Meine Mutter liebt die Nähe zum Wald. Das brachte mich in die unglückliche Lage im 19. Bezirk in Wien aufwachsen zu müssen. Für alle, die Wien nicht so gut kennen: das ist eine noble Villengegend.... Aber es hatte auch seine guten Seiten. Zum Beispiel führte mich mein Schulweg an der Villa mit Garten von Bruno Kreisky vorbei. Der Garten ist riesengroß und umzäunt von einem fast undurchsichtigen Bretterzaun. Aber wenn man die Bäume focussiert, ergeben die kleinen Ritzen zwischen den Brettern ein verschleiertes Bild vom Garten.Es gab auch ein paar kleine Löcher im Zaun, aber es wäre den Sicherheitswachebeamten, die dort immer standen, bestimmt nicht recht gewesen, wenn ich meine Nase an Bruno Kreiskys Zaun gerieben hätte. Das nahm ich zumindest an. Ich träumte davon in diesem Garten spazieren zu gehen und Bruno zu sehen. Oder ihn beim Spaziergang mit seinen Hunden zu treffen, wie einige meiner Schulfreunde. Zu der Zeit war er österreichischer Bundeskanzler, und ich vielleicht 9, das muß irgenwann Ende der 70er gewesen sein. Eines Tages sagte mein Vater:' Kommts, wir gehen beim Bruno Kreisky in die Sauna!'. Natürlich wußte ich, dass sich B.K.s Sohn und mein Vater kannten, aber der wohnte doch ganz woanders! Wir packten unsere Badesachen ein und gingen los. Da ich saunieren immer schon haßte, hüpfte ich gleich in den outdoor pool in diesem GARTEN! Was für ein herrliches Gefühl, da war ich also! Ich schwimme und schwelge, plötzlich kommt Bruno Kreisky und fragt mich: 'Wo isn da Peter?' Ich ertrinke beinahe, lasse mir aber nichts anmerken (?) und sage vor Schreck fast unwirsch:' Keine Ahnung, wahrscheinlich in der Sauna!'. Dann ging er wieder, ohne eine weiteres Wort. Vermutlich wollte er mich vor dem endgültigen Untergang retten. Als ich Peter davon erzählte, sagte der: 'Komisch, eigentlich mag Bruno Kinder.'
(Beitrag wurde von ck1 am 14.01.2001 um 15:47 Uhr bearbeitet.)
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