Zum Jahreswechsel 92/93 strahlte das österreichische Fernsehen den Kaufhausvierteiler 'Der grosse Bellheim' mit Mario Adorf in der Hauptrolle als Kaufhausdirektor aus. Ich wohnte damals mit zwei Männern zusammen, und die Abende wurden gemeinsam vor dem Fernseher verbracht, die ersten beiden Folgen für gut befunden.
Dann musste ich nach Paris, mein Stipendium antreten. Die Tage und Nächte waren kalt, einsam und fernsehlos. Ich kannte niemanden, und ein Ort des Trostes wurde mir das um die Ecke meines Ateliers gelegene Kaufhaus BHV, dort wärmte ich mich auf und heizte meine Fantasie an, ich verzahnte sie mit den ersten beiden Folgen des Großen Bellheims. Ich wurde Teil einer Handlung. Die französischen Darsteller (unsynchronisiert) verrichteten ihre Arbeit so gut, daß sie fast als richtige Verkäufer durchgehen konnten. Den Kaufhausdirektor bekam ich natürlich nicht zu Gesicht.
Der bemerkenswerteste Ort war für mich die Kellerabteilung mit einer absonderlichen Palette von allerlei Exotika wie Aquariendekorationen, Schusterbedarf, Ofenrohren, Strasshundehalsbändern, aber auch so nützlichen Stiefkindern wie Kippschaltern für Nachttischlampen.
In dem Moment, als ich das Kistchen mit den Kippschaltern durchwühlte, tat dies auch eine haarige, parfümierte Tatze. Der an dieser Tatze hängende Mann war Mario Adorf.
Für mich war das nicht ungewöhnlich. Jetzt hatte sich der Direktor also auch in die Kellerabteilung verirrt. Auch die Kleinen im Schatten brauchen wohl Aufmerksamkeit, damit das große Ganze funktioniert.
Ich kaufte zwei Kippschalter, einen gold-und einen silberfarbenen und verschwand in meinem Atelier.
4 Monate später hat meine Freundin Petra ihn interviewt, und ihm von dieser Kippschalterbegegnung erzählt und er musste herzlich lachen.
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