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Thema: Schimpf, Rolf, trägt Popeline

  1. #1
    [Member] Avatar von Herr Cohn
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    Schimpf, Rolf, trägt Popeline

    Ich hatte die im Folgenden geschilderte Begegnung ganz vergessen. Bis ich gestern Abend unter der Dusche überlegte, welche Geschichte ich wohl als nächste ins Forum schreiben würde, und da fiel es mir ein, ja am vergangenen Sonntag im Botanischen Garten, da war doch etwas, da war doch einer dieser Prominenten, Vorbeimarsch im Geschwindschritt, verkniffenes Gesicht, unerfreulicher Name, ein Symbol von zu vielen für den deutschen Fernsehstaub, ja richtig, der war's. Aber wie hieß er gleich noch - ich drehte die Dusche auf kalt und spritzte mich rücksichtslos voll, wegen der Lebensgeister, und dann fiel mir der Name ein, Rolf Schimpf, das aber nur, weil die schöne A. ihn mir ins Ohr gesagt hatte, vorigen Sonntag im Botanischen Garten, und weil ich auf A.'s Worte höre und sie nicht vergesse, hätte sie auch "Butz Peters" oder "Mariele Millowitsch" sagen können, was auch immer, ich hätt's mir gemerkt.

    Weil ich dann natürlich weiter an die schöne A. dachte und nicht etwa an Rolf Schimpf, vergaß ich dessen verkniffenen Vorbeimarsch abermals bis gerade eben. Man verzeihe das bitte.

    Wie man schon erfahren hat, war ich am Sonntag mit ein paar Freunden im Botanischen Garten, sehr schön ist es dort übrigens, da ist eine verschwiegene Lichtung mit Palmen, die von riesigen stillen Bäumen beschattet werden, es ist dort eher wie in Uruguay, das Licht schimmert hellgrün auf dem verwilderten Grasboden neben den Palmen, grün und scharf leuchten deren lange Blätter, und dunkelgrün mit ein paar Sprenkeln Gold ist es unter den Baumkronen, welche die Hügel um die Palmenlichtung beschirmen. Fast sieht man Lianen hängen und hört Aras schreien. Dann geht es wieder hinaus auf einen der Wege mit den Schiefermauern aus den sechziger Jahren zu beiden Seiten, und irgendwo dort öffnet sich plötzlich links ein finsterer dreieckiger Tunnel, aus dünnen saftig grünen Streben erbaut, viel zu regelmäßig, um Pflanzen zu sein - doch, das ist ja Bambus, so richtig grün und strotzend, und der Tunnel ist eine Gasse in einem Bambuswald, wunderbar.

    Pardon, jetzt habe ich schon wieder Rolf Schimpf vergessen. Das ist überhaupt nicht schlimm, denn solch ein lebendiger Tunnel aus Bambus ist unvergleichlich schöner. Drinnen ist es wirklich sehr dunkel, so, dass man bei Eintreten kurz zögert und erst einmal um sich blickt, der Boden liegt voll zierlicher hellbrauner Blätter, ganz gleichförmig, an den Seiten neigen sich die Bambusstängel, alle gleich schlank und prächtig grün, oben in vier Metern Höhe lehnen sie aneinander, darüber ahnt man ein Meer von Blättern, die das Sonnenlicht fast völlig wegschlucken. Die Stille des Bambustunnels deht sich ganz merkwürdig, denn alles hat hier die gleichen Maße, die Blätter auf dem Boden sind alle gleich groß, die saftigen Stängel haben die gleiche Dicke, und späht man seitlich ins Dickicht, so ist es, als blickte man aus fünfzig Metern Höhe in einen Wald aus Buchen hinab. Wunderbar.

    Dort gingen wir also durch. Ein bisschen benommen, das aber recht angenehm, trat ich wieder aus dieser anderen Welt heraus, da lag wieder einer der Wege mit den niedrigen bauhausigen Schiefermauern rechts und links, mein Sohn fragte mich, ob all diese Bambuspflanzen denn ganz andere seien als die vor einiger Zeit alle gleichzeitig abgestorbenen, ich sagte, das wird wohl so sein, und wir rätselten, woran man verschiedene Bambusarten erkennen könne und ob überhaupt.

