Die Sonne war hinter den Kränen des Hafens verschwunden und kotzte ihr Restlicht über den Elbstrand. Während sich frischverliebte Paare im Sand wälzten und sich ins Gesicht bissen, saßen weniger frischverliebte Paare nebeneinander und tranken sich mittels Bier (Er) und Weissweinschorle (Sie) in diesem angenehm dumpfen Zustand, der es ihnen erlaubt später, nachdem sie bei ³Francoã waren, kurz nach Sabine Christiansen, den Wochenend-Sex zu vollziehen. Währenddessen lungerten die Singles herum, wartend auf ein Zeichen der anderen Seite, oder auf eine SMS. ³Hi Klaus, sind bei Franco. Total lustig hier. Komm auchã Ein ganz normaler Sonntag in Hamburg, also, irgendwo zwischen gewünschter Freiheit und erlebter Kettensäge.
Total entspannt saß ich also dort, als mir plötzlich ein Stuhl in den Rücken geworfen wurde. Ein ³Sorry, Duã kam sofort und ich ließ die Walther PPK, mit der ich meine Sonntagsidylle und meine Ehre verteidigen wollte doch im Rucksack. Nicht das ich gewalttätig bin. Nein. Es ist nur so, das man ja häufig im wilden Dschungel der Großstadt mit Situationen konfrontiert wird, in denen man sich wünscht entweder weglaufen zu können, oder dem anderen die Nase zu verbiegen. Vordrängler an Rolltreppen, die dann auch noch links stehen zum Beispiel. Fahrradkuriere, die einen 2 cm vor der Nase mit 80km/h vorbeifahren, Mc-Donalds Verkäufer, die soviel Eis in die Cola werfen, das keine Cola mehr reinpasst. Da würde man gerne mal mit einer Pistole rumfuchteln und sagen ³Hey, Sie. Nehmen sie sofort das Eis aus meiner Cola.ã Aber gemacht habe ich doch noch nicht, denn es reicht wenn ich weiß das ich es tun könnte. Lieber schnippe ich dann das Eis durch den Laden, bis ich jemanden vom Verkaufspersonal treffe.
Aber ich schweife ab.
Dieser Mensch also, warf mir seinen Stuhl in den Rücken und begann halblaut eine Erklärung. ³Du, ich mein, Du, also ist doch schön hierã schwadronierte er, und die Stimme kam mir irgendwie bekannt vor. ³Also hol mal n Bierã kam dann ein Befehl, und jemand stand auf. Ein ³Haste Geld?ã wurde hastig hinterher geworfen und das gab mir die Gelegenheit mich umzudrehen um zu schauen, was für ein penetrantes Arsch, das gerade knapp an einer geschlitzten 7.8mm Kugel vorbei gekommen ist, hinter mir saß. Mir stockte der Atem und eine Sekunde lang überlegte ich, die Walther doch noch zu zücken, um die Welt vom Übel zu befreien.
Hinter mir saß Dieter Bohlen, und die Dame, welche er fortschickte um Getränke zu besorgen war diese neue Schnepfe, die er seit einiger Zeit hinter sich her zieht. Für alle unwissenden: Dieter Bohlen ist die Verona Feldbusch der Musikindustrie. Aber er ist auch der einäugige König unter den blinden Hamburger Partylöwen. Es ist gänzlich unmöglich nicht über Dieter Bohlen zu stolpern, betritt man in Hamburg das ein oder andere Etablissement. Kein Sofa, auf dem sich der Mensch nicht gelümmelt hat, kein Teppich auf dem er....lassen wir das.
Die Dame erschien mit den Getränken. ³Scheisse, iss ja warmã blökte Bohlen, ³Kriecht man hier nur warm, oda was.ã Die Dame sprang behände wieder auf, wurde aber zurückgehalten. ³Laß ma. Is lieb.ã Freudig erwartete ich nun ein privates Gespräch:. Aber nichts. Gar nichts. Man schwieg sich an. Und trank. Man trank sehr viel. Er Bier, sie Weissweinschorle.
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