Viereck, Wolfgang (Ein Viereck bei McDonalds)

[gwen]

Wenn man 13 ist und zum Geburtstag einer Freundin zu McDonalds eingeladen ist, ist das eine Sache, wenn man sich jedoch noch Jahre danach deswegen schämt ist es ein Kapitalverbrechen! Nun, wir Mädels waren damals ja schon froh, nicht mehr im 'Geburtstagszimmer' mit Ronald und dem Burger sitzen zu müssen, wo man merkwürdige Papp-Mützchen trägt und die superaufregende McDonalds-Führung mit erlebt.
Nein, das hatten wir schon hinter uns und jetzt galten wir als Erwachsen weil man den McDo-Kindergeburtstag nur bis 12 Jahre mitmachen 'darf'.
Dementsprechend führten wir uns auch auf, schmissen Gurkenscheiben an die Trennwände und kicherten lauthals und schrill durch das Restaurant.
Anschließend machten wir uns über die anderen Gäste lustig und beobachteten gutaussehende Jungs. Unsere Blicke jagten also durch den Raum und dann passierte es! Mir. Ich sah ihn und war so beglückt, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben jemand Prominenten sah, dass ich es sofort höchst unauffällig flüsternd in unsere Runde schmiss: 'da drüben, das ist doch der Wolfgang Viereck, gell?!'.
Es handelt sich hierbei um einen bayerischen Sänger und Schauspieler der durch Werke wie 'Rosi, i hol di mit meim Traktor ab' oder die Serie 'Ein Bayer auf Rügen' Weltruhm erlangte. Ich weiß bis heute übrigens noch nicht WARUM ich ihn erkannt habe! Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich damals noch mit meinen Eltern fernsehen musste und ich diese Art der Unterhaltung nicht wie heute wegzappen konnte.
Nun ja, geschehen ist geschehen. Nachdem wir uns darüber erst mal 10 Minuten unterhalten hatten, dass es ja DER Gag ist Wolfgang Viereck hier im McDonalds zu treffen, hatte ich (wie unangenehm dies zu beichten) die Idee ihn um ein Autogramm zu bitten. Und weil ich schon immer etwas vorlaut war, ging mir die Ehre zu, ihn darum zu fragen. Man stelle sich das nun bitte bildlich vor: 5-6 vorpubertäre Mädels, kichernd und sich gegenseitig vorschubsend drängeln sich um den 2-Mann-Tisch von Wolfgang Viereck und ich frage ihn exakt in dem Moment in dem er herzhaft in einen Big Mac beißt um Autogramme für uns...
Aber er schien nicht genervt, er kaute noch ein bisschen, wischte sich die Hände ab und zückte aus seiner Lederjacke eine Stapel Autogrammkärtchen (vielleicht hoffte er ja, dass durch unser mutiges Beispiel noch mehr Autogrammjäger auf ihn zu kamen) und unterschrieb diese in der nötigen Anzahl der anwesenden Backfische.
Ob danach noch tatsächlich jemand auf ihn zu kam weiß ich nicht, wir haben uns gackernd aus dem Staub gemacht um noch ein paar Telefonstreiche zu erledigen. Auf dem Heimweg haben wir dann 'Rosi' gesummt und auch ein Plakat gesehen, dass ihn ankündigte, er war als Show-Act für ein Sommerfest bei SUMA engagiert.

(Beitrag wurde von gwen am 31.10.2001 um 14:28 Uhr bearbeitet.)

[Murmel]

Vom P1 zu McDonald, interessante Dramaturgie.

[Edding Kaiser]

Hm-mmm.

[gwen]

Dramaturgisch ist für mich lediglich die Tatsache, das diese Ereignisse 10 Jahre auseinander liegen.

[Andrea Maria]

Beim Lesen der der Passage, dass es ja DER Gag gewesen wäre, Wolfgang Viereck hier im McDonalds zu treffen,.... hatte ich gehofft, dass die Mädchen Viereck mit Gurken zu treffen versucht hatten. Aber nein, schon wieder musste es ein dämliches Autogramm sein! Wer hat nur diese idiotische Irrglauben aufgebracht, Unterschriften für veritabler zu halten als profunde Erzählungen?