    Ich habe jetzt schon wieder Rolf Schimpf vergessen und in der Tat scheint mir das Nachsinnen über Bambus mehr wert zu sein. Nun gut, da stupste mich die schöne A. in die Seite und raunte, hinter uns geht doch dieser Kommissar aus dem Fernsehen, Rolf Schimpf. Ich drehte mich um, denn an den Namen erinnerte ich mich schemenhaft wegen irgendeiner Erwähnung in PeterLus Fernsehzeitschrift, und da war etwas Dunkelblaues zu sehen, ein kleiner grauhaariger Mann in einer deutlich teurer schimmernden dunkelblauen Popelinejacke, der mit vage grimmigem, zu sehr gebräuntem Gesicht seine kleine dicke gelbgekleidete Gattin oder so neben sich herzog, geradezu wie aufs Schlachtfeld blickend. Das vollzog sich in aller Eile, Herr Schimpf marschierte an uns vorbei wie durch ein Gerichtsgebäude, nicht wie durch den Botanischen Garten mit seinen Bambuswundern. Ich wette, er war nicht mal drin. Und das hab ich dann vergessen.

  2. #2
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    Unhöflichst. Anbiedernd. Schleimtriefend. Die "schöne" A. existiert vermutlich nur in Ihrer Phantasie.
    Pilze gefällig?

  3. #3
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    Stimmig und garniert mit einigen Brocken, die zum Nachdenken einladen. Der Erzähler überrascht bei jedem Absatz. Am besten hat mir gefallen, daß Herr Schimpf am Ende noch "voll eins auf die Fresse bekam", da mußte ich herzlich lachen.

  4. #4
    Moderator Avatar von rron
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    Na na na, Herr van drogen. Schreiben Sie doch selbst erst mal eine Geschichte mit so dichter Atmosphäre, Sie Idiot.
    Auch wenn der Alte schon okay geht und seine Frau sich von Äußeren her bestimmt auch mal mit Herrn Cohns Begleiterin hätte messen können, muss man doch die gelungene Landschaftsbetrachtung loben.

  5. #5
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    Was ich noch vergaß: zart durchbrechen die Bambusbeschreibungen den Text. Wie sagt noch die Bibel: ein einziger Stab Bambus, Du brichst ihn so leicht. Doch nehme 10 in die Hand und versuche sie zu brechen, Du wirst es nicht schaffen.

  6. #6
    Moderator Avatar von rron
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    Ausserdem, van drogen, Sie Depp, treiben Sie sich vermutlich nur in geschwätzigen Lichtungen herum und haben von daher kein Auge für die verschwiegenen.
    Geändert von rron (12.09.2002 um 02:07 Uhr)

  7. #7
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    Jetzt habe ich doch schon wieder die Bambusstäbe vergessen, was ich sagen wollte, ich hielt dann einige Schimpfs in der Hand, schaute auf sie nieder und dachte, so zarte Schimpfs, so hochgesteckt, weiß ein Bambus um die Schimpflichtung, wie man auf sie von 50.000 Meter ohne Fallschirm niederblickt und sich dann in einem Wald voller Kaktussträucher fühlt.

  8. #8
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    betritt den Strang, völlig betunken, was Wunder

    Scheiße, bin ja gar kein Panda!

    ohne Bambus ab

  9. #9
    [Member] Avatar von bangen
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    Nochmal zu van drogen. Ich habe zuerst verstanden die schöne A. hätte Herrn Cohn unter der Dusche etwas ins Ohr gesagt. Es schien mir völlig selbstverständlich.

    Allerdings kommt mir das Bambusgleichnis in der Bibel so spontan ziemlich fremd vor.

  10. #10
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    Andererseits, ich habe noch nie so viel gefühlt, als meine erste Freundin mir neckisch mit einem Bambusrohr in das Ohr kitzelte, war das erst erhoffte Zuneigung oder schon bares Heiratsversprechen? Sekt oder Selters, Kind oder Mülltonne. Die Antwort per Sträucherhieroglyphen.
    Geändert von Elpenor (12.09.2002 um 08:41 Uhr)

  11. #11
    Member Avatar von Paula Lavalle
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    ein cohn eben -
    and nothing but

  12. #12
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    Völlig überschätzte Geschichte.

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