Im Fernsehen lief eben etwas über Rolf Hochhut, und da fiel mir siedendheiß ein, dass ich mal Rolf Hochhut begegnet bin! Dass er dabei war, war nicht zufällig, aber dass ich dabei war, das war ein Zufall! Damals war ich nämlich Beleuchterin an einem Theater, das gerade 'Wessis in Weimar' spielte, ein unheimlich langes Stück von Rolf Hochhut. Und er ist eines Abends mit seiner Frau angereist, um sich die Inszenierung an unserem Theater anzusehen. Soweit nicht zufällig. Zufällig ist aber, dass ich an dem Abend, als er kam, eigentlich gar nicht eingeteilt war, sondern mich drei Stunden vor der Vorstellung ein Kollege gebeten hatte, mit ihm zu tauschen. Ich wusste auch gar nicht, dass Rolf Hochhut kommen würde, das erfuhr ich erst, als ich meinen Dienst antrat. Das fand ich natürlich recht spannend, ich kenne zwar von ihm bis heute nur 'Wessis in Weimar', aber ich wusste damals schon (Ich glaube es war 1994 oder 1995), dass Rolf Hochhut berühmt ist. Ich gehörte zu der Zeit übrigens zu der Minderheit aller Beteiligten, die das Stück nicht ausschließlich zum Gähnen langweilig fanden. Als ich erfuhr, dass Rolf Hochhut kommen wurde, rief ich schnell eine Freundin an, der ich kurz zuvor einen Eitelkeitsdruck von mir geschenkt hatte, und fragte sie, ob ich das Büchlein für sie signiert hätte. Als sie es verneinte, erklärte ich ihr, dass gleich ein berühmter Schriftsteller ins Theater kommen würde, dem ich das Büchlein unheimlich gerne auch schenken würde, damit er auf mich aufmerksam wird. Meine Freundin begriff sofort, radelte heran und gab mir das Geschenk zurück, damit ich es Rolf Hochhut schenken konnte. Alles lang vor der Vorstellung. Ich schrieb eine schöne Widmung für Herrn Hochhut in den Eitelkeitsdruck und freute mich auf die Vorstellung. Leider, vor der Vorstellung habe ich sein Kommen nicht bemerkt, weil ich mich schon eine halbe Stunde vorher in die Technik-Kabine zurückziehen musste. Ich wusste auch nicht, wie er aussieht, deshalb konnte ich, als Einlass war, auch nicht ausmachen, ob er sich wirklich unter den Zuschauern befand. Aber als Pause war, fragte ich die Kollegen, und sie bestätigten, dass das Ehepaar Hochhut in der ersten Reihe säße. Nach der Pause musste der jeweilige Beleuchter in einer Szene in der Rolle eines Kameramannes oder Frau hinunter auf die Bühne laufen, und einem zusammengeschlagenen Dr. Pforzheim ein feuchtes Taschentuch auf die blutende Nase drücken (Nebenbei hatte ich auch Text: 'Ton läuft! Kamera läuft!' Aber in einer anderen Szene.).
Nach der Vorstellung luden Herr Hochhut und seine Frau das gesamte Ensemble ins Wirtshaus gegenüber zum Essen ein, also auch mich. Die Dramaturgin und der Intendant fragten so hinten herum, wie ihm denn die Inszenierung gefallen habe, und er fand sie ganz gut. Ihm mein Büchlein mit Widmung zu schenken, traute ich mich nicht, aber, weil ich schräg gegenüber saß, fragte ich ihn, ob er meinen Auftritt als Kameramann auch gut gefunden hätte, und er antwortete: 'Ja, durchaus.'
Das fand ich großartig, und meine Freundin hat jetzt einen Eitelkeitsdruck von mir mit einer Widmung an Rolf Hochhut zuhause.
P.S. Ich hab den Namen im 'Thema' falsch geschrieben: Hochhut schreibt sich mit drei 'h'
(Beitrag wurde von lacoste am 03.03.2001 um 01:01 Uhr bearbeitet.)
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