Leider bin ich ein schlechter Tourist, und deswegen weiß nicht mehr, wie die romanische Kirche mitten in Wien heißt. Im Grunde ist das auch völlig gleichgültig, es sei denn, jemand ist versessen darauf, den Spuren Barbara Wussows zu folgen. Hinter dieser Kirche befindet sich ein kleines Wirtshaus, das man vermutlich für Touristen mit Interesse an romanischen Kirchen und Schnitzeln gebaut hat. Wir saßen dort und speisten und tranken artig im Schatten der Kirche, als ein Troß von Menschen um die Ecke gebogen kam, der schon von weitem als 'wichtig' auszumachen war. Eine Kamera wurde aufgebaut, Mikrophone installiert, doch nahm zunächst niemand so recht Notiz von den Herrschaften, was sich änderte, als Frau Wussow die Szene betrat. Sie trug etwas aus Schlangenlederimitat und außerdem einen Knaben. Begleitet wurde sie von einem, der 'ganz wichtig' war und eine Zigarre rauchte. Offensichtlich schickte man sich an, einen Film zu drehen. Ob Kirche oder Wirtshaus die Kulisse abgeben sollten, war nicht erkennbar, aber Wiener Geschäftsleute, die ihre Mittagspause hier verbrachten, reckten eifrig die Hälse und nickten sich verschwörerisch zu.
Wir machten uns davon, denn als Komparsen in einem Film mit Barbara Wussow mitzuwirken, ist keine einladende Vorstellung. Doch zuvor wollten die Hände noch gewaschen sein. Nun war es aber tatsächlich so, daß es nur eine einzige Toilette in diesem Wirtshaus gab, die man durch einen kleinen Vorraum mit Waschbecken erreichte. Dorthin begab ich mich also, seifte die Hände ein und hörte es spülen, und vom Klo kam niemand anderes als Frau Wussow, am Schlangenledernen herumnestelnd.
Wien habe ich es zu verdanken, daß ich sagen kann: Ich bin einmal mit Barbara Wussow gemeinsam auf dem Klo gewesen.
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