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Thema: von Karajan, Herbert (und ein Bekannter von mir)

  1. #1
    Moderator
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    Nun gut, man zwingt mich, der Herr Moderator und La Corinna befehlen mir, gegen meinen Willen eine Geschichte preiszugeben, die mir ein Bekannter erzählt hat, nachdem ich ihn in Sachen höfliche Paparazzis ausgefragt habe. Da ich den Forumsmitgliedern vollendet ergeben bin, bleibt mir keine andere Wahl.
    Es trug sich zu, so mein Bekannter, daß er einmal die Berlinerische Hauptstadt bereiste,
    um eine Freundin zu besuchen. Diese war Geigerin in einem der bedeutenden Hauptstädtischen Orchester. Jung und alt warf sich in sein Sonntagsgewand und bereitete sich auf die 750 Jahrfeier vor. Auch der Herr Karajan befahl seinen Mannen, ein Liedlein zu spielen. Es würde im Fernsehen zu sehen sein sollen. Die Geigenfreundin meines Bekannten mußte ebenfalls mittun. Damit er aber in ihrer Abwesenheit nicht in ihrem Heim vereinsamen müßte, schlug sie ihm vor, sie doch zu der Aufnahme zu begleiten, ja sogar den Darm zu streichen, schließlich sei es nur eine Bildaufnahme vom Orchester, die Musik sei längst im Kasten und käme in Wahrheit playback vom Band. Mein Bekannter, muß man wissen,versteht vom Geigen nicht viel mehr als mein Hund.Das sollte jedoch kein ernsthaftes Hindernis sein, so die Geigerin, sie gäbe ihm eine Geige, er solle sich neben sie setzen und einfach alle ihre Bewegungen nachahmen. Hören würde man ihn ohnedies nicht. Gesagt also und getan. Der Maestro dirigierte auch gar nicht selbst, sonder ein japanischer Scherge. Er hat aber die Angelegenheit über den Monitor in einem besonderen Gemach verfolgt. Bald hat er gesehen das mein Bekannter ein Hochstapler war. Er wies den Dirigenten an innezuhalten und sprach durchs Mikrophon:' Der Geiger mit den schwarzen Locken soll doch bitte einmal nach vorne kommen. Er soll sich für den Rest der Aufnahme nach vorne an das Pult des ersten Geigers setzen.' So kam mein Bekannter in den Genuß bei Karajan einmal die erste Geige zu spielen. Für jemanden der noch nie eine Geige in der Hand gehalten hat ist das doch eine ungeheuerliche Kariere. Und: wer hätte Karajan, also praktisch Gott, soviel Humor zugetraut? Ich nicht, das gestehe ich. Ich werde mir trotzdem weiterhin Furtwängler anhören, aber dennoch: Ein wenig milder stehe ich Karajans Beethoveninterpretationen gegenüber, seit ich diese Geschichte erzählt bekam.

  2. #2
    der hausm Avatar von anko
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    lieben angelika m.,
    wunderbare geschichte - wollte ich nur morgens als erster ins noch stille forum gerufen haben.
    so long, anko

  3. #3

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    Liebe Angelika, wir sind Dir alle zu grossem Dank verpflichtet, dass Du diese wunderliche Geschichte trotz Bedenken mit uns geteilt hast. Und dem eben noch dahindämmernden Forum neues Leben eingehaucht hast. Obwohl wir jetzt Karajan mit anderen Augen betrachten müssen, was wir gerne vermieden hätten.

  4. #4
    Moderator
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    Auch ich moechte mich dem Gratulationschor anschliessen.
    Schoen waere es auch zu hoeren, was da so zusammengeschrummelt wurde. Das frag ich mich immer, was man da so hoert bei Playback, gitarren kann man ja ausstoepseln und Posaunen ungepresst blasen, aber Geigen und Schlagzeuge,die kann man nicht leiser drehen, was wird dem anwesenden Publikum gesagt?

  5. #5
    Moderator
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    Ich nehme schon stark an, daß in diesem Fall das richtige Stück, welches zu der Musikaufnahme paßte, intoniert wurde. Es ist wohl auch gar kein Publikum anwesend gewesen, es muß sich nur um eine reine Bildaufnahme des Orchesters gehandelt haben. Mir ist auch nicht ganz klar, wieso der Maestro das nicht selbst dirigiert hat,ob er vielleicht extra hinzugeschnitten wurde und ob das Publikum dann wieder gesondert, womöglich einzeln, Mann für Mann? Da aber außer meinem Bekannten alle gewiß richtig gespielt haben, denke ich mir schon, daß sowas möglich ist, er hat eben nur ein klein bischen über die Saiten gestreift und das fällt dann in der Menge nicht so auf. Wenns nur einer macht. Ein sogenanntes Tuttischwein eben. Ich habe auch schon in Fernsehsendungen Darstellungen von Harfenistinnen gesehen und auch einmal auf einem Werbeplakat in der Apotheke, wo man sich nicht die Mühe gemacht hat, das Harfenspielen anständig zu imitieren oder ein Double einzustellen. Dennoch, ich muß auch sagen, hier liegt ein Feld brach, welches dem Absurditätensammler zugänglich gemacht werden müßte, Orginalaufnahmen von der Musik zum Playback. Auch ich bin betrübt darüber, mein makelloses, etwa 10Meter dickes,Titanbeschichtetes Vorurteil über Karajan von Rissen durchzogen zu wissen, aber so ist das nun einmal im Leben. Nichts ist richtig für immer.

  6. #6
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    In dem Zusammenhang möcht ich mal anregen, die Original-Filmaufnahmen zu Kinskis 'Paganini' auszugraben, ohne die später darübergelegte Musik. Die verfälscht nur den unerreichten Eindruck des wild mit dem Fiedelbogen fuchtelnden Meisters.

  7. #7
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    Reizvolle Vorstellung, die Originaltonspur von diesem grauenvollen Film, oder sie habens gleich ohne Ton gedreht.
    Leute, die Leonard Bernstein Geschichte entfernt sich rapide vom Karajan weg! Sie wird nach unten gedrueckt!

  8. #8
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    Wie kann man denn an die Original Filmaufnahmen zu dem Paganinifilm rankommen?
    Auch das, Jürgen, ein unentbehrlicher Beitrag zu einem Bunten Abend. Man sollte doch einmal darüber nachdenken.

  9. #9
    Avatar von lacoste
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    bezieht sich auf meine Bemerkung bei Lenni: Mit den Diamanten meinte ich Lenni und Herbert

  10. #10

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    Angelika, für Bunte Abende stehe ich wie gesagt jederzeit zur Verfügung, kann aber zum Thema nur eine kurze Filmsequenz mit Alfred Edel als Teufelsgeiger anbieten. Und zur Wetterlage sei bemerkt, dass wir heute gemütlichen Nieselregen hatten, nachdem wir am Sonntag noch ein Entenpärchen auf einer Eisscholle friedlich durch die Grachten treiben sahen.

  11. #11
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    Bernstein treibt schon wieder ab!

  12. #12

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    Dank Ankos Aufräumen kommt man jetzt viel leichter an die unten liegenden Gurken des Glases. Deshalb muss ich mal kurz dieses Kleinod wuchten.

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