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Thema: Hagen, Nina, Jupp Derwall und andere (der Terroristen-Strang)

  1. #13
    Avatar von Pomito
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    Eigentlich seltsam, wieviele Menschen um siebzehn Ecken herum irgendwann einmal Berührung mit dem familiären und/oder sympathisierenden Umfeld von Terroristen hatten. Ein Freund von mir hatte in den Achtzigern eine richtige Paranoia, weil er mal etwas mit einer Frau aus dem RAF-Unfeld hatte und seitdem ständig unauffällige Limousinen vor seiner Haustür sah...

    An meiner Schule lehrte der Bruder von Gudrun Ensslin Chemie, ein etwas zauseliger schwäbischer Grüner, der es aufgrund seiner Verwandtschaft und seiner in kleinstädtischen Kreisen nicht sehr wohlgelittenen links-alternativen politischen Einstellung nicht sehr leicht hatte. Großes Getuschel erhob sich, als er einmal mit einem Chemie-Kurs auf dem Gelände einer chemischen Fabrik Bodenproben entnahm - natürlich ohne Genehmigung der Geschäftsführung. Es gab lange Artikel in der Lokalzeitung, denn es wurden diverse Schwermetalle im Erdreich nachgewiesen.
    Saubere Aktion, das Ganze, aber im miefigen rheinisch-konservativen Klima, in dem schon zu Lebzeiten der CDU-Bürgermeisterin ein Kindergarten nach ebendieser benannt wurde, kam so etwas nicht gut an. Er bekam dann auch eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch und politischer Verführung Minderjähriger, oder so ähnlich.

  2. #14
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    In meiner Nachbarschaft betreibt ein ehemaliger RAFler einen Bücherladen. Seine Schwester, die bei demselben Verein war, ist meine Vermieterin. Beide sind also leidlich prominent, doch unter eher heiklen Umständen. Auch ich kannte eine Ensslin, die trotz äusserst weitläufiger Verwandtschaft und zu der Gudruns diametral entgegengesetzter Erscheinung als Grundschülerin von der Lehrerschaft sehr übel behandelt wurde. Als Versippte sozusagen.

  3. #15
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    O nein, es ist mir schon wieder passiert. wie peinlich.
    (Beitrag wurde von pinkas am 04.04.2001 um 12:06 Uhr bearbeitet.)

  4. #16
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    Pinkas, Du hast einen nervösen Finger, ich möchte in Deiner Hand keine Uzi sehen

  5. #17
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    Unsere Vermieterin hat uns bei Ihrem Auszug lediglich einen praktischen englischen Teekessel und einen hübschen Kerzenleuchter überlassen. Damit komme ich gut zurecht.

  6. #18
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    Hanswasheiri meinte zwar, in der Schweiz gebe es keine Terroristen, aber das stimmt nicht ganz. In den Siebzigern gabs (neben anderen, z.B. den im Film "Do it!" porträtierten) die sogenannte Gruppe Bändlistrasse. Ich lernte mal einige dieser Leute kennen, sehr sympathische Leute übrigens, jedenfalls die meisten von ihnen. Damals hatten sie gerade beschlossen, keine krummen Dinger (Einbrüche in militärische Waffenlager, Sprengstoffattentate auf Polizeistationen - ohne Verletzte übrigens - und so...) mehr zu machen (na, fast keine), sondern sich unter die arbeitende Bevölkerung zu mischen, um diesen die Augen bezüglich der herrschenden Zustände zu öffnen. Fand ich gut, wollte ich auch. Und Geld verdienen auch. Liessen wir (alle langhaarig, mit bemalten Parkas und in - damals auch schon modischen aber nicht käuflichen - zerrissenen Jeans, sehr abenteuerlich aussehend) uns also von einer Gemüsefirma anheuern (es herrschte damals Mangel an Arbeitskräften), wo wir den ganzen Tag am Fliessband standen und Salat, Kartoffeln und Karotten rüsteten. Bald aber war es uns so langweilig, dass wir - d.h. die weniger politisch motivierten - begannen, Schnecken und Steine in die Plastiktüten mit dem fertig gerüsteten Salat zu legen und Karotten und Kartoffeln dergestalt zu schnitzen, dass sie Geschlechtsteilen ähnelten. Na, mehr als nur ähnelten. Dieses veredelte Gemüse ging dann an Restaurants und Supermärkte. Bald gabs Ärger. Wir flogen raus. Die tough guys, also eben die mit den Gefängnisstrafen, waren etwas sauer auf uns Hascher, die nur Blödsinn im Kopf hatten, aber letztlich fanden sies auch ganz lustig. Als sie sich dann zwecks Geldbeschaffung wieder weniger Legalem widmeten, verlor ich die Jungs aus den Augen (sag ich jetzt mal). Ah ja, die anderen Leute, die bei der Gemüsefirma arbeiteten, wollten sich übrigens weder in Diskussionen noch in Lohnkämpfe verwickeln lassen. Im Gegenteil, einer von denen - ich war unangenehmerweise mit ihm einst zur Schule gegangen, er war damals einer der bösesten Buben, folterte Mädchen im Keller mit Autobatterien, wie man munkelte - entpuppte sich als Jesus-Freak, und beinah wär es ihm gelungen, die Freundin eines der Tough guys zum Übertritt in seine Liga zu bewegen...

