Es war der 22. September am frühen Abend. Einen Tag vor der Wahl in Hamburg. Ich befand mich ebenda und suchte meine Schlafmöglichkeit in der alten Wohnung von Andreas Schlüter in der Greifswalder Straße nahe der Langen Reihe auf. Überall so große, elegante Wahlschilder mit Ole von Beust, dem CDU-Spitzenkandidaten. Ganz geschmackvoll, in grauen edlen Tönen, fein gerastert, von unten nach oben schauend sein Gesicht drauf. Er schaut mich an, denke ich. Und das in der Langen Reihe. Klar, er will mir etwas sagen, aber diskret. Er gehört zu denen, die nicht darüber reden. So wie Matthias Wissmann und Guido Westerwelle. Aber er gehört irgendwie dazu. Jemand hat ihn auch mal im schwulen Cafe Gnosa gesehen, das ist neben dem Gay Sexshop in der Langen Reihe.
Ich gehe am 3-DM Pizzashop vorbei, da kommt er mir doch tatsächlich entgegen: Ole von Beust. Ganz braun ist er, so komisch mit gelb gemischt. So ein unwirkliches braun. Und das sieht irgendwie sehr billig aus, wie Solarium oder wie Gelbsucht, die hinter einer Maske aus gesundem Braun versteckt wird. Er war allein, ohne Personenschützer, ohne Begleitung und sah mich beim Entgegenkommen an. Weil er jeden anguckt. Weil er wissen möchte und zwar von jedem und jeder, ob es ihn überhaupt gibt. Aber da war nichts Bestimmtes oder Spezielles. Nur die großen Ringe, die Tränensäcke unter den Augen fielen mir auf. Die könnte er sich mal wegmachen lassen, wie auf dem Wahlplakat. Eine diskrete Schönheitsoperation passt zu ihm. Es war wirklich nichts Besonders, diesem Mann zu begegnen. Aber es ist tatsächlich eine wahre Begebenheit und der Mann wird ja jetzt wohl berühmt, als neuer Bürgermeister von Hamburg. Und hier ist er noch nicht aufgetaucht, bisher.
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