Riemann, Katja (in der Rosenstraße)

Ulrike Folkerts kommt mit zwei Flaschen Bier von der Theke zurück. Sie ist kleiner, dünner und älter als Lena Odenthal. Und sie sieht ein bißchen nach Achtziger Jahre aus. Das liegt an ihren Schulterpolsterschultern. Sie kann nichts dafür. Das Foyer des Kino International ist voll, man schwitzt und ab und zu quälen sich zu schwere Frauendüfte durch die Menge. Arthur Brauner nuschelt neben uns, Seriensternchen schlürfen Sekt und ich versuche meine Schweißdrüsen unter Kontrolle zu bringen.

Nach dem Film versammelt man sich wieder vor dem Saal, Sektglas in der Hand, Mascara irgendwo, wo sie nicht hingehört. Gaby Dohm gibt ihr "Schwester-Christa-Lachen" zum besten, Maria Schrader und Katja Riemann erhalten Glückwünsche von allen Seiten und sehen ganz bezaubernd aus.

Langsam macht man sich auf den Weg in die Rosenstraße, ins Alexander-Plaza. Wir werden mit Sekt begrüßt und erfahren, dass gleich, es ist bereits Viertel vor Zwölf, ein Vier-Gänge-Menu auf uns wartet. Katja Riemann steht vor der Bar und spricht zu laut, um es zu überhören: "Das ist doch Scheiße. Das war Deine EINZIGE Aufgabe heute abend. Du fährst da jetzt sofort wieder hin und holst das." Ihr Begleiter schaut etwas hilflos und wir gehen zu den uns zugewiesenen Tischen. Die Gewinnerin des goldenen Löwen sieht man in dieser Nacht nicht mehr.

Katja Riemann zu verärgern gehört wahrscheinlich zu den leichtesten Übungen auf dieser Welt. Aufs Feinste hat es mal mein ehemaliger Arbeitskollege D. fertig gebracht. D. war Experte in Sachen Technik / Multimedia. Er wusste über alles Bescheid, was drinnen Chips und Drähte und draussen Knöpfe hat, egal ob Computer, Handy oder Dolby-Surround-Anlage: Der Mann wusste, wie man's zum Laufen oder repariert kriegt, was es kostet und wo man es am besten abstaubt. Weil er sich so viel damit beschäftigte, kam er auch selten dazu, sein T-Shirt zu wechseln oder sich zu kämmen, entsprechend fremd war ihm auch die Welt von Prada, Prosecco und Paparazzen. Dennoch verschlug es ihn eines Tages auf ein Presse-Event, an ein Stehtischchen mit Katja Riemann. Er startete und beendete die Konversation mit einer Frage: "Und, was machen Sie beruflich so?"

"Ja, ja, ja, hmh, ja, aber...." war aus der Großraum-Umkleide-Kabine des Blubb zu vernehmen. Paula Riemann, die mit ihrem Vater das Schwimmbad besuchte, turnte auf den Bänken herum und fiel - dank meines Sohnes - nicht runter. Dann wurde das Telefonat mit den Worten "Ist ja gut, jetzt reg dich doch nicht schon wieder wegen dieser Sache so auf! Ich fahr da noch vorbei, wenns dich beruhigt" beendet. Der Mann mit dem riesigen Gewächs auf dem rechten Schulterblatt drehte sich um. Das Telefonat hatte Peter Sattmanns Gesichtszüge zum Stehen gebracht.

Schade. Bis gestern hoffte ich ja immer, das Rumgezicke von Katja Riemann sei nur ein Gerücht.

Katja Riemann hat 'ne dünne Haut.
Braucht sie auch. Sie ist ja Schauspielerin.

Die Presse greift sie immer wieder an. Klar, sie ist ein dankbares Opfer. Heult sofort.

Ihr habt alle viel mehr Katja Riemann in Euch als Ihr glaubt.

Das ist sehr sicher die schlimmste Beleidigung, mit der ich je in diesem Forum habe fertig werden müssen.

So dünn ist Deine Haut ja nun wirklich nicht!