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Meine Schwester winkt mich zu sich an die Theke, wo sie mit einem vergnügtem Trüppchen Hochprozentiges konsumiert. Sie lädt mich auf einen Edelbrand von der Alten Zwetschke ein. Der erste Österreicher im Weltall (https://en.wikipedia.org/wiki/Franz_Viehb%C3%B6ck) staunt ganz schön, als ich meinen Rollstuhl auf Tresenhöhe hochfahre. Sein Blick wirkt aber recht skeptisch, als ich mich mit einem Strohhalm dem Schnapsglas nähere. Es ist mein erstes hochprozentiges Getränk seit drei Jahren, da immer die Angst besteht, dass es zu Wechselwirkungen mit meinen Medikamenten kommt. Ich bin aber unvernünftig und nippe, sofern man mit einem Strohhalm nippen kann, an dem herrliche Zeug. Mir wird angenehm warm und ich werde gesprächig, vielleicht sogar geschwätzig. Vor allem aber nehme ich dem Raumfahrer das Versprechen ab, Wolfgang Herrndorf und Juri Gagarin zu googeln und dann das wunderbare Interview mit Gagarins Zweitbesetzung zu lesen. Ich verabschiede mich und fahre in leichten Schlangenlinien von dannen.
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Im Moment gucke ich ja gerade Babylon Berlin. Wollte ich lange nicht, wurde aber überredet, und jetzt find ich es gut. Story bisschen egal, aber es gelingt denen verdammt gut, mich in dieses Zeitgefühl zu katapultieren, gerade weil hier und da das nicht ganz Authentische reingemixt wird, das Zeitgenössische, was dann überraschend harmoniert. Sehe nun überall in der Stadt die 20er und betrachte das alte Foto von meiner Oma noch mal ganz anders. Definitiv keine 20er lassen sich in der Bio Company erkennen, aber weil man ja immer ein bisschen besessen ist von der Serie, die einen aktuell umtreibt, fällt es mir auch ein bisschen schwer, nichts davon zu Tom Tykwer zu sagen, als er neben mir steht und Gemüse auswählt.
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am Wiener Naschmarkt gibt es einen Stand, der von einem gewissen Leo betrieben wird, er verkauft Gurken, weshalb Leo auch Gurken-Leo genannt wird, er ist eine Berühmtheit weil er nicht nur Gurken, sondern auch etwas verkauft, das er selbst Chamgagnerkraut nennt, es ist eigentlich nur schnödes Sauerkraut, das er mit seinen essigzerfressenen Händen aus dem Fass schaufelt, vorhin geht er im Kamelhaarmantel und einem schäbigen 10 Liter Plastikeimer in der Hand, randvoll mit seinem Kraut zu seinem Wagen, einem silbernen Maserati, wuchtet das Kraut in den Kofferraum, in dem Gummistiefel und ein großer blauer Stoffschlumpf liegt, und murmelt vor sich hin: Ihr werdet alle sterben
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Gurken-Leo verkauft am Naschmarkt nicht nur Champagnerkraut, sondern auch weißes Pulver, was eventuell den Maserati erklärt.
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Das weisse Pulver vom Sauerkraut-Leo ist das SALZ aus bangens SChuppen. Klar, dass der Maserati mit BITCOINS bezahlt wurde.
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Sebastian Koch schmunzelt, als er mit einer mittelgroßen Brötchentüte in der Hand gegen 12:30 Uhr am Samstag stracken Schritts über die Knesebeckstrasse geht. Möglich, dass er bei Lindner gerade erfolgreich ein Bonmot angebracht oder ein Kompliment zu seinem seltsam verjüngtem Gesicht bekommen hat; möglich auch, dass er sich einfach auf den Menschen freut, mit dem/der er gleich spätfrühstücken wird. Für einen kurzen Moment jedenfalls wirkt er sympathisch unpompös.
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Ich sitze vorm Buchladen am Ubierring, als auf einmal eine Ansage durch einen Lautsprecher schallt: "Herr Schätzing!" Ich schaue hoch und sehe den lachenden Frank Schätzing an einer Straßenbahn vorbeigehen, der Straßenbahnfahrer winkt ihm freundlich zu und spricht noch einmal in sein Mikro: "Guten Morgen!" Schätzing geht an mir vorbei und sagt: "Das ist mir auch zum ersten Mal passiert."
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Überschrift: Der Schwarm.
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Marco Michael Wanda steigt aus einem Taxi und geht ins Hotel Triest, komisch, der wohnt doch in Wien, warum Hotel, er schaut mich an, ich denke, könnten wir uns kennen, ich denke, nein eigentlich nicht, und über Steffi Sargnagel würde ich ihn nicht ansprechen wollen, so toll find ich die auch nicht, das beste an Wanda ist ja eigentlich als Rainald Goetz mit gebrochener Stimme irgendwo gesungen hat: Wenn man dich fragt wofür du stehst, sag für Amore, kurz denke ich, ich könnte ihm auch eine Zeile singen, vielleicht: Keine Power in mein' Akku, Baby, leih' mir deinen Lada. Komm, bitte leih' mir deinen Lada, und dann hätte er vielleicht gegrinst und gesagt: Falsche Band, mein Freund, und ich hätte gesagt: Absichtlich
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oder er hätte gesagt: Alter, es geht nicht im einen Lada, hör mal genauer hin
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Ist das Triest noch immer eine "Adresse"?
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scheint so, oder es ist inzwischen ein Tageshotel, wo Wanda ihr Mittagsschläfchen machen können, wer oder was ist eigentlich der, die oder das Wanda, was man beim Fußi immer an den Banden sieht?