Eigentlich wollte ich es mir verkneifen, handelt es sich nicht einmal um eine Begegnung, sondern nur um das Erspähen einer Schulter, es handelt sich also um fragmentarischen Paparazzismus. Aber ich möchte Tex eine Freude machen und dem Ruf gerecht werden, dass ich oft und schon immer und ständig skifahre. Dabei bin ich fünfzehn Jahre lang überhaupt nicht skigefahren. Aber ich kann jedem vorbeugend versichern, dass man es nicht verlernt und genauso schlecht fährt wie früher.
Wenn man Farah Diba beim Skifahren sieht, kann das nur in der Schweiz sein. Und natürlich ist es schon ziemlich lange her. Oder sehr lange. Und ich hoffe, die Schweiz war zu der Zeit noch nicht so teuer. Ich war damals wie heute nicht sehr groß, mit sechs oder sieben Jahren aber noch kleiner.
Und gesehen habe ich von Farah Diba nur eine dunkelblaue Schulter (Anorak) zwischen vielen anderen Schultern, und dazu gehörte noch ein Ausschnitt von sehr glänzendem schwarzem Haar, vermutlich ein Nackenknoten. Denn wir standen sehr dicht gedrängt in einer Gondel, so eng wie man zur Osterferienzeit in Gondeln eben zu stehen pflegt. Beim Eingedostwerden raunte jemand: 'Da ist die Farah Diba.' Das Raunen vervielfachte und verteilte sich rasch. Alle reckten und verrenkten die Hälse, bis ehrfürchtige Stille eintrat. Und ich sah eben nichts - außer der beschriebenen Fragmente. Ich wußte nicht mal, wer das eigentlich war. Denn auf Grund der Andacht traute ich mich nicht zu fragen. Und erst oben wurde mir erklärt, dass es die Frau Schah gewesen sei, die 'Kaiserin' von Persien . Und ich hatte nur die Schulter gesehen! Von einer echten Kaiserin (jetzt las ich gerade: Kassiererin...Aber passt ja auch.)
Den ergreifenden Moment des Paparazzierens, des kollektiven Erstaunens und Verharrens habe ich in dieser gräßlich überfüllten Gondel erstmalig gespürt. Es war eine Art Initiationserlebnis sozusagen.
Zum Mittagessen gab es vermutlich Backerbsensuppe oder Spaghetti bolognese. Und am Abend zeigte mir meine Oma ein Bild von ihr im 'Frau im Spiegel'. Das machte das Gefühl des 'eine-Kaiserin-verpasst-Habens' noch viel schlimmer.
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