Hellmuth Karasek hat Hunger
Berufliche Eventualitäten warfen meinen geschundenen Körper in eine Veranstaltung, die die Worte "Golden" und "Kamera" in ihrem Titel tragen. Es wurde nach den üblichen Lobhudeleien und Schmeicheleien, die nur die göttergleiche Anne Will, für die ich sogar lesbisch werden würde, mit Anstand durchzustehen vermochte, im Anschluss eine Feierlichkeit gereicht.
Das Buffet war sehr ordentlich, hygienisch einwandfrei, wenn nicht, ja wenn nicht Hellmuth Karasek durch sein bloßes Dasein jedwede paroxysmal auftretende Appetenz a priori zunichte gemacht hätte. Nun gebe ich zu, dass ich entgegen der landläufigen Kritikermeinung sein Buch "Das Magazin" für sehr gelungen halte, ein veritables gut beobachtetes und flott geschriebenes Schelmenstück, aber als ich diesen Mann vor mir sah, wusste ich zum ersten Mal in meinem Leben, wie sich ein PMS anfühlt. Herr Karasek stand, einen randvollen, ich wiederhole randvollen Teller in seiner Hand, neben dem Buffet. So voll habe ich meinen Teller nur einmal gemacht, bei meinem ersten Besuch eines Churrasco-Restaurants mit Salatbar. Da war ich aber siebzehn. Weiter: Zusätzlich zu dem randvollen Teller hielt Karasek ein randvolles Rotweinglas in der Hand und hatte zusätzlich einige mit Parmaschinken umwickelte Grissini in seine Hemdentasche gesteckt, als Vorrat für schlechte Zeiten.
Doch es wurde noch schlimmer. Nina "ich werde nicht gefickt" Ruge patschte auf ihn zu und fragte was ihm denn an der Veranstaltung am Besten gefallen habe. Mit vollem Mund und magentafarbenem Gesicht lallte er mit einer rostig-ölig-heisern Stimme, "Hape Kerkeling". Denken Sie sich bitte die Konsonanten bei der Aussprache weg. Dann haben Sie's.
Nina Ruge und Kameramann zogen ab und Hellmuth Karasek inhalierte subito weiteres Fingerfood, um gierig mit dem passablen Roten nachzugurgeln. Seufzend und ächzend bestieg er dann wieder das Buffet um sich für weitere Taten zu rüsten. Ich wette, dass man Hellmuth Karaseks Anzug hätte auswringen können.
Daraufhin beließe ich es bei zwei Austern.