Es muss 1998 gewesen sein, aber vielleicht irre ich mich da auch. Auf jeden Fall hiess der Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland Roman Herzog. Ich weilte in London zu einer Zeit in der mir London am besten gefällt, nämlich im Dezember. Im Sommer ist das Wetter meistens zu schön um wahr zu sein. In jenem Dezember war es gerade richtig. Kalt, eisig, sogar ein wenig neblig. Um die Mittagszeit, lichtet sich der trübe Tag etwas, so dass man Canary Wharf erkennt, wenn man dies will. Ich richtete meine Schritte von Westminster Abbey in Richtung Parlament, nicht um dieses zu besichtigen sondern um zur nächsten U-Bahn zu gelangen.
Plötzlich wird einem der Weg versperrt, gleich modernen Herolden, fahren etliche Motorräder aus der Ausfahrt heraus und lassen eingeübt den eben noch strömenden Verkehr ruhen. Nachfolgend eine großräumige beflaggte Limousine. Beim Herausfahren fällte der Blick in den Innenraum des Fahrzeugs. Der Repräsentant meines Landes sitzt darin mit einem Herrn und einer Dame (vermutlich Vertreter der englischen Gastgeber). Roman Herzog unterhält sich mit der Dame und macht den Eindruck eines wirklich glücklichen Menschens. Nein, ich habe nicht gewunken, es hat ja auch niemand herausgeschaut. Der Augenblick kam mir wie ein Bild vor. Trotz des öffentlichen Lebens ein kurzer Einblick in eine Privatheit. Wenn man Bilder von flämischen Malern anschaut, werden manchmal ähnliche Eindrücke wach.
(Beitrag wurde von raymond am 20.11.2001 um 21:05 Uhr bearbeitet.)
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