Es muß in den späten sechziger Jahren gewesen sein, denn die Hauptfigur dieser kleinen Geschichte wurde 1964 schon zum damals jüngsten Bürgermeister Westdeutschlands gewählt. Stolz wie Oskar war der Spund, natürlich schon seit 9 Jahren Mitglied der jungen Union und auf dem Weg nach ganz, ganz oben.
Vorerst aber war er Bürgermeister in eben Spaichingen, das weder für besonderen Glamour noch für eine Häufung staatstragender Akte international bekannt ist. Aber gelegentlich muß schon eine Kreuzung eröffnet oder ein Kreissparkassenfilialenneubau eingeweiht werden, und da gibt es dann Gelegenheit zu reden, Gelegenheit, vom Buffet zu naschen und manchmal, bei besonders feierlichen Anlässen, gibt es sogar Musik.
Dieser Anlaß war so einer, viel Volk saß in einer weiten Halle und hörte sich Haydns Kaiserquartett an, schön klang das, auch die Instrumente. Aber lang zog es sich hin, mancher schaute schon auf die Uhr und schielte vielleicht auf angerichtete Esswaren, da endlich begann der vierte Satz. Und unser Held, kaum hat er die ersten Töne gehört, weiß, was er zu tun hat. Er will es weit bringen, da ist der erste Schritt klar. Erwin Teufel erhebt sich, und nimmt den vierten Satz des Kaiserquartetts in der würdevollsten Haltung ab, die ihm zu Gebote steht.
Leider weiß ich nicht, ob die Spaichinger ihrem Schultes folgten, ob Teufel die Rechte bewegt ans Herz hob, ob er weinte, lachte, mitsang, auf Schwäbisch oder Deutsch. Ich weiß nur, daß er stand, bei diesem Anlaß in den späten Sechzigern, wie eine Eins, und daß er leider ragt bis heute.
Ich weiß es, weil mir ein Augenzeuge berichtete, der hier aber ums Verrecken nicht posten mag. Also tu ich es nun, und stehe gerne für jede Lüge und Ausschmückung, und zwar kerzengrade. Wenn man mir welche nachweisen kann.
(Beitrag wurde von Herr Genista am 28.08.2001 um 00:47 Uhr bearbeitet.)
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