Einmal, als ich meine Brötchen noch als niedere Magd im Konzertwesen verdiente, tat ich Backstage-Dienst bei einer mittelgrossen Open-Air-Veranstaltung. Neben so manchem inzwischen verloschenen Halbstern, für den ich Getränke und ähnliches heranschaffen durfte, sollte dort auch die ewige Ikone David Bowie spielen, doch wie das mit den großen Stars üblich ist, hatte ich nicht die Hoffnung, ihn hinter der Bühne wirklich zu Gesicht zu bekommen, weil im Starquartier besonderes Volk nur sich herumtreiben durfte.
Beim überqueren einer kleinen Lichtung im Wald der Kabinen, Planenwände und Streben erblickte ich von weitem und von hinten eine Person in weissem Hemd und schwarzer Hose mit hablang herabhängenden Haarzotteln, die zwei Tassen in den Händen hielt und hilf- bzw. erfolglos versuchte, eine Tür zu öffnen. Als Stagehand eilte ich natürlich zu Hilfe, denn das stand so im Vertrag.
Ich öffnete also die Türe. Die Person blickte auf, lächelte mich an, sagte sonorigst 'thank you, dear' und ging schnurstracks durch die von mir geöffnete Tür.
Da merkte ich erst, dass David Bowie zu mir gesprochen hatte. Und fiel beinahe in ein mehrjähriges Koma von der schlimmsten Sorte.
Noch heute erbebe ich im Schritt, wenn ich an diese Begegnung zurückdenke. Unnötig zu sagen, dass die später folgende Darbietung von Herrn Bowie ganz und gar vortrefflich war. Ich sage es aber trotzdem.
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