Einmal, das Geschehene wird sich wohl demnächst zum nun schon bereits viertenmal jähren, trug es sich zu, daß ein weit über die Grenzen hinaus ebenso bekannter wie beliebter Radiosender ein Fest gab - zu Ehren seiner selbst. Derlei Feste hatten zu jener Zeit unter dem aufgeklärten Jungvolk das, was man heute wohl am ehesten mit 'Kultstatus' bezeichnen würde. Man konnte mit seiner bloßen Anwesenheit Zeitgenossenschaft signalisieren, und wir, die wir 'drinnen' waren verständigten uns über Codes, die für Außenstehende nichts weniger als unverständlich sein mußten. Doch selbst dieser eingeschworene Zirkel von 'Mitwissern' war in sich selbst noch einmal unterteilt: In jene, die sich zu tausenden in den umliegenden Gebäudeteilen des ehemaligen Schlachthofsgebäudekomplexes die verrottete Seele aus dem Leib tanzten, und in uns, die wir zu fünft, von eisigem Schneegestöber kaum irritiert, um eine im Hof platzierte brennende Tonne standen. Wir (zwei alternde Radiomoderatoren, eine schillernde monochrome Künstlerfigur, ein Mädchen (das den zu fortgeschrittener Stunde von mir gestarteten, zugegebenermaßen etwas plumpen Versuch, sie zu küssen, mit ihrer sofortigen Heimreise quittierte) und ich) unterhielten uns angeregt, mit längeren Gesprächspausen. Irgendwann aber war ich vom Jännerfrost soweit zermürbt, daß ich beschloß, das wärmende Innere eines der umliegenden Gebäudeteile aufzusuchen und da ich die Masse scheue wie Hojac den Anstand entschied ich mich für ein geheimnisvolles, etwas entfernt liegendes, dunkles - fast möchte ich sagen - Geisterhaus. Neugierig näherte ich mich dem Eingang, doch welch eine Enttäuschung! Ein grimmiger Bär von einem Mann verweigerte mir den Einlaß, wies mich ab, ließ mich stehn wie andere einen Hund vorm Billa stehen lassen. Ich wollte schon von innerlichem Gram zerfressen von dannen schleichen, als plötzlich eine Männergestalt sich aus dem Dunkel der Nacht schälte (eine merkwürdige, strahlende Aura umgab ihn - so will es jedenfalls meine heutige Erinnerung an jenen denkwürdigen Abend), sich mir näherte und schließlich knapp vor mir stehenblieb. Und viele Leser werden an dieser Stelle der Geschichte schon erraten haben, um wen es sich bei dieser mysteriösen Erscheinung nur gehandelt haben kann; Es war - genau - es war niemand geringerer als Clemens Haipel!! DER Clemens Haipel - Weltklassecomedian, bekannt aus Rundfunk, bekannt aus Fernsehen und bekannt auch, und nicht zuletzt, aus den Seitenblicken. Und nun stand er vor mir!
Und er war mein Retter. Meine durch die vorhergehende Abweisung verursachte seelische Derangierung rührte sein Herz und durch seine Fürsprache wurde mir Einlaß gewährt, in das große, geheimnisvolle Gebäude. Und der Zufall wollte es, daß uns ein gemeinsames Bedürfnis NOCH enger zusammenschweißte - beide mußten wir aufs Klo, doch beide wußten wir nicht, wo eines auftreiben. Und so irrten wir durch die Gänge, die Not wurde von Sekunde zu Sekunde peinigender und als es nicht mehr ging, entschlossen wir uns zum Äußersten: Wir brunzten einfach in ein WASCHBECKEN!! Wir zwei! Clemens Haipel und Ich! Wir waren wild, wir waren frei, zu allem entschlossen, wir waren damals zum vielleicht ersten und einzigen Mal in unserem Leben - PUNKS!
Gern erinner ich mich heute zurück an jenen kostbaren Moment, als ich mit Clemens Haipel in ein Waschbecken brunzte. Und daß er mich dann noch mitnahm auf die in eben jenem Gebäude steigende, wie man sagt, 'VIP-Party', das wär Stoff für zig weitere Promigeschichten... (z.b. hab ich mit der Popkapelle Heinz Bier getrunken)
und zum von tex in 'tex/rois/6' geforderten Nachdoppeln: Als ich einmal aus einem skandinavischen Anziehgeschäft herauskam, stand Clemens Haipel vor der Türe und telefonierte Handy.
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