ende der achtziger wohnte ich in hamburg ottensen, und es war eine eher trübe zeit. trost war, nachts bei der nzz anzurufen und ein kostenloses vier-wochen-abo zu bestellen: trost nicht nur, weil sich mit dem damals noch verwendeten duenndruckpapier der kleine kohleoefen in meinem zimmer unvergleichlich gut anfeuern liess, sondern auch, weil auf dem anrufbeantworter eine frauenstimme in schoen rundem schwyzerdeutsch zu hoeren war. eines besonders trueben abends nahm ich die morgens zugestellte zeitung und ging in die 'traube', ein weinlokal mit alter holzgeschnitzter innenausstattung und einer freundlich-unaufdringlichen wirtin. trinkend und lesend sass ich, meine beine zu einer langen kordel gedreht, als ein aelterer herr sich ueber meinen tisch beugte und hoeflich fragte: ob ich wohl valentin hiesse. nein. ob dann mein vater ein herr valentin sei. nein. ob ich vielleicht einen grossvater mit vornamen karl ...? nein; und er dankte fuer die auskunft, gruesste freundlich und setzte sich wieder an seinen tisch, gelegentlich hinueberlaechelnd. verstrickt in truebsinn verstand ich die frage erst auf dem weg nach hause; und kam mir recht geschmeichelt vor - getroestet geradezu.
zugegeben: es ist sozusagen das negativ einer hoeflichen-paparazzi-story: ich war nicht der paparazzierende, sondern der paparazzierte. und dann war ich noch nicht einmal das eigentliche objekt des paparazzierenden, sondern wurde faelschlich dafuer gehalten, und das auch nur in mindestens zweiter generation. es ist eher ein fall halbklassischen pseudopaparazzismus. sollte dieses forum indirekter eitelkeiten dafuer nicht der rechte ort sein: her mit dem vorhaengeschloss!
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