es war an einem freundlichen sommerabend, als meine lebensgefaehrtin b. und ich im berliner cafe florian zu abend assen - genauer, vor dem lokal auf dem breiten gehweg, auf den man alle verfuegbaren stuehle geschleppt hatte.
wir unterhielten uns, b. sass mit dem ruecken zur strasse, ich hingegen ueberblickte sie - als ploetzlich, aus dem halbdunkel der tischchen, die nahe am strassenrand standen, ein kleiner untersetzter herr auftauchte.
im aufstehen stopfte er sich das hemd in die hose, im mund eine schon dreiviertel gerauchte zigarre. mit breitem schritt ging er den schmalen gang zwischen den tischchen entlang in richtung lokaltuere. er laechelte sein typisches laecheln. und schon war er an mir vorueber.
so leer, wie das lokal war, konnte er dort nur eines wollen: pinkeln.
unbesonnen, wie man in einem solchen moment, wenn man einen wirklich verehrten prominenten trifft, ist, sprang ich halb auf - von der wirren idee erfasst, nun auch pinkeln zu gehen, um dann dort, auf dem pissoir - ja, was eigentlich? ihn anzusprechen? mit ihm ueber abel ferrara zu diskutieren? ihm ein autogramm abzuverlangen (vor dem haendewaschen?). ihm das pissoir zu zeigen? ihm das goldene buch der stadt berlin vorzulegen?
im niedersinken wurde mir klar, welche gefahren bewunderung mit sich bringt. als harvey keitel wieder aus dem lokal kam, war ich mit b. wieder ins gespraech vertieft. der meister setzte sich wieder an seinen platz und steckte die erloschene zigarre wieder an.
anko
(Beitrag wurde von anko am 22.01.2001 um 17:13 Uhr bearbeitet.)
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