[Murmel]

Naja, Andrea, stell Dir vor, Du könntest irgendwann berichten, dass Du einen Promi getroffen hast, der seinen eigenen Namen nicht schreiben kann. Das wäre sensationell, wäre das.
PS: Liebste gwen, Sockenschuß ist keine Beleidigung und der Prunkverfall der Orte des Paparazzens ist wirklich erstaunlich. Was kommt als nächstes, frage ich mich. Eine Autobahnraststättenklogeschichte? Ich wäre entzückt.

[gwen]

Das wäre eine wahrhaft gute Aktion gewesen! Aber wie gesagt, es war der erste Promi-Treff meines Lebens und unser Verhalten verbuche ich als Jugendsünde.

[gwen]

Murmel, da kommt tatsächlich noch was abgefahreneres, aber das ist dann mein vorletzter Promibericht und den will ich aus spannungstechnischen Gründen noch etwas hinauszögern. Ausserdem muss ich noch ein wenig publizistisch wertvoll schreiben üben.

[rron]

Der Fiereck- Wolfi. Am Kurfürstenplatz, im früheren d'accord, musste man ihn jeden Mittag auf der Terrasse ertragen.
Er trug immer mindestens ein Kleidungsstück mit Harleyverweis und sprach genauso wie in seinen Filmen und Serien. Das ist nicht weiter verwunderlich, weil er, wie Gottschalk, ja immer nur sich selbst spielt.
Der Wolfi ist auf alle Fälle ein 'Riesentyp', ein 'Hallodri' und einer der Hauptgründe, Bayern zu verachten, wenn man's nicht besser kennt.
Im Sommer veranstaltet er Motorradtouren durch den total wilden Westen, Bayerncowboy, der er ist. Für 18.000 Mark darf man dann seine eigene Maschine zusammen mit dem Wolfi in den Sonnenuntergang reiten und am Bett des Rio Grande campen. Ein Schnäppchen.

[gwen]

oh mein Gott, diese Einzelheiten wusste ich ja noch garnicht! Das macht das Ganze ja NOCH peinlicher!!! urgh!
Stimmt, er spricht echt wie in seinen Filmen und ich als bayrisches Cowgirl darf dazu sagen, dass sein Bayrisch sowas von geklont klingt, dass es schon nicht mehr feierlich ist! Ich erinnere mich auch, dass der Wolfgang mal eine Sendung mit irgendwelchen Hundetieren im dritten Programm hatte... war auch gaaaaans hochwertig und unterhaltsam.

[Goodwill]

Das Bayerisch vom Fiereck Wolfgang ist doch ein echtes. Und ich muss sagen: Ich hör«s gern. Die ersten Filme, die er in den 80-ern mit Cleo Kretschmer und dem Regisseur Klaus Lemke gemacht hat waren in ihrer Mischung aus kitschiger Machart, Holzhacker-Charme und kraftvoller Naivität eine Wucht. Die Dialoge schienen improvisiert, die Figuren hießen so wie die Hauptdarsteller, die Handlung spielte immer entlang der Leopoldstraße. Ich hab` die damals jedenfalls mit großen Augen angesehen. Die beiden Hauptdarsteller waren Laien. Filmemachen war noch total einfach und Handlung Nebensache. Später fand dann die vielgestaffelte Kommerzialisierung des Naturburschen Fiereck auf Rügen und final sogar in der volkstümlichen Hitparade statt. Am Ende konnte man ihn kaum mehr ertragen, weil er in seinem Repertoire so variantenarm ist. Heute wirkt er vielleicht deshalb peinlich, weil er immer noch in einer anderen Zeit lebt. Aber Fiereck und Kretschmer waren einmal zu Recht große kleine Stars in München.

[gwen]

Mag sein, aber als er noch gut war, war ich zu klein um das zu beurteilen. Und jetzt ist er nun mal peinlich weil er sich nicht rechtzeitig aus dem Business entfernt hat um noch Jahrzehnte später als sympathischer Star um ein Comeback angebettelt zu werden. Diesen Zeitpunkt verpassen leider manche, großartiges Beispiel ist hierfür übrigens Ingrid Steeger.
Ehrlich gesagt kann ich mich an diese Filme garnicht erinnern. Dafür mit umso größeren Seelenqual an die Filme mit Thomas Gottschalk und Mike Krüger, wuah!