  7. #19
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    Na, es ist ja fast Freitag. Und noch eine kleine Geschichte.

    Für meine Diplom-Arbeit traf ich mich öfters mit dem Leiter des Auslandsamt einer Berliner Universität. Es gab jedesmal Kaffee und Kekse. Die Gespräche waren gut und informativ.
    Etwas später erfuhr ich aus der Zeitung, dass er verhaftet wurde. Er wird angeklagt wegen der Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation, den Revolutionären Zellen.
    Die Berliner RZ wurden bekannt durch ihre Knieschüsse auf den Leiter der Westberliner Ausländerpolizei Hollenberg und den Richter am Bundesverwaltungsgericht Korbmacher.

  8. #20
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    Deutscher Nachherbst. Bochum. Teile eine Altbauwohnung mit zwei Männern. Die haben mich quasi adoptiert, besteht doch die Gefahr, dass ich als früher Nestflüchter weder das Abitur, gesunde Leber noch eine aufrecht-linke Gesinnung auf die Reihe bekomme. Die Ersatzpapis und ihre wechselnden Frauen sind nicht wirklich erfreulich, aber immer noch besser als die Massen-WG, in der sich 12-26 Leute drängelten, die private Schlafräume verachteten.

    Es muss so gegen 7 Uhr morgens sein, als ich auf Sturmschellen hin völlig verschlafen und unvollständig bekleidet zur Wohnungstür tapere. Die Herren des Hauses sind auf einem hochgeheimen Treffen irgendwo im niederländischen Grenzgebiet, ich bin also allein zuhaus.

    Inzwischen hat man sich von Klingeln auf verschärftes Anklopfen verlegt. Mit einem genervten "Mann, willst Du die Tür eintreten oder was" öffne ich die Tür. Doch statt irgendeiner verlorenen Szene-Seele (die 'wir' quasi rund um die Uhr betreuen) drängen sich sechs uniformierte Polizisten und drei Zivile, darunter eine Frau, in die Diele.

    Ein paar der morgentlichen Invasoren haben ihre Waffen gezogen, und so fühle ich mich für ein oder zwei Sekunden wie in einem schlechten Film, bis ganz reeller heftiger Schrecken über mich kommt: Beim Zurückweichen stolpere ich, verfange mich in dem umgeschlungenen Bettlaken und falle hin.

    Vielleicht liegt es daran, dass mir mir die männlichen Eindringlinge auf die Brust und den grossen entblössten Rest starren, vielleicht ist es auch Vorschrift, jedenfalls nimmt mich die Beamtin fest beim Arm, zieht mich in X.'s Zimmer und fordert mich barsch zum Ankleiden auf. "Ziehen Sie sich was an, aber ein bisschen pötzlich! Da, nehmen Sie das..." RAZZIA also. Bis mein müder Kopf darauf kommt, nach einem Durchsuchungsbefehl zu fragen, haben sich die Staatsschützer bereits in allen Zimmern unserer schlampigen WG verteilt.

    Erstaunlicherweise hat einer das nachgefragte amtliche Schreiben tatsächlich dabei. Offiziell sucht man nach einem RAFler, der bei uns wohl seinen letzten legalen Wohnsitz gemeldet hatte. Das muss zwar etliche Jahre her sein. Ich zumindest habe Herrn Raabe in dieser Wohnung nie getroffen. Aber sei's drum, meine Wohngenossen sind nun mal mehr oder minder bekannte Sympathisanten.

    Entsprechend wortkarg sind meine Auskünfte. Hocke stur "kenn ich nicht, weiss ich nicht, hab ich nichts mit zu tun" murmelnd in dem viel zu grossen Bademantel, den mir die Kriminalpolizistin aufgezwungen hat, am Küchentisch. Trinke kalten Kakao und schaue zu, wie die Staatsschützer das übliche Durchsuchungschaos anrichten.

    Beim eher unsystematisch wirkenden Verwüsten werden sie zusehens frustrierter. Weder finden sich schlimmere Waffen als Illen, noch schriftliche Hinweise darauf, dass dieser Haushalt terroristischere Vereinigungen als den Mieterschutzbund unterstützt.

    Nach etwa 90 Minuten geben die Beamten auf, nicht ohne Döschen aus dem Gewürz/Teeregal zu beschlagnahmen, die angeblich Substanzen enthalten, die gegen das BTM-Gesetz verstossen. 'Wir' sind zwar ein wenig verbissen und zum Würgen dogmatisch, aber so blöd, Indizien für illegale Hilftätigkeiten ausgerechnet zuhause herum liegen zu lassen, nee so blöd sind wir nicht.
    Geändert von DREA (23.08.2002 um 17:00 Uhr)

  9. #21
    Moderator Avatar von DonDahlmann
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    Unfassbar ungewuchtet.

  10. #22

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    Genau einmal im Jahr, zur Berlinale, kommt mein Cousin beruflich nach Berlin und wir treffen uns dann. Neuerdings wird er von einem Buchhalter begleitet. Letztens hat dieser Kollege nach unserem Verwandschaftsgrad gefragt und dann behauptet, wir wären gar keine Cousins. "Stimmt gar nicht", haben wir gesagt. "Klar sind wir Cousins. Und außerdem sind wir mit Gudrun Ensslin verwandt." Das ist uns plötzlich nämlich wieder eingefallen. Früher habe ich damit in gewissen Kreisen oft angegeben und schnell Eindruck schinden können. Der Verwandschaftsgrad ist noch abenteuerlicher, als zu meinem Cousin, aber das hat der Buchhalter nicht bemäkelt. Dazu interessierte ihn das Thema zu wenig.

    Meine Oma hatte eine Schwester und einen Bruder. Die Schwester hatte einen Sohn, den Vater von meinem Cousin und der Bruder hatte auch einen Sohn und der ist mit einer Cousine von Gudrun Ensslin verheiratet. Meine Mutter war in den 60ern auf der Hochzeit von einer Schwester von Gudrun. Da wurde schon getuschelt, über das schwarze Schaf in Berlin, mit dem schlechten Umgang, die Richtung schiefe Bahn driftet.

    In den mittleren 80ern haben wir mal die Familie besucht. Also jetzt die Familie von dem Sohn vom Bruder meiner Oma. Da haben wir auch in einem Fotoalbum geblättert. "Das ist Felix", wurde beim Foto von einem 15-jährigen erklärt. Der Sohn von Gudrun Ensslin. "Ich wußte gar nicht, daß wir mit Verbrechern verwand sind." habe ich damals gesagt. Später habe ich dann meine Einschätzung geändert und versucht, etwas Glam abzustauben. Details über die familäre Bindung habe ich natürlich ausgespart. Und die 40-jährigen Kiffer aus Iserlohn konnte ich als Abiturient 1989 damals schwer beeindrucken.

  11. #23
    Coincidentia
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    Zitat Zitat von tex Beitrag anzeigen
    Was? Du kennst RAF-Leute der zweiten Generation? Richtige Moerder?
    Und dass Helmut Berger Thomas Gottschalk nicht kennt,macht ihn ja noch liebenswuerdiger.
    Ich habe so einen ewigen Lieblingstraum:
    In ein Zimmer eingesperrt, sagen wir mal 72 Stunden oder so, von Kameras beobachtet: Helmut Berger, Klaus Kinski, Oskar Werner und Blixa Bargeld.
    Tex macht mich fertig. 1998 bewarb ich mich mit dem Regiekonzept für ein Dramolette à la "Geschlossene Gesellschaft" am Reinhardt Seminar.
    Personen: Klaus Kinski, Oskar Werner, Helmut Berger und Romy Schneider.
    Kam prompt in die zweite Runde, sagte aber ab, da ich Trampel doch lieber Jura fertigstudieren und meinen Job nicht aufgeben wollte.
    Can you please be either honest or brave?

  12. #24
    Avatar von Alberto Balsam
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    aber warum Romy? In die Reihe der blasierten Vollidioten passt sie doch gar nicht. Meine Idee war ja, zu beobachten wie sich diese krankhaften Geltungssüchtler in ihrer Fassungslosigkeit über die Laborsituation gegenseitig versuchen auszuschalten

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