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Thema: Dali, Salvador

  1. #1
    Member Avatar von Sabeta
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    es war ein sommer in den 70igern. familienurlaub in spanien. und da kunst immer ein grosses thema in unserer familie war, verbrachten wir auch keinen normalen spanienurlaub mit sandburgen und sonnenbrand (wie gesagt, es waren die 70iger, die blütezeit der sonnenbrände), sondern besichtigten ein museum nach dem anderen. eines tages schlenderten wir also durch figueras, als wir auf einem platz eine rechte grosse menschenmenge bemerkten. mein vater lief etwas vor, umzu sehen, was der grund für diese versammlung war. ganz aufgeregt kam er zu uns zurueck und rief ³ der meister ist da!ã. ich konnte mir beim besten willen nicht vorstellen, was für ein meister das denn sein sollte. ein hausmeister? und was sollte daran dann so doll sein? mein vater schickte mich mit einer kunstpostkarte los in die menschenmenge zum autogramm holen. ich fragte: von wem soll ich denn überhaupt ein autogramm holen? und er meinte, wenn ich ihn sähe, dann wüsste ich schon. ich schlängelte mich also durch die menge nach vorn und wusste plötzlich, was mein vater meinte. vor mir saß ein uralter, gebrechlicher mann mit monströsem zwirbelbart, der an den enden nur noch den durchmesser einer stecknadel hatte. in der mittagshitze gekleidet in anzug und brokatweste. seine alte hand lag auf einem silbernen adlerkopf, dem knauf seines stocks. mit diesem stock gab er anweisungen für die gestaltung eines brunnens auf dem platz vor seinem museum. ich muss ihn recht lange angestarrt haben, denn salvador dali nahm mir die karte aus der hand und schrieb seinen namen darauf.
    natürlich interessierte ich mich danach brennend für surrealismus und ich bildete mir besonders nach dalis tot ein, dass mir mit so einer autogrammkarte finanziell nicht mehr viel passieren könnte. jetzt liegt sie in irgendeinem bildband.

  2. #2
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    wann starb dali?
    wußtest du, daß die berliner elektro-musik-band tangerine dream (damals noch normale rockmusik....) bei dali diverse konzerte gaben (in seinem garten!)?
    ------------------
    * aus einem verzagten arsch kommt selten ein glücklicher furz* eroc, 1982, razzia

  3. #3
    Avatar von lacoste
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    Liebe Sabeta,
    verlass Dich nicht zu sehr auf die finazielle Absicherung durch die Autogrammkarte. Ich dachte auch mal, mir könne nichts mehr passieren, weil sich ein handgeschriebener Brief von Friedrich Schiller (Du weißt schon, 'Die Glocke', 'Die Bürgschaft' usw.)in meinem Besitz befindet. Ich habe ihr prüfen lassen, und der Germanistikprofessor, bei dem ich zu Uni-Zeiten in Behandlung war, hat dezente Erkundigungen beim Schillerarchiv (Marburg oder Dresden? Ich weiß es nicht mehr)eingeholt. Ergebnis beider Forschungsstränge: Der Brief ist echt. Ich hatte natürlich sofort Dollarsymbole in den Augen, aber mein damaliger Prof. hat mir weise geraten, mit genaueren Infos aus verschiedenen Gründen hübsch hinterm Berg zu halten. Groß angelegte Verkaufsanzeigen kann ich also nicht starten. Reichtum leb wohl. Aber diese Antwort ist unsinnig, denn Meister Dali hat Dir die Postkarte ja geschenkt.

  4. #4
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    Meine Mutter war als Teenie zwischen 1964 und 1969 immer in Saint Tropez. Da sie sehr schön war, wurde sie mit ihrer ebenso schönen Cousine immer als 'Deko' zu irgendwelchen Parteis eingeladen, bei Gunther Sachs etc.
    Eines Tages landete sie auf einer Party, auf der sich auch Pablo Picasso und Salvador Dal’ aufhielten. Sie unterhielt sich mit Dal“, und er zeichnete ihr ein kleines Bildchen.
    Da meine Mutter in ihren jungen Jahren kein historisches Bewusstsein hatte, verlegte sie das Bild.
    Und ich ärger mich heute noch...

  5. #5
    Avatar von stu
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    sabeta, was ist das für eine unglaubliche geschichte die du da klammheimlich vor meiner forumzeit geschrieben hast, ohne mir auch nur den kleinsten hinweis auf ihre existenz zu geben. ts ts ts
    zu salvador dali fällt mir berlin ein. sommer 1995, mein erster sommer in berlin. ich war ein fleissiges psychologiepraktikantenkind und bereitete für einen verrückten und unfährigen psychoanalytiker einen sommerkongress in brandenburg vor. mit meiner mitpraktikantin brigitte, die nicht nur berlinerin sondern auch noch sehr schön und sehr nett war.
    unser kongressbüro befand sich in einem alten schönen haus in der chausseestrasse, ganz unterm dach wo es sehr heiss war. wenn die hitze zu stark wurde, liefen wir manchmal durchs haus, in dem ausser uns ein merkwürdiges museum und irgendwelche ämter untergebracht waren. in irgendeinem sehr kühlen ganz entdeckten wir ein dunkles zimmer mit kisten, die wir selbstverständlich öffneten. darin lagen uralte sternhefte, kreuz und quer mit irgendwelchen papieren. auf den covern unter anderem: marilyn monroe, kennedy und salvador dali. ich nahm einen ganzen stapel mit nach hause, verschenkte ein oder zwei hefte an meine eltern und behielt die ausgabe mit salvador dali, und noch ein paar andere.


  6. #6
    Member Avatar von Sabeta
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    stu, ich wollte eben, dass du mich wegen meiner persönlichkeit magst, und nicht wegen meines glamourösen vorlebens.

  7. #7
    Embedded Senator Avatar von DerCaptain
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    Figueras, seufz ja, schön. Noch schöner LaCoste, die meint, in ihrer jungen Zeit hier Schiller erklären zu müssen ('...der mit der Glocke...) - ich hab mir grad in die Hose gemacht!
    ------------------
    'PROTECT ME FROM WHAT I WANT'


    (Beitrag wurde von DerCaptain am 06.07.2001 um 01:26 Uhr bearbeitet.)

  8. #8

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    Nici, bitte melde Dich und erzähl uns, wie Du bei Dali gewohnt hast, ihm die Fußnägel lackiert und Dich heimlich über den alten Tattergreis lustig gemacht hast!!! Bitte bitte! Du und Dein Freund wurdet doch im Urlaub von Dalis Assistenten eingeladen . . .

  9. #9
    Member Avatar von vinzi
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    In welchem Bildband liegt die Karte? Picasso? Das wäre noch das i unter dem Tüpfelchen...

  10. #10
    Avatar von Aporie
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    Salvador Dal’ hat mal für die Air India Aschenbecher designt. Ich sah damals ein Foto dieses sicher gut bezahlten Werks der Gebrauchskunst und erinnere mich nur noch, dass der Meister ein elefantöses Motiv hineingearbeitet hatte.
    Es war in einer Zeit als noch niemand daran dachte, Fluggesellschaften zu sponsern. Das verlief damals noch umgekehrt. Das brachte mich auf die Idee, der Air India einen äußerst abseitigen Plan zu unterbreiten, indem ich vorschlug, Dal’ auf einem Elefanten die Pyrenäen traversieren zu lassen, um das Ereignis dann in einem PR-Film für Air India zu verwerten.
    Natürlich hohnlachten die erstmal; eingedenk des schönen Sümmchens, dass sie für einen Aschenbecher hinlegen mußten, sahen sie die Produktionskosten in der Nähe von Ben Hur. Anderseits war ich ja nun nicht so beknackt, ein solches Unterfangen ohne ein Mindestmaß an Vorabklärungen anzugehen. Ich hatte einen potentiellen Verbindungsmann, und zwar in Gestalt von Capit‡n John Moore, mit dem ich mich anläßlich eines der jährlich mit großem Aufwand inszenierten Oster-Events Richhard von Radschlag-Harrs (siehe ³Einladung in die Geisterbahn') über die Gefährlichkeit domestizierter Geparden unterhielt, denn er hatte gerade einen bei sich, der mir dauernd um die Hosen strich.
    Capit‡n John Moore war bis 1975 Dal’s erster Sekretär. Ich weiss nicht, ob er dieser Position verlustig ging, weil er Dal’ dauernd Lithographien zur Signatur vorlegte, die Dal’ noch gar nicht gefertigt hatte, leere Blätter also. Aber die ihm später folgenden Sekretäre hatten diesem Brauchtum ebenfalls gehuldigt, so dass die Staatsanwaltschaft von Barcelona im Lauf der Jahre insgesamt 6000 Dal’-Lithographien beschlagnahmte.
    Wie auch immer: Capit‡n John Moor blieb dem Hause Dal’ weiter verbunden und ist erst 1999 angeklagt worden.
    Ich hatte also die Visitenkarte dieses Mannes und weihte ihn erstmal brieflich in mein Ansinnen ein. Ich schreibe hier etwas unkontrolliert und muß deshalb nachholen, dass ich von einem stillgelegten Bergwerksstollen in der Nähe von Cadaqués wußte. Er sah aus wie ein Tunnel, insgesamt etwa 50 m lang mit einem Eingang und einem Ausgang. Meine Idee war also: Dal’ steigt auf einen Elefanten, verschwindet im Tunnel und kommt am andern Ende wieder raus. Hannibal surreal, die Pyrenäen traversierend.
    Damit das hier nicht ellenlang wird: Dal’ fand die Idee lustig, Capit‡n John Moore setzte sich direkt mit der Air India in Kontakt, ich bekam als Vorleistung etwas Geld für die Miete eines jungen Elefanten aus dem Zürcher Zoo, eines VW-Pik ups für den Transport und vier 16 mm- Filmrollen.
    So fuhr ich denn mit einem mir befreundeten Kameramann nach Spanien, im Schlepptau den von einem Zoowärter gesteuerten VW mit dem Elefanten, dem das überhaupt nicht gefiel. Ich konnte im Rückspiegel sehen, wie das Gefährt zuweilen bedrohlich wackelte.
    Kleiner Sprung nach Port Leg‡t, wo Dal’ wohnte. Der Kameramann und ich stehen vor der Haustür. Ich läute und sage schon mal ³Kamera ab', weil ich eine Vorliebe habe für Filmszenen, in denen Leute eine Tür öffnen, ohne zu wissen, dass sie in ein Objektiv gucken werden.
    Es erschien aber nur eine Bedienstete. Also schrie ich ³cut!' War ja auch blöd von mir anzunehmen, dass der Meister selbst die Tür öffnen würde. Die Bedienstete ließ uns aber nicht ein, wir mußten draußen warten. In den nächsten zehn Minuten waren des öfteren Schritte aus dem Haus hörbar. Ich weiss nicht, wie oft ich ³Kamera ab' und ³cut' geschrien habe, wir mußten ja sparsam mit dem Filmmaterial umgehen. Jedenfalls lief die Kamera nicht, als Dal’ dann doch die Tür öffnete. Er trug einen Hausanzug von Pierre Cardin und einen goldenen Lorbeerkranz auf dem Haupt. Statt uns zu begrüßen begann er in seinem pathetisch rollenden Französisch ³le bateau ivre' zu rezitieren.
    Darauf erschien Gala, musterte uns mißtrauisch, und brachte Dal’ in Sicherheit. Er war aber so kooperativ, uns wenige Minuten später durch die Hausbedienstete Einlaß zu gewähren. Also nochmals: ³Kamera ab'. Gleich neben der Tür stand eine weibliche Gipsfigur, einer Schaufensterpuppe sehr ähnlich. Zwischen den Beinen hatte sie einen Schlitz, aus dem sich eine blutig rot eingefärbte Damenbinde der Flurwand entlangzog. Wie hatten also filmtechnisch einen roten Faden, der uns (der Flur war schmal und mindestens 6 Hygienepackungen lang) an verschiedenen Räumen mit offenen Türen vorbeiführte, die im einzelnen zu schildern, die Zeit fehlt; jedenfalls stand in einem das berühmte lippenförmige Sofa.
    Die Vorbesprechung zum Dreh fand in einem großen hohen Wohnraum mit Galerie statt, der vergleichsweise bürgerlich aussah.
    Dal’ wollte den Elefanten sehen. Der stand draußen auf dem Sträßchen und rüttelte den VW Pick up, wurde aber sofort manierlich, als ihn der Zoowärter aussteigen ließ.
    Dal’ war guter Dinge, streichelte den Elefanten und nannte ihn ³ma petite joujou'.
    Mittlerweile hatten wir schon die ersten 60 Meter Film verdreht, etwas ³bateau ivre' drauf, dann die Damenbinde, das Sofa und Dal’s Antworten auf zwei drei stupide Fragen meinerseits.
    Am frühen Abend gab es so etwas wie einen Empfang mit Musik und Sangria, nicht für uns, aber wir durften dabei sein und mitdrehen. Ausser an Capit‡n John Moore mit Gepard an der Leine erinnere mich an ein futuristisch eingekleidetes, sehr sexy wirkendes Modell aus Paris, das uns erzählte, sie wäre von Dal’ nackt auf einem Butterberg liegend gemalt worden und dabei immer tiefer gesunken. Die andern Partygäste rekrutierten sich vornehmlich aus einheimischen Fischern und Bauern.
    Ich weiss, dass das alles haarsträubend tönt, und ihr wahrscheinlich glaubt, ich hätte es mir aus den Fingern gesogen. Aber so habe ich das halt erlebt. Wahrscheinlich habe ich es vor mir selbst dem Vergessen anheim gestellt, weil die Pointe weniger lustig war.
    Wir warteten nämlich am anderen Tag, den rittbereiten Elefanten zur Seite, zwei Stunden vergeblich vor dem Tunneleingang. Dann kam Capit‡n Moor mit seinem Gepard. Der Elefant röhrte, der Gepard knurrte, und Capitan Moore erklärte uns verlegen, dass Gala Dal’ den Ritt untersagt habe, weil der Meister erkältet wäre.
    Der Film lief bis auf das, was aus ihm hätte werden sollen, an den Solothurner Filmtagen. Mit der Air India konnte ich mich gütlich einigen.



  11. #11
    Embedded Senator Avatar von DerCaptain
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    Ich glaube jedes Wort.
    ------------------
    standard disclaimer: Ich finde das neue Forum gut und habe unseren Hausmeister lieb.

  12. #12
    Weber Member Avatar von Herr Weber
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    Sehr schön finde ich, dass Dein Vater DICH vorschickte, um ein Autogramm zu holen.
    (Beitrag wurde von Herr Weber am 08.11.2001 um 16:45 Uhr bearbeitet.)

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