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Thema: Fischer, Joschka (dick und glücklich)

  1. #1
    Member Avatar von henrik
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    vor ein paar jahren wollte ich nach new york fliegen. am frankfurter flughafen erklärte mir die dame von british airways, dass mich die usa nicht mit meinem personalausweis einreisen lassen würden. ich war beschämt über meine unwissenheit, und verzweifelte. die dame hatte mitleid mit mir und wir tüftelten aus, dass ich, mit viel glück im zug nach düsseldorf(wo ich damals gemeldet war) fahren, dort einen vorläufigen reisepass beantragen könnte, und mit der maschine soundso noch rechtzeitig meinen anschlussflug in london bekommen könnte.
    vor allen dingen die finanzielle katastrophe , die mir durch die mehrkosten entstehen würde, hatte mich so gestresst, dass ich unbedingt einen kaffee brauchte. ich setzte mich in den speisewagen auf den einzigen freien platz. mir gegenüber saß joschka fischer. damals war er noch dick und er schien sehr fröhlich und zufrieden.
    er lass die frankfurter allgemeine und hörte walkman. zuerst hörte er musik, denn er wippte mit dem fuß und machte rhythmische geräusche mit den lippen und den zähnen, wie das eben menschen, die gedankenverloren walkman hören, manchmal machen. 'ts ts tsssts'
    hinter koblenz wechselte er die kassette und hörte dann (und dass ist wahr!) einen langenscheidt-englisch-kurs.
    wenn ich heute, die unbeholfenheit und verbissene konzentration sehe, mit der der verschlankte und zusammengebissene fischer versucht, auf englisch den nahost-konflikt zu schlichten, wird mir das zeichenhafte dieses erlebnisses bewußt: im rahmen einer persönlichen katastrophe, auf dem weg nach new york, mit fischer am schicksalsstrom der deutschen entlang. und er ordnet schon seine geistigen fähigkeiten auf außenminister hin.
    ein freund, dessen arbeitskollege mal fischer auf einer fernostreise begleitete, erzählte mir, dass fischers persönlichkeit ganz entscheidend von autodidakten-typischen minderwertigkeitsgefühlen geprägt wird, denn er hat keine akademische bildung, kommt nicht aus einem bildungs elternhaus und verschanzt sich deshalb hinter möglichst intellektuellen balkensätzen.
    das sprachliche equivalent zum dreiteiligen anzug.
    auf jeden fall habe ich es dann in düsseldorf geschafft in 1 1/2 Stunden einen pass zu bekommen und zum flughafen zu fahren, der gerade abgebrannt war. in der provisorischen abflughalle traf ich dann noch in einem zelt, wo die kaffeemaschine untergebracht war, hans-hoachim friedrichs, aber da war ich schon zu erschöpft um ihm die angebrachte aufmerksamkeit entgegenzubringen.
    wen ich dann in new yorck getroffen habe kommt das nächste mal.

  2. #2
    Comandantina
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    Ja genau, solche Geschichten lieben wir hier! Die Erzählung hat genau die richtige Mischung aus perönlichem und paparazzistischen Kolorit und trägt ausserdem zum besseren Verständnis der Weltpolitik bei. Konsequenterweise hätte der Abflughafen aber Franckfurt heissen müssen.

  3. #3
    Member Avatar von henrik
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    iss mir auch aufgefallen, aber da auch mir kein akademischer grad zu teil geworden ist, hab ich aus reiner solidatität mit joschka meine düsslecksie spielen lassen

  4. #4
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    Hab mich verlesen, hier stand was anderes, egal
    (Beitrag wurde von Walter Schmidtchen am 27.10.2001 um 17:09 Uhr bearbeitet.)

  5. #5
    Moderator Avatar von honz
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    Schon die zweite gute Geschichte von Herrn Henrik, diese sogar noch besser, ein vorbildlicher Einstieg. Und Hanns-Joachim Friedrichs als Sahnehäubchen obendrauf.

  6. #6
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    Fischer habe ich kürzlich in Berlin Prenzlauer Berg auf der Strasse getroffen. Ein Freund wurde gerade auf seinem Handy angerufen und ich starrte Löcher in die Luft, während ich wartete, dass wir in ein Cafe gehen konnten. Plötzlich wurde eins dieser Löcher mit zwei Augen gefüllt, die mich neugierig musterten, und als ich verwundert genauer hinsah, wer sich da so für mich interessierte, war er auch schon in einer schwarzen Limousine verschwunden.

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