort alles geglaubt! Kann jemand, der dem Schöpfer demnächst gegenüber steht und evtl. Rechenschaft ablegen muss, lügen? Zum Beispiel über so elementare Dinge wie Hüte und Handke?
    Andererseits glaube ich Dir auch sofort. Mir gefällt jedenfalls die Vorstellung besser, Venedig sei eine Stadt für Gutgelaunte, Gaudi-Burschen und Venezianer.

  12. #36
    Avatar von Aporie
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    Ich kann es mir nicht verkneifen, mich in Ignaz Wrobels Lob lagunischer Depressionen einzuklinken. Der erste Teil meiner diesbezüglichen Beobachtungen hat sich schon in einem fernen Winkel des Forums niedergeschlagen, blieb aber völlig unbeachtet, weshalb ich in hier getrost covern kann.
    Vor einem halben Jahr wollte ich durch einen Besuch Venedigs einer latenten Depression ein Ende setzen. Im Nachhinein erkannte ich, dass das das Blödeste war, was mir dazu einfallen konnte. Das einzige, was in Venedig nicht sofort depressiv macht, ist die Piazza San Marco. Dort ging ich also stracks hin. Aber sobald ich ein paar Schritte gemacht hatte, sah ich nur noch Tauben. Sie hielten mich zweifellos für unfähig, meinen Schuh in ihr Gefieder zu setzen. Wenn sie plötzlich aufstoben, taten sie das freiwillig, zum Beispiel um sich sogleich um l80 Grad zu drehen und geradewegs auf mich loszufliegen. Dabei stießen sie häßliche Schreie aus, und es grenzte an ein Wunder, dass sie mir im Vorbeiflug nicht die Augen aushackten.
    Ich flüchtete ins Café Florian und trank dort eine Tasse Schokolade. Sie schmeckte nach uperisierter Milch und kostete 12.000 Lire. Mir gegenüber saß ein Ehepaar. Es waren Landsleute. Ich wohnte einem Disput bei, der nahe daran schien, in offene Feindseligkeit auszubrechen. Der Typ war etwa in meinem Alter, die Frau nur wenig jünger. Eben hatten sie noch völlig normal miteinander geredet. Sie hatten auf die Piazza hinaus geblickt und sich über die Leute unterhalten, die vorbeigingen. Die Frau hatte dabei ihre Hand auf die Hand des Typen gelegt. Ein zufriedenes Paar auf Urlaubsreise, sollte man meinen.
    Plötzlich wechselte die Tonart ihrer Unterhaltung. Die Frau entzog dem Mann ihre Hand, das Ensemble fiel auseinander. Ich stellte fest, dass es sich um eine völlig unwesentliche Meinungsverschiedenheit handelte. Sie stritten sich darüber, wo genau das Restaurant lag, in dem sie am Vorabend gegessen hatten. Die Sätze flogen hin und her wie der Ball bei einem etwas lahmen Pingpongmatch und fingen an mit ³Nein, da irrst Du Dich' oder ³Ich weiss ganz genau'. Sie blickten einander nicht an, während sie miteinander redeten. Jeder sah vor sich ein völlig anderes Bild, das aber im wesentlichen aus dem gleichen Gewirr von Gassen und Brücken Venedigs bestand. Es ging also wie in einem richtigen Gespräch um eine Standpunktfrage. Meine Theorie ist, dass die eigentlichen Gespräche, in denen es um wichtige Standpunktfragen geht, in einer Beziehung nicht geführt werden. Die daraus resultierende Frustration entlädt sich auf Nebenkriegsschauplätzen.
    Der Mann gab scheinbar zuerst nach. Er setzte ein Gorillalächeln auf und sagte ³Ach meine Liebe, du bringst da wieder einmal alles komplett durcheinander'. Das schien eine Art Schlussverdikt zu sein. Die Frau schwieg jetzt und zuckte nur nervös mit den Mundwinkeln. Der Mann rief den Kellner und zahlte.
    Irgendwie fühlte ich mich hernach erleichtert, weil ich dachte, dass man als Paar gerade in Venedig vor solchen Unstimmigkeiten nicht gefeit ist und es vielleicht gar nicht so schlecht ist, diese schöne Stadt allein aufzusuchen.
    Auch ich trat wieder ins Freie. Ausser Tauben, sei hier angemerkt, gibt es auf der Piazza San Marco vor allem Japaner. Fast alle japanischen Mädchen sind hübsch, wenigstens die, die es bis nach Venedig gebracht haben. Auf dem Weg zur Riva dei Schiavoni kamen sie mir in Scharen entgegen. Vielleicht eine von einer Universität organisierte Reise. Alles an ihnen war niedlich und auf eine scheinbar harmlose Weise erotisch. Überdies schienen sie alle sehr fröhlich zu sein, was zusätzliches Gift ist, wenn man gerade in einer Depression verharrt. Ich überlegte mir, wie das wäre, sein Leben mit einer fröhlichen, niedlichen und erotischen Japanerin (mit Universitätsstudium) zu verbringen.
    Seufzend beugte ich mich über die Balustrade einer Brücke, die man extra für Seufzer gebaut hatte. Eine Gondel kam mir entgegen. Darin schon wieder Japaner, die wild in der Gegend herumfotografierten. Natürlich wurden sie belächelt, aber sie mißdeuteten das als eine Freundlichkeit, wie sie ihnen selbst angeboren ist, und winkten enthusiastisch, als wären alle Menschen Freunde.
    Deutsche Touristen erkennt man in Venedig übrigens daran, dass sie manchmal mit einem melancholischen Blick stehenbleiben und lange auf ein Bauwerk starren, das seine Magie gleichzeitig der Sterblichkeit und der Unsterblichkeit verdankt. Ich stellte nämlich noch fest, dass einige der schönsten Palazzi derart baufällig sind, dass man ihnen naturgetreue Kulissen vorgespannt hatte, auf denen die Fassaden bloß gemalt sind.
    Als es dunkel zu werden begann, machte ich auf den Weg in Richtung San Polo und ließ mich in einem Traghetto ans andere Ufer übersetzen. Das Abendrot zitterte depressiv im Wasser.
    Ich fragte mich, ob ich die Taverne wieder finden würde, in der ich letztes Mal mit dem Grund meiner Depression gegessen hatte: Do Spade, zwei Schwerter. Das paßte. Ich wollte gerade nach dem Weg fragen, als sich eine junge Frau vom Arm ihres Begleiters löste und auf mich zu trat Sei di qua? fragte sie mich, und es sah so aus, als wolle sie dabei die Arme ausbreiten. Eine Geste, die sagen sollte, wir tun dir nichts, wir wollen nur eine Auskunft von dir. Denn die enge Gasse war menschenleer, und es war dunkel. Nein, sagte ich, ich bin leider nicht von hier. Aber was hätte es genutzt? Sie hätte mich trotzdem nicht umarmt.
    Das Do Spade war dann leichter zu finden als ich dachte. Ich griff in meine Manteltasche nach dem Diktiergerät, dass ich damals mit mir führte, um mich von Zeit zu Zeit mit Durchhalteparolen aufzumuntern. Andere Menschen, dachte ich, suchen dafür mitmenschliche Kontakte und haben deswegen immer ein Handy bei sich. Wie schön! Wie angenehm!
    Halt durch Junge, sagte ich also in das Diktiergerät bevor ich durch die Tür des Do Spade ging, das Leben ist schön. Das war, meinen damaligen Zustand in der depressiven Lagunenstadt entsprechend eine Notlüge, aber nachts allein im Hotelzimmer konnte ich diese kleine Aufmunterung gebrauchen.










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