Ein kleines aber dennoch denkwürdiges Erlebnis...
Ich schwächelte neulich in der Wartezone des Hamburger Flughafen so vor mich hin und blätterte gelangweilt in den örtlichen Journaillien herum und stellte mir die gewichtige Frage, ob ich denn nun noch zum Brühautomaten zwecks Brühen eines Tees schlendern sollte oder nicht. Ich entschied mich für oder nicht, da mehr Tee nur übermäßig die Blase strapaziert und ich es eh nur aus Langeweile getan hätte.
Jäh wurde ich aus meinem Tee-Tantra gerissen, als eine Stimme aus dem Lautsprecher knarzte: '...krrks..Ihr Lufthansa Flug..krrrs..ist nun zum Einsteigen
bereit..krrks...bla-bla' usw.
Komische Sprache. Wieso bitte ist ein Flug zum Einsteigen bereit? Nur nicht denken, schnell Jacke und Rucksack gegriffen und ab zur zickigen Eincheckerin, die noch ein gut
akzentuiertes 'Guhmfluch' für mich übrig hat.
Leider folgt keine direkte Gate sondern ein
schäbiger oller Bus, in den sich die wenigen
Passagiere hineinlümmeln. Enfin, denke ich,
nun geht es los. Aber nein, der Bus wartet
und wartet und wartet noch ein bißchen bis
endlich die letzten Passagiere kommen:
Herr von Dohnany, ehemaliger Bürgermeister
von Hamburg, seine Frau von Dohnany und gewißermaßen als Zugabe, der Bruder von
von Herrn von Dohnany!!!
Eine sofortige ehrfürchtige Stille legt sich
über die Anwesenden, die man sich aber als cooler Hamburger natürlich nicht anmerken läßt. Frau von Dohnany setzt sich neben mich und lächelt freundlich, doch ich lasse mir nichts anmerken, da ich doch weiß wie unangenehm es für Promis sein muß andauernd angesprochen zu werden. Viel lieber beobachte ich paparazzimäßig wie sich Herr Ex-Bürgermeister und sein Bruder wie im richtigen Leben an den Haltestangen im Bus festkrallen bei der obligatorischen Flughafenrally zum Flieger.
Der Flieger ist eine Fokker 50, ein Alptraum für klaustrophobische und krampfader-
geschädigte Menschen. Nun ja, 1 1/2 Std. wird's wohl gehen und mit den von Dohnany's an Bord....
Die Platzauslosung und das Karma haben es so
gewollt. Sie sitzen direkt hinter mir, Herr
und Frau von D. und benehmen sich, wie überaus entäuschend, vollkommen normal.
Herr von D. trinkt einen Kaffee, sie
einen O-Saft und sonst passiert nicht viel, außer daß ich mir das Hirn zermartere mit
unnützen Fragen wie: Gibt es für Politiker
ein Leben 'danach' und was er jetzt wohl so
macht außer ausgiebig Zeitung lesen?
Tja, ich werd' es wohl nie erfahren, da ich
nicht gefragt habe - vielleicht wär' er ja
ganz gern mal gefragt worden...
CHRIS